Nuramon
hinüber und flüsterte ihr etwas zu. Schließlich schaute sie in die Runde. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Seid stark, und haltet durch.« Mit diesen Worten löste sie sich auf, und Nuramon stellte sich vor, wie ihr Geist oben mit der Birkeneiche verschmolz.
Bald würde Ceren die Magie, die sich überall in den magischen Steinen sammelte, zu ihnen schicken, und Oregir und Sawagal würden an den Wurzeln der Birkeneiche dafür sorgen, dass das Band zwischen Ceren und dem Gefüge der Magischen Hallen nicht abriss. Bei kleineren Zaubern geschah es nicht, aber bei den großen Versuchen entglitt Ceren die Magie gelegentlich. So mussten die beiden Alvarudorer dafür sorgen, dass die Magie, falls sie Ceren entglitt, wieder in ihre Hände kam. Nerimee und Yendred würden die gewaltigen Massen an Magie mit dem Heilzauber versehen, der zu dem magischen Gift vordringen würde, das in Daoramu wirkte.
Nuramon würde mit seinen magischen Sinnen die Stellen finden, die schwach waren. Er würde wie mit einer Nadel in das Gift hineinstoßen, es angreifen und es lähmen. »Dein Zauber wird dem magischen Gift zum Gifte werden«, hatte Ceren gesagt. Und wenn der Zauber, der Daoramu im Bann hielt, geschwächt war, würden Nerimee und Yendred ihn niederringen und auflösen.
Nylma schaute die acht Steine entlang, die er und Nerimee mit Zaubern belegt hatten. Vor ihr gab es eine Vertiefung im Beckenrand, in die sie die Steine einsetzen sollte, sobald sie benötigt würden. Sie halfen bei Heilzaubern, schärften die magischen Sinne oder spitzten die Angriffe auf das magische Gift. Nylma würde die Steine einsetzen, wie sie im Kampf in den richtigen Augenblicken den Schild hob, mit dem Schwert zustieß, ihre Leute zum Angriff führte oder sie in den Rückzug schickte. So wie sie nun konzentriert auf die Steine vor sich schaute, so hatte sie früher die Palastgardisten gemustert.
Nuramon strich mit den Händen über die braune Kugel Dareens. Darin steckten nun ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Kraft. Mit diesem Kleinod musste die Heilung einfach gelingen.
Behutsam sandte Nuramon seine magischen Sinne aus. Mit der Hand am Orakelstein fühlte er Daoramu im Wasser, seine Kinder links und rechts und Nylma mit den acht Steinen. Sogar Oregir und Sawagal spürte er in den Wurzelkammern und Ceren hoch oben. Dieses Artefakt schien keine Grenzen der Einfühlsamkeit zu kennen.
Nuramon war bereit. Jeden Augenblick konnte die Magie mit aller Kraft zu ihnen strömen. Und dann würden sie Daoramu, deren Atem und Herzschlag er durch den Orakelstein hörte, endlich vom magischen Gift ihrer Feinde befreien.
Daoramu spürte das Wasser, dessen Plätschern sie vernommen hatte, lediglich als eine eisige Kälte. Nur eine Stelle war noch warm. Es musste ihr Gesicht sein, denn sie hatte das Gefühl, dass es in der Nähe ihres Gehörs war, welches durch das Wasser gedämpft wurde.
Ihre Sehnsucht nach Nuramon war stärker denn je, und doch fürchtete sie sich. Wer lange in dunklen Tunneln geschlafen hatte und plötzlich aus dem Schatten ins Sonnenlicht trat, dem mochten die Augen brennen. Wie würde es sein, nach so langer Zeit wieder den eigenen Körper zu spüren?
Mit einem Mal, als wäre es eine Antwort auf ihre Frage, wurde alles um sie herum so heiß, dass die Stelle, die sie für ihr Gesicht hielt und eben noch als warm empfunden hatte, wie ein eisiger Fleck wirkte.
Nuramon spürte, wie die Magie mit aller Kraft aus der Tiefe empordrang, im Boden heranfloss, die Wände hinauf ins Gewölbe stieg, in den Säulen herabströmte und über die Edelsteinpfade zum Becken stieß oder aber in der Mitte des Gewölbes in den Diamanten umgelenkt wurde und geradewegs ins Becken herabschoss. Die Magie brachte die Luft zum Leuchten, lief donnernd über den Steinboden, kribbelte auf seinen Wangen und grollte über ihm wie ein Gewitter. Nur an seinen Händen, wo die gewaltige Magie in den Orakelstein drängte, war es still wie im Auge eines Sturms.
Nylma legte den ersten Stein in die Vertiefung, und ein Zauber spannte sich wie ein feines Netz über die Magie, die im Becken zusammenlief. Die stürmende Zauberkraft hätte es zerreißen müssen, doch es lag so neben dem Zauber, wie die Albenpfade neben der Welt lagen. Nur ein feiner Hauch drang hindurch und brachte die winzigen Fäden des Netzes zum Zittern.
Nerimee und Yendred stemmten sich gegen die Magie, die heranströmte, bis diese sie auf ihrem Pfad duldete. Sie tauchten in den Strom ein und waren bemüht,
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