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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Zwergenmagierin Solstane erlernt, der Frau seines Freundes Alwerich. In dieser Inkarnation hatte er sich an den alten Zauber erinnert, hatte ihn mit viel Geduld und Gespür neu erlernt und ihn schließlich gemeistert.
    Die Teredyrer bestaunten das Werk wie ein Wunder, mehr noch als das Licht der Barinsteine, das ihnen bereits bekannt war. Für Daoramu jedoch, die Gesandte aus dem Westen, war der Schein der Steine ebenso neu wie Nuramons Heilzauber. Das Staunen in ihren braunen Augen wich erst, als sie der Müdigkeit erlag und schließlich einschlief.
    Als Nuramon am nächsten Morgen mit drei erlegten Hasen von der Jagd zurückkehrte, sah er Daoramu am Ufer des Sees, abseits der Teredyrer. In ein Leinenhemd gehüllt wusch sie ihr Kleid im Wasser. Ihr braunes Haar war nass, und ihre roten Wangen ließen noch die Kälte des Seewassers erahnen, in dem sie gebadet hatte. Als er am Mittag vom Fischfang und von einem Bad am Wasserfall zurückkehrte und endlich wieder seine waldfarbene Kleidung aus Albenmark trug, sah er sie noch immer am Ufer sitzen. Ihr Kleid war längst getrocknet und strahlte in einem satten Rot. Es war aus dickem Stoff, einem Stoff für einen kühlen Frühling im Tal oder kühle Sommermorgen im Gebirge. Er wagte es nicht, sie in ihrer Ruhe zu stören, und sie sprachen nicht an diesem Tag und nicht in dieser Nacht.
    Erst als die Gemeinschaft am nächsten Morgen aufbrach, spürte Nuramon Daoramus Blicke, und manchmal traf sich der ihre mit dem seinen. Am ersten Tag auf dem Pass hinab ins Minendorf wich sie seinem Blick aus, am zweiten Tag aber hielt sie ihm stand – ganz so, wie sie es bei ihrer ersten Begegnung im Kerker getan hatte. Schließlich kam sie sogar an seine Seite und lächelte ihn an. »Woher wusstest du es?«, fragte sie ihn. »Dass ich sonst nicht so unsicher bin, meine ich.«
    »Die Frau«, sagte er, »die ich im Kerker sah, ehe ich mich offenbarte, war die Königin ihrer selbst, ganz gleich ob sie die Mauern eines Palastes oder die eines Gefängnisses umgaben. Sie wirkte auf mich nicht wie eine Zweiflerin.« Er schaute in ihre Rehaugen und fragte: »Habe ich recht?«
    »Sage ich ja, so wirke ich eingebildet. Sage ich nein, wirke ich bescheiden. Belassen wir es also dabei.«
    Nuramon lachte, und als er bemerkte, dass sich die Teredyrer scharenweise zu ihm umwandten und staunten, war er sich sicher, dass sie ihn nie zuvor laut lachen gehört hatten.
    Mit einem betörenden Grinsen schaute Daoramu zu ihm herüber. Dann zwinkerte sie ihm zu.
    »Ich habe mich nicht getäuscht«, sagte er. »Nur die Frau, die ich sah, würde einer Antwort ausweichen und sie dadurch deutlich aussprechen.«
    »Und nur wenige würden die Antwort bemerken«, entgegnete sie und lächelte schelmisch. Plötzlich wurde sie ernst. »Danke, dass du mich da herausgeholt hast.«
    »Wenn du willst, bringe ich dich über die Albenpfade nach Westen in deine Heimat«, sagte er.
    Statt zu antworten, starrte sie zu Boden, als hätte sie ihre Umgebung vollkommen vergessen. »Mir ist gerade etwas eingefallen«, sprach sie leise vor sich hin.
    Nuramon schwieg und musterte sie, wie sie sich immer wieder auf ihre Lippen biss, ab und zu ihren Kopf hob und mit ihren braunen Augen ins Leere starrte. Als hätte sie einen Zauber gesprochen, der ihre Sinne auf eine Reise sandte, schritt sie neben ihm her, nur um ab und zu aufzuwachen und zu lächeln. »Mein Vater wird dich mit Dank überhäufen, wenn du mich nach Yannadyr führst«, sagte sie schließlich.
    Noch ehe es Mittag war, erreichten sie die Brücke über den Fluss Syarnar und wurden mit einem Hornsignal vom Tor der Festung am nördlichen Eingang zum Tal begrüßt. Der Jubel der Befreiten hallte den Pass voraus. Sie alle legten einen Schritt zu, und ehe der Weg sich so weit gesenkt hatte, dass die Festung ihnen die Sicht nahm, erkannten sie eine Menschenmasse, die sich vor dem Minendorf sammelte.
    Die Torflügel der Festung standen offen, und die Wachen brüllten ihnen Willkommensgrüße entgegen. Und als sie schließlich den Hof der Festung durchschritten und durch das Tor ins Minental gelangten, gab es kein Halten mehr. Weinend, schreiend und jubelnd liefen die Befreiten dem Dorf und ihren Verwandten, Bekannten und Freunden entgegen.
    Mit einem Mal waren Nuramon und Daoramu allein, und Bjoremul schloss zu ihnen auf. Der varmulische Krieger nickte mit zufriedener Miene. »Dafür hat es sich gelohnt.« Er schaute Daoramu an. »Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich dich

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