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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Daoramu konnte nicht anders – sie musste lächeln.
    Als die Schritte verklungen waren, versuchte Daoramu, etwas in der gegenüberliegenden Zelle zu erkennen, doch das Licht der Öllampe auf dem Gang fiel nur durch das Sichtfenster an die Wand.
    »Wer bist du?«, fragte eine tiefe Stimme. Dann erst schob sich das bärtige Gesicht des neuen Gefangenen an die Öffnung.
    »Daoramu«, antwortete sie.
    »Du hast kein Gefolge«, sagte der Mann. Seine Stimme war die eines alten Anführers – befehlsgewohnt und keinen Widerspruch duldend. Doch das Gesicht über dem Bart wirkte jung. Dreißig Jahre höchstens, dachte sie.
    »Ich bin eine Abgesandte aus Yannadyr«, entgegnete sie.
    Er lachte. »Und die Verhandlungen sind offenbar gescheitert.«
    »So knapp ist die bittere Wahrheit.«
    »Du bist schön.«
    »Und du bist ein Wyrenar.« Sie lächelte. Hinter dem Muskelberg, der die Wachen mit seinem Gebrüll in die Flucht geschlagen hatte, steckte ein Mann mit Witz und Humor.
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Ein Wyrenar. Richtig. Und das hast du erkannt?«
    »Die Art, wie jemand gefesselt ist, offenbart viel«, sagte sie. »Ebenso die Wahl der Rüstung.«
    »Bjoremul ist mein Name«, verkündete er.
    Sie hielt einen Moment den Atem an, dann musste sie lachen.
    »Ich glaube, in meinem ganzen Leben hat noch niemand über meinen Namen gelacht«, sagte Bjoremul grinsend.
    »Verzeih, Bjoremul aus dem Hause Bjaru. Ich lache nicht über deinen Namen, sondern darüber, dass ein Krieger, den man in meiner Heimat fürchtet, in den Kerker gesperrt wird, während im Westen Krieg herrscht. Ich lache, weil viele meiner Landsleute nun von deiner Waffe verschont werden.«
    »Freu dich nicht zu früh«, sagte Bjoremul. »Falls der König mir Gnade anbietet, könnte ich meinen Dreschflegel schon bald wilder denn je kreisen lassen.«
    Daoramu schaute schräg zur Tür des Kerkersaals mit den Gefangenen aus der Wildnis. »Er hat immerhin deine Leute als Pfand.«
    »Das sind nicht meine Leute.«
    »Ich verstehe«, war alles, was Daoramu darauf sagte.
    »Du verstehst?« Bjoremul lachte. »Dann erkläre mir meine Lage, schöne Frau aus dem Westen. Denn ich habe keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte.«
    »Unterbrich mich einfach, wenn ich falschliege«, sagte sie schmun zelnd. »Sie haben dich, einen varmulischen Wyrenar, neben einfache Leute aus einer Stadt in der Wildnis gesperrt. Also hast du irgend etwas getan, was diesen Menschen hätte helfen können. Und nun behandelt dich der König, als wärest du ihr Anführer. Man könnte sagen, dass du anstelle des Anführers dort stehst. Du hast ihn vielleicht verschont oder ihm irgendeinen anderen Vorteil gewährt.«
    Die Augen des Wyrenar blitzten auf. »Du bist scharfsinniger als der König, meine Kleine.«
    Sie hasste es, wenn jemand anderes als ihre Mutter sie als meine Kleine bezeichnete, aber bei Bjoremul sah sie darüber hinweg. Vielleicht war es das Alter in seiner Stimme, das sie milde stimmte. »Ich bin nicht scharfsinnig, aber ich habe recht«, sagte sie schmunzelnd. »Du hast einem der Anführer dieser Leute einen Vorteil verschafft.«
    »Nicht nur einen Vorteil. Ich habe den Anführern zur Flucht verholfen, indem ich dem König die Klinge an die Kehle hielt.«
    Sie schüttelte überrascht den Kopf. »Aber was bei allen Ahnen hat dich denn dazu gebracht?«
    »Das erzähle ich dir lieber nicht.«
    »Vielleicht später? Zeit genug haben wir ja.«
    »Nicht so viel, wie du glaubst.« Er spähte den Gang hinunter. »Hörst du das?«
    Sie lauschte, doch alles, was sie neben den üblichen Kerkergeräuschen hörte, war ein leises Zischen irgendwo in der Ferne. »Das ist der Wind«, sagte sie. »An solche Geräusche gewöhnst du dich noch.«
    Doch dann hielt sie inne. Das Zischen kam näher, und plötzlich hallten Schreckensschreie aus der Halle den Gang entlang. Stiefel stapften die Treppe hinauf. Da kam es wieder, das Zischen; diesmal noch lauter. Es klang fast wie die Brandung des Meeres.
    Bjoremul trat von der Tür zurück und sagte etwas zu den Leuten in seinem Nachbarraum, das Unruhe im großen Kerkersaal auslöste. Dann hallten Schritte den Gang entlang, und Daoramu erkannte die Krieger, die Bjoremul gerade eben erst gebracht hatten. Ihr Anführer, ein breitschultriger Mann, hielt den Ring mit den Zellenschlüsseln in der Hand, den Sarogul eben noch geführt hatte. Von der Halle her drangen die Schreie der Wächter heran, dann erneut Schritte, die sich schnell näherten.
    Wer waren diese

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