Nuramon
gegen den Giftzauber. Da zuckte Daoramus Körper wild unter der Wasseroberfläche, schob sich dann empor, und aus ihrer Brust löste sich eine gleißende Kugel. Das magische Gebilde schwebte einen Augenblick über dem Becken und schoss dann nach rechts.
Yendred stand mit verzweifelter Miene da und hielt sich die ge krümmten Finger vors Gesicht.
»Yendred!«, rief Nerimee und hob bereits die Arme, um ihrem Bruder mit einem Zauber zu helfen, während Lyasani und Salyra herbeiliefen.
»Der Heilzauber, Nerimee!«, rief Nuramon. »Du machst wie geplant weiter.« Er schaute zu Nylma. »Der nächste Stein!«
Yendreds Hände schossen nach oben, die Arme wirbelten und schlugen herab. Der Weg für die Kugel war frei, und Yendred rührte sich nicht, sondern stand wie eine Statue da, die Kugel eine Handbreit vor Augen. Doch Nuramon hielt dieses Etwas, das offenbar einen eigenen Willen besaß, wie an einem Seil fest. Dieses Wesen war ein Geist, nicht einfach nur ein Zauber oder ein magisches Gift. Tarsuns Schriften hatten ihn in die Irre geführt. Sie hatten nichts von einem Geist erwähnt.
Nerimee stieß einen Kraftschrei aus und sandte ihrem Bruder einen Zauber hinüber. Dieser hielt den Geist fest, doch es reichte nicht. Und als wäre es nicht genug, spürte Nuramon, dass unten aus den Wurzeln der Ceren in diesem Augenblick die letzte Magie geströmt war.
Lyasani und Salyra rissen Yendred zur Seite und gingen mit ihm zu Boden, während aus dem Hintergrund Borugar näher kam. Er hielt das Schwert der Gaomee, Yendreds Kurzschwert, in Händen und lief schwerfällig auf die Lichtkugel zu. In diesem Augenblick ruckte der Geist ein wenig zur Seite, als hätte er den König erspäht.
»Borugar! Nicht!« schrie Jaswyra ihrem Gatten hinterher.
Der König bückte sich und schob das Kurzschwert unter dem Geist hindurch zu Yendred hinüber.
Nuramon zog nun mit seiner wunden Macht beinahe die gesamte Kraft von den Pfaden und schleuderte sie dem Geist entgegen. Der Stoß war so heftig, dass er Nerimee nach vorn zog und sie beinahe stürzte.
Die Lichtkugel wurde von seinem magischen Stoß erfasst und wuchs binnen eines Augenblicks zu einem menschengroßen Gebilde an. Es zitterte wild auf der Stelle.
Yendred erhob sich taumelnd und stieß mit Gaomees Klinge zu. Es knallte und blitzte, und schließlich schrie Nuramons Sohn auf. Der Geist hatte sich wie eine Schlange um seinen Arm gelegt. Yendred ließ das Kurzschwert fallen und bemühte sich, das Wesen abzuschütteln. Lyasani und Salyra wollten Yendred fortreißen, doch der Geist blieb an ihm haften.
Nuramon schloss die Augen und zog den letzten Hauch der Magie heran, die er in den magischen Adern finden konnte.
»Nylma!«, rief Nerimee. Im nächsten Moment legte sich eine Hand auf seine Finger, und er musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass es seine Tochter war. Sie gab ihm etwas von ihrer eigenen Macht ab, und er spürte, dass sie einen der Edelsteine Nylmas in Händen hielt. Das war die Kraft, die gefehlt hatte.
»Du verfluchtes Ding!«, schrie Yendred, und als Nuramon spürte, wie sich ein Zauber dem Geist entgegenwarf, schlug er die Augen auf. Yendred stand mit erhobenen Armen da, Salyra hielt das Schwert der Gaomee und Lyasani war bei Borugar, um ihn zurück zu Jaswyra zu drängen.
Die Macht des Steins in Nerimees Hand war derweil erloschen. Sie ließ ihn fallen, und Nylma warf ihr einen neuen herüber, während die Gestalt mit jedem Augenblick zuckend eine neue Form annahm. Das leuchtende Etwas fiel zu Boden und schrumpfte unter der Magie, die sie ihm entgegenwarfen.
Mit einem Mal aber brach Yendreds Zauber ab, und das Lichtwesen kroch auf der magischen Ader, auf der Yendred gestanden hatte, zum Becken zurück.
Während Nerimee Nuramon Magie zuspielte und er seinen Zauber gegen den Geist richtete, ließ sich Yendred das Kurzschwert von Salyra geben und versuchte erneut, auf den Geist loszugehen.
Ehe Yendred mit der Klinge auch nur ausgeholt hatte, erhob sich etwas Strahlendes aus dem Becken. In einem feurigen Leuchten stand Daoramu am Rand des Wassers und starrte auf den Geist hinab. Sie riss die Magie an sich, als würde sie mit einem Atemzug die Luft aus dem Raum saugen. Es grollte auf den magischen Adern.
Der Geist verharrte.
Daoramu strahlte wie eine Statue aus Barinstein. Sie bewegte sich nicht, sie blinzelte nicht und atmete ganz flach. Das Wasser tropfte an ihrem Gesicht, dem Haar und den steifen Gewändern herab. Für einen Moment schien alles im
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