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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Saal zu ruhen. Mit eiskalter Miene starrte Daoramu das Lichtwesen an.
    Der Geist zuckte, und da löste sich ein breiter Schein feuriges Licht von Daoramu und schoss dem Geist entgegen. Sie schrie auf und schrie weiter, bis sie keinen Atem mehr hatte. Dann holte sie tief Luft und stieß noch einen gewaltigeren Schrei aus, der mit einem noch grelleren Lichtstrahl einherging.
    Als Daoramu verstummte und der feurige Lichtstrahl verging, war der Geist verschwunden. Er war weder zu sehen, noch mit magischer Kraft zu erspüren.
    Daoramu stand da, schaute ins Leere und atmete immer wieder tief ein und weit aus.
    Nerimee nahm ihre Hand von Nuramons Fingern, und er löste sich seinerseits vom Orakelstein. Yendred und Salyra standen ebenso erstarrt da wie Borugar, Lyasani und Jaswyra. Nuramon war so überwältigt, dass er an seinen Sinnen zweifelte. War tatsächlich all das geschehen, was er gerade gewahrt hatte? Und stand Daoramu wahrhaftig aufrecht dort am Rande des Beckens?
    Nach einem langen Moment der Stille und des Ausharrens wagte Nuramon sich langsam vor. Ihm war schwindelig, und doch schritt er vor Daoramu und schaute an ihr hinauf. Sie stand auf den Wegstei nen der Dareen, die sie am Beckenrand angehäuft hatten, und überragte ihn dadurch um einen halben Kopf. Sie starrte durch ihn hindurch und atmete ruhig durch die Nase ein und aus. Kaum merklich legte sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen, sie blinzelte und geriet dann aus dem Gleichgewicht.
    Nuramon fing sie auf, stützte sie und trug sie hinüber zum Bett am Rande des Saales. Die anderen folgten ihm. Und als er sie hingelegt und ihr das nasse Haar nach hinten gestrichen hatte, küsste er sie und sagte leise ihren Namen.
    Daoramu lag auf einem hohen Bett und bemühte sich, den Kopf zu wenden oder auch nur die Augen zu bewegen, doch nichts geschah. Als sie sich aufrichten wollte, bewegte sie nur den Arm. Sie fühlte sich wie eine Puppenspielerin, die einem Streich erlegen war. Die Fäden reichten zu den falschen Gliedern, und wenn sie das Bein bewegen wollte, bewegte sie die Schulter; und wenn sie den Kopf bewegen wollte, zuckte ihr Arm. Als sie sprechen wollte, hörte sie nur ein Seufzen oder ein Wimmern. Nur ihre Tränen waren echt.
    Nerimee näherte sich ihr langsam. Tränen glänzten in den Augen ihrer Tochter. »In den Sachen kannst du dich ja gar nicht richtig bewegen«, sagte sie. Aber Daoramu wusste, dass es nicht an den Kleidern lag. So ertrug sie, dass sie ihr die Kleidung aus rotem Geflecht ausgezogen, ihr die Tücher vom Leib wickelten und sie dann in einen weiten Hausmantel hüllten.
    Als Daoramu die enttäuschten Mienen sah, kamen ihr wieder die Tränen, und dieses Mal hielten sie sie nicht für Wasser, das ihr aus dem Haar getropft war.
    Nuramon wischte die Tränen sanft fort und küsste sie auf die Stirn, dann auf den Mund. »Du hörst uns, nicht wahr?«, fragte er leise.
    Sie wollte nicken, doch sie zuckte nur.
    »Ruhe dich aus«, hauchte er.
    »Wo ist Ceren?«, fragte Nerimee.
    »Sie hat sich nach oben zurückgezogen«, sagte Oregir irgendwo links außerhalb ihres Blickes. Daoramu mochte seine warme Stimme.
    »Sie dürfte keine Macht mehr haben, um hier unten zu erscheinen«, sagte Sawagal, der seinen Alvarudorer Akzent besser verbergen konnte als Oregir.
    »Wir werden dich zu Ceren bringen«, erklärte Nuramon leise und lächelte. Eine andere Frau hätte ihm die Zuversicht geglaubt. Aber sie las in dieser Miene wie in einem Buch. Sein Blick verriet ihn. Er starrte sie an, sonst aber schaute er ihr zwischen ihren Augen hin und her. »Wir ziehen dich um, und dann tragen wir dich hinauf«, sagte er und küsste sie.
    Ceren saß am Stamm ihres Baumes. Ihre Gestalt war so durchscheinend, dass Nuramon sich konzentrieren musste, um nicht ständig durch sie hindurchzublicken. Sie erklärte ihnen, dass sie mit Daoramu gesprochen habe und sie im Besitz ihres Geistes sei. Sie spüre selbst jetzt noch den Hauch, den sie vorhin in der Halle gewahrt hatte. »Wir alle müssen wieder zu Kräften kommen«, sagte sie und schaute auf Daoramu hinab, die wieder ihren Anhänger mit dem weißen Stein an einer Kette trug. »Sie benötigt Ruhe, damit ihr Körper und ihr Geist wieder eins werden können.«
    »Aber was ist geschehen, dass sie zaubern konnte?«, fragte Nerimee.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ceren.
    »Und wird sie genesen?«, fragte Borugar und drückte Jaswyra an sich.
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber ich konnte einen Augenblick lang in ihre Gedanken

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