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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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fremden Männer?
    Als hätte er ihre stumme Frage vernommen, griff der breit gebaute Krieger nach seinem Helm, zog ihn vom Kopf und ließ ihn zu Boden fallen. »Schluss mit der Verkleidung!«, sprach er. »Ich will sehen, wer mir den Schädel einschlägt.«
    Die beiden anderen Krieger folgten seinem Beispiel, und Daoramu stellte mit Erstaunen fest, dass es sich bei einem von ihnen um eine Frau handelte. Weibliche Krieger gab es in Varmul mit seinem männlich geprägten Ahnenkult so gut wie keine, und auch in Yannadyr waren Frauen in Waffen ein eher seltener Anblick.
    »Gaeremul!«, brüllte ein Mann aus dem großen Kerkerraum, streckte seine Hand durch die Öffnung in der Tür und winkte dem Anführer. Dieser schloss erst Bjoremuls Tür auf und reichte die Schlüssel dann an die Kriegerin weiter, die sich am Schloss des Nachbarraums zu schaffen machte. Kurz darauf drängten die Gefangenen aus dem großen Kerkerraum auf den Gang. Sie strebten dem Saal entgegen, und Gaeremul und die Kriegerin folgten ihnen. Die befreiten Männer, Frauen und Kinder wirkten erschöpft, und Daoramu vermochte sich nicht vorzustellen, wie ihnen eine Flucht aus der stark bewachten Festung gelingen sollte.
    Nur Bjoremul blieb mit einem weiteren Krieger zurück. Da es auf dem Gang wieder ruhig geworden war, konnte Daoramu verstehen, worüber sie sprachen. »Sie sind nun gewarnt«, sagte Bjoremul. »Es wird schwer.«
    Sein Gegenüber nahm erst jetzt seinen Helm ab. Daoramu erkannte ihn sofort. Es war der Mann mit den Edelsteinaugen. Aber das war nicht das einzig Ungewöhnliche an ihm. Es war nicht der fremdartige Schnitt seines Gesichtes, die ungeheure Blässe seiner Haut oder die auffällige weiße Strähne im braunen Haar, die Daoramu an dem Krieger überraschte, sondern seine spitzen Ohren. Sie erinnerten sie an die Ohren eines Alvaru aus den Märchen ihrer Kindheit.
    »Es wird schwierig, aber wir werden es schaffen«, sagte der blasshäutige Mann. »Solange sie mein Blendwerk beeindruckt, steht uns der Weg offen. Und sollten sie es durchschauen, verzichte ich auf das Blenden und biete mehr auf – viel mehr.« Er sprach ein melodisches Arlamyrisch, es war das Gegenteil zur tiefen Stimme Bjoremuls. Wo der Wyrenar wie ein Erzähler alter Heldenepen klang, erinnerte sein Gegenüber an einen gefühlvollen Sänger lyrischer Dichtung.
    Die Kriegerin kam zurück, nahm eine Lampe von der Wand, leuchtete in die große Zelle hinein und gesellte sich dann zu ihren beiden Gefährten. »Das waren alle. Wir können gehen.« Dann blieb ihr Blick an Daoramu haften. »Was ist mit ihr?«, fragte sie ihre Begleiter.
    »Genau, Daoramu, was ist mit dir?«, sagte Bjoremul. »Willst du mitkommen? Überleg es dir gut, denn wir ziehen gleich hinaus ins Feuer. Vielleicht bist du da drinnen sicherer.«
    Daoramu zwinkerte ihm zu. »Mein Vater hat gerade Weramul erobert. Wenn der König davon erfährt, könnte er seine Wut an mir auslassen.«
    »Kommst du aus Yannadyr?«, fragte die Kriegerin.
    »Ja«, antwortete Daoramu und musste an Yenwara denken. Würde der König das Mädchen nicht verantwortlich machen, wenn sie nun mit diesen Leuten aus dem Gefängnis floh und davonkam? Möglich war es, aber nicht wahrscheinlich. Eher würde der Herr dieser Festung seinen Kopf hinhalten müssen. Damit war es entschieden. »Ihr seid die Feinde meines Feindes«, sagte sie. »Euch zu begleiten wäre mir eine Ehre.«
    Die Kriegerin wandte sich an Bjoremul. »Sie gefällt mir«, sagte sie und warf ihm den Schlüsselring zu. »Es ist deine Entscheidung. Wenn du deinen Verrat vollkommen machen willst, öffne ihr die Tür.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schritt den Gang entlang.
    Bjoremul starrte für einen Moment ins Leere, dann schüttelte er den Kopf. »Keine Sorge, Daoramu. Mirugil wird dir nichts tun. Er wird dich gegen andere Geiseln tauschen. Wenn dein Vater Weramul erobert hat, wird er manches Pfand in Händen halten. Lasse ich dich aber jetzt frei und würdest du bei unserem Fluchtversuch umkommen, es würde auf meiner Seele lasten. Verzeih! Ich habe schon genug Ärger. Ich werde mich nicht auch noch mit deinem Schicksal belasten.«
    Aber Daoramu wollte sich nicht darauf verlassen, dass der Wyrenar recht behielt. Sie starb lieber auf der Flucht als unter dem Schwert eines Henkers. »Dann gib mir wenigstens den Schlüssel«, sagte sie. »Dann kann ich selbst über mein Schicksal entscheiden.«
    Bjoremul überlegte kurz, dann lächelte er. »Manchmal muss man zu

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