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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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schauen. Sie vermag schon seit Monaten zu hören, was um sie herum geschieht.«
    Nuramon dachte an all die Worte, die er ihr zugeflüstert hatte. Demnach wusste sie alles. Ihr musste klar sein, dass Gaerigar tot war.
    Ceren tastete nach Daoramu und erschien mit einem Mal klarer. Sie war nicht länger durchscheinend. »Bei allen Seelen!«, flüsterte der Baumgeist. »Sie ist immer noch von Magie durchdrungen.« Sie schaute zu Nylma hinüber und zog auch Nuramons Blick nach. Die Kriegerin stand da und hielt die Hand auf den Almandin gelegt, der wieder an der Lederkette auf ihrer Brust war.
    Nerimee fasste Daoramus Hand und nickte. »Das klingt gewiss wieder ab.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Ceren. »Der Zauber hat sie verändert. Er hat sie in ihren Grundfesten erschüttert. Einige meiner Geschwister vermochten Lebewesen einen Hauch ihrer Macht zu schenken. Sie vermochten ein Wesen zu verändern.«
    Nuramon musste an seinen alten Gefährten Mandred denken, der von der beseelten Eiche Atta Aikhjarto vor dem Tod bewahrt worden war. Er schaute auf Daoramu hinab, die still dalag und Ceren anblinzelte. »Wer weiß, was die Magie aus dir macht?«, sagte er leise und tauschte dann einen sorgenvollen Blick mit Nerimee.
    »Soweit ich erkennen kann, schadet ihr die Magie nicht«, erklärte Ceren. »Sie ist ein Teil von ihr.« Sie trat zu Nerimee hin. »Es ist wie die Frage, was du bist. Bist du eine Elfe oder ein Mensch? Weißt du noch, als du klein warst und dein Vater dir sagte, dass du eine Große bist, ein Mädchen oder ein kluges Kind, schön oder weise? Weißt du noch, dass er dich kleines Orakel nannte?«
    »Ja«, antwortete Nerimee. »Das ist nun einmal die Bedeutung meines Namens.«
    »Aber weißt du noch, was du am Anfang darauf geantwortet hast?«
    Sie schüttelte den Kopf und schaute Nuramon an.
    Er nickte, denn er hatte es nicht vergessen. »Du sagtest: Ich bin kein Orakel. Ich bin Nerimee .«
    Ceren lächelte. »Vielleicht warst du damals weiser als wir alle.«

Wiedergeburt

    Daoramu war mit Ceren allein unter der Birkeneiche und kämpfte um die Macht über ihren Körper. »Du musst weitermachen«, sagte der Baumgeist. »Gib nicht auf. Ganz gleich, wie sehr es schmerzt.«
    Daoramu schrie in Gedanken, dass sie es nicht aushielt.
    »Vertrau mir! Dein Körper wird dir helfen. Die Heilzauber, die jetzt noch ihr Ziel verfehlen, werden ihre Wirkung noch entfalten. Nur noch ein wenig. Ja?«
    »Ja«, hörte sie ihre dünne Stimme sagen.
    Ceren lächelte. »Ich wusste es«, sagte sie. Als Nuramon und Nerimee aber kurz darauf aus den Magischen Hallen wiederkehrten, verschwieg der Baumgeist, dass Daoramu geantwortet hatte. Und es gelang ihr nicht, erneut ein einfaches Wort zu sprechen. Es kostete sie Überwindung, bis Nuramon die geringste Bewegung ihres Körpers als ein Ja verstand und ein Erheben ihrer Stimme als ein Nein . Er fragte sie aus, was sie alles wusste, und sie alle schienen überrascht zu sein, als sie erkannten, wie lange sie bereits bei Bewusstsein war.
    »Dann hat unser Zauber damals mehr bewirkt, als wir glaubten«, sagte Nerimee.
    Ceren nickte.
    Nuramon küsste Daoramus Hand, und ein Schauer lief ihr über den Körper. »Da!«, sagte Nerimee. »Sie hat eine Gänsehaut.«
    »Daoramu?«, sagte Nuramon. »Du wusstest die ganze Zeit von all dem Leid und dem Tod. Wirst du uns je verzeihen?«
    Daoramu wollte sich bewegen, doch vor Schmerz brachte sie einen Klagelaut über den Tod Gaerigars hervor. Sie bewegte sich, um das ungewollte Nein, das sie gerade geäußert hatte, zu überdecken. Sie strampelte mit den Beinen. Doch das Entsetzen auf Nuramons Gesicht ließ sich dadurch nicht tilgen.
    Das Sonnenlicht, welches durch das offene Fenster ins Zimmer drang, weckte Nuramon aus einem Traum. Darin hatten sie das magische Gift als Geist erkannt und diesen ausgetrieben, und Daoramu war zwar noch nicht die Herrin ihres Körpers gewesen, aber er und Ceren waren sich sicher gewesen, dass es sich noch fügen würde. Früher war er erwacht und hatte geglaubt, er lebte in der Vergangenheit, in der Daoramu noch unversehrt gewesen war, und jetzt lebte er in der Zukunft, in der alles Werk getan war.
    Er schaute zu Daoramu hinüber und erinnerte sich, dass der geglückte Zauber keineswegs ein Traum war. Er befand sich in jener Zukunft, in welcher der Geist, der Daoramu im Bann gehalten hatte, vernichtet war.
    Daoramu öffnete die Augen und starrte zur Decke. Ihre Beine zitterten, und sie seufzte. Er küsste sie auf den

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