Nuramon
erklärte Oregir.
Nuramon staunte. »Doch nicht etwa der Zauber, den die Zwerge nutzten? Den habe ich nie gemeistert.«
»Ich auch nicht«, entgegnete Nerimee. »Ich habe ihn lediglich erwähnt. Oregir und Sawagal fragten Ceren dann, ob sie sich daran versuchen kann. Nun haben wir den Zauber immer noch nicht gemeistert, aber es reicht, um Steine in Decken, Böden und Wände zu versenken.«
»Gute Arbeit«, sagte Nylma.
Nerimee führte sie zu dem Becken in der Mitte des Raumes. Blasser Kies und funkelnde Edelsteine bedeckten den Boden. Von den Säulen, die vom Gewölbe herabreichten, strebten dicke Edelsteinbahnen über den Boden in die Mitte und verschmolzen mit dem Becken.
»Da werden wir sie also hineinlegen«, sagte Nuramon.
Nerimee nickte langsam. »Wir werden es mit Wasser füllen, dann noch mit einer Kräuter- und Kreidemischung versehen, damit die Magie gut fließt. Die Magie wird sie ganz umgeben. Nur ihr Gesicht wird noch aus dem Wasser ragen.«
»Unfassbar!«, sagte Lyasani und schaute umher.
»Wie habt ihr in der kurzen Zeit nur all diese Steine gesammelt?«, fragte Nuramon.
»Wir betreiben einen großen Steinhandel über das fürstliche Han delshaus«, erklärte Nerimee. »Wir wissen, welche Edelsteine und welche einfachen Steine die Eigenschaften haben, die wir wollen. Also kaufen wir sie. Das Geld dafür verdienen wir mit den Lichtsteinen, die Oregir und ich fertigen. Sie verkaufen sich sehr gut. Warte mal ab, bis es Nacht wird.« Sie grinste. »Aber es gibt auch einfache Steine, die im Grunde nichts wert sind. Aber wir lassen sie uns vorlegen, und wenn der Händler Glück hat, erzielt er eine gute Summe.«
»Geschäftstüchtig wie deine Mutter«, sagte Nuramon.
Nerimee lächelte, schaute dann jedoch nachdenklich ins Leere. Er hatte sie mit seinen Worten nicht betrüben wollen. Im Gegenteil. Er war sich sicher, dass die Heilung diesmal glücken würde.
Nuramon fuhr mit dem Blick die Steinplatten entlang zu einem der Gänge, die in die Tiefe führten. Von dort drang die Magie wie ein Lufthauch zu ihnen herauf. »Woher habt ihr diese Platten? Sie leiten die Magie hervorragend.«
»Den Stein haben wir aus einem Bruch in den Lysdorynen«, sagte Nerimee. »Großvater hat ihn gekauft, denn das hätte meine Mittel überschritten. Wir haben daraus auch einen Putz gemacht, mit dem wir hauchdünne Adern legen können. Ich habe einige Fugen im Palast damit bestrichen, bis hinauf in deine Zauberkammer. Du kannst dort nun über die Macht aus den Magischen Hallen verfügen. Zwar leiten sie die Magie nicht so gut wie die Edelsteine, aber für einfache Zauber reicht es aus.«
Nuramon schloss Nerimee in die Arme. »Dies sind wahrhaftig die Hallen, in denen es uns gelingen sollte.«
Sie ließ sich in seine Arme sinken, und als er spürte, wie ihre Schultern zu beben begannen, zog er sie noch fester an sich. »Diesmal werden wir sie heilen, mein kleines Orakel.«
Daoramu hatte sich längst daran gewöhnt, dass unzählige Hände sie berührten, um sie zu waschen und zu kleiden. Doch Nuramon in der Nähe zu wissen und aus den Gesprächen zu vernehmen, dass er bei allem half, brachte die Scham hervor. Sie wollte nicht, dass er sie wusch – nicht heute, wo die Mägde von Blut und Urin sprachen. Sie wusste nicht einmal, welche Hand die seine war, so wenig spürte sie. Als sie aber mit ihm allein war und er ihr mit seiner liebevollen Stimme zuflüsterte, was sie auf ihrer Reise erlebt hatten und welche Hoffnung sie nun hegten, streichelte nur er sie; und sie genoss es, so weit es in diesem Zustand möglich war. Es war mehr eine Erinnerung als ein echtes Gefühl, das sie in diesem Augenblick verspürte. Er berührte sie, und sie entsann sich der Liebesnächte mit all den Wonnen.
»Wir werden dich retten, Daoramu«, sagte er. »Es wird uns gelingen. Vertrau mir.« Seine Stimme war voller Zuversicht. Die Hitze kroch ihr in jeden Winkel ihrer Wahrnehmung. Sie sehnte sich nach dem Erwachen, wenn sie endlich aus der Finsternis ins Licht schweben würde, ihr Körper wieder ihr Körper sein würde und sie in den Armen Nuramons liegen würde. Davon hatte sie immer wieder geträumt, und nun schien es, als könnte dieser Traum wahr werden.
Als sie später den Wind spürte und neben Nuramons Stimme die der Mägde und die von Ceren vernahm, war sie glücklich. Sie war sich sicher, dass nichts, was Nuramon auf sich genommen hatte, seine Liebe für sie trüben würde. Und nichts, was er getan hatte, würde ihre Gefühle
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