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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Nylma lächelte und hielt Yendred den Griff entgegen.
    Mit zitternden Fingern nahm Yendred die Waffe entgegen. Sie war noch leichter als erwartet und würde jeden Feind überraschen. Er fuhr mit den Fingerspitzen die Klinge entlang. »Darf ich sie wirklich haben?«, fragte er voller Ehrfurcht und ließ den Blick zwischen seinem Vater und seiner Lehrmeisterin hin und her wandern.
    Nylma lächelte nur.
    »Sie soll dir gehören«, sagte Nuramon.
    Yendred wurde warm ums Herz. Es war, als hätte sein Vater ihm einen Teil der eigenen Vergangenheit geschenkt. Er dankte ihm und steckte die Waffe in seinen Gürtel neben sein gekrümmtes Kurzschwert, das er aus der Waffenkammer der Ilvaru hatte und das nach elfischem Vorbild gefertigt war.
    Sein Vater lächelte zufrieden, dann führte er sie auf eine kleine Lichtung, auf der sich ein Teich an einen weißen Felsen schmiegte. Auch diese Stelle kannte Yendred aus den Erzählungen seines Vaters. Hier waren er und Farodin nach allen Mühen Noroelle wiederbegegnet. Während Nuramon nur schmunzelte, kamen Yendred die Tränen, und als er eine Hand auf der Schulter spürte, war er überrascht, dass es Lyasanis war. Ihre Lippen zitterten. Auch sie hatte sich die Geschichte um Noroelle wieder und wieder erzählen lassen.
    Nuramon führte sie weiter, durch den Wald hindurch, als suchte er etwas, und Yendred wagte es nicht, eine Frage an ihn zu richten, so sehr schien sein Vater in Gedanken verloren zu sein. Schließlich kamen sie an den Rand des Waldes. Der Nebel zog sich wie eine Decke über den Boden bis zur Dunkelheit.
    »Ist es dieselbe Finsternis wie auf den Albenpfaden?«, fragte Nylma.
    »Manche glauben das«, sagte Nuramon. »Andere sagen, es sei nur die Schwärze zwischen den Resten der Zerbrochenen Welt.« Er wies zurück in den Wald. »Diese Orte haben sich um die Albensterne gebildet. Stellt euch vor, eure Welt würde zerbrechen und zurück blieben nur jene Stellen, an denen sich die Tore öffnen lassen. Wie wenig das wäre! Einst mögen sich hier fruchtbare Wiesen erstreckt haben, so weit das Auge reicht, behütet von Geistern, die noch mit dem Wesen der Welt im Einklang waren.« Er wandte sich ab. »Dieser Ort ist ein Gefängnis und eine Erinnerung. Und der Blick dort hinaus ist nichts anderes als eine Warnung.«
    Nuramon konnte nicht schlafen. Sie lagerten auf der Lichtung, auf der Noroelle ihn zurückgewiesen hatte. Hier hatte sie sich für Farodin entschieden und war mit ihm ins Mondlicht gegangen. Jene Nacht berührte Nuramon noch immer. Es war eine alte Wunde, die schmerzte, die aber auch tröstende Erinnerungen an frühere Zeiten barg. Nuramon starrte in den Sternenhimmel. Als er zuletzt hier gewesen war, waren seine Erinnerungen noch ungeordnet gewesen. Nun fühlte er sich wie ein alter Krieger, der auf die Schlachtfelder seiner Jugend zurückkehrte. Auf alten Spuren zu wandeln war wie eine Prüfung seiner Gefühle. Es war, als wollte ihn das Schicksal fragen, wie sehr er Daoramu liebte und ob die Erinnerung an Noroelle und all die anderen diese Liebe trübte.
    Noch ehe die Sonne aufging, war Yendred auf den Beinen. Er ging an den Strand und betrachtete den Felsen, an dem Emerelle einst das Stundenglas zerschlagen hatte. Er hatte geträumt, dass ihn die Elfenkönigin mit einem unheimlichen Lächeln betrachtet und dann auf Lyasani und Salyra geblickt hatte. Diese hatten bei steigender Flut im Wasser gekniet und ihn angefleht, es nicht zu tun, und er wusste nicht, was sie gemeint hatten. Als er die Hand der Elfenkönigin auf seiner Schulter gespürt hatte, war er aufgewacht.
    »Du kannst es auch nicht erwarten, was?«, sagte eine Stimme hinter ihm. Yendred wandte sich um und sah Lyasani, die nur in ihr Hemd gekleidet war. Sie kam barfuß näher und setzte sich neben ihn auf den Felsen. »Hast du schon darüber nachgedacht?«, fragte sie.
    »Worüber?«, entgegnete er.
    Lyasani lachte. »Über gestern Nacht natürlich. Oder hast du das schon vergessen?«
    Natürlich erinnerte er sich. Er war mit Salyra und Lyasani im Bad gewesen, und sie hatten die Gerüchte, die ihn zum Geliebten beider Frauen machten, dort beinahe wahr werden lassen. Was unten im Bad begonnen hatte, war in seiner Kammer weitergegangen, und auch das Erscheinen seines Vaters hatte sie nur einen Moment lang abhalten können. Schließlich hatten sie erschöpft dagelegen und einander Liebesworte zugehaucht. Mit dem Schweigen und dem Erlöschen der Kerze hatte er seine beiden Freundinnen atmen hören und

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