Nuramon
hinter dem Palast und wollten sich in den Schatten der Birkenreiche setzen. Doch die Festgesellschaft erstreckte sich auch dorthin. Ceren antwortete den Gästen auf ihre Fragen, und diese lauschten ihren Worten wie denen eines Priesters.
Yendred ging mit seinen beiden Vertrauten lächelnd vorüber, sie spazierten einmal durch den Park und zogen sich dann in die Magischen Hallen zurück. Sie setzten sich auf die Stühle neben der erhöhten Liege, auf der sie seine Mutter auf den Zauber vorbereitet hatten.
Hier unten war in der nächsten Zeit niemand zu erwarten. Sawagal suchte oben auf der Feier die Nähe einer Händlerstochter, während Oregir in all seiner Schüchternheit, ohne es zu wollen, die Geduld einer Goldschmiedin auf die Probe stellte. Da die beiden Magier Nerimee versprochen hatten, niemanden ohne ihre Erlaubnis hier herabzuführen, würden Yendred, Lyasani und Salyra gewiss eine Weile lang allein sein.
So wunderte es Yendred, dass seine Mutter zu ihnen herabkam. Sie ging an einem Stock und ließ sich von Nylma stützen. Die Mägde umgaben sie, als wollten sie zur Stelle sein, falls ihre Herrin zu stürzen drohte.
Yendred erhob sich mit seinen Geliebten, und sie halfen Daoramu in einen Stuhl. »Gönnt uns eine Weile allein«, sprach Daoramu zu Nylma und den Mägden, doch als auch Lyasani und Salyra gehen wollten, sagte sie: »Ihr beiden nicht.«
Yendred ballte die zitternden Hände und setzte sich neben seine Mutter. Diesen Augenblick fürchtete er seit Tagen. Sie würde gewiss auf die Thronfolge zu sprechen kommen und auf seine Liebe zu Lyasani und Salyra. Und wie er sie kannte, würde sie ihn an seine Pflichten erinnern. Es kostete ihn viel Überwindung, seiner Mutter in die Augen zu schauen.
Sie lächelte ihn liebevoll an und strich ihm zärtlich über die Wange. »Du warst noch ein Kind, als ich einschlief«, sagte sie leise. »Und nun bist du ein Mann mit zwei wunderbaren Geliebten.«
»Dann akzeptierst du unsere Liebe?«, fragte er überrascht und konnte ihrem eindringlichen Blick nicht standhalten. Er schaute zu Boden, als wiche er einem Schwerthieb aus. Seine Mutter legte ihm die Hand unters Kinn und hob den Kopf an. Wärme floss in seine Wangen, und er schämte sich dafür, dass er in Gegenwart seiner Mutter immer noch das Kind von damals war.
Daoramu lächelte sanft und schaute zu Lyasani. »Ich hatte immer gehofft, dass Yendred seine Liebe zu dir entdecken könnte. Du und deine Mutter zählten zur Familie. Es tat weh, als ich hörte, was aus ihr wurde. Selbst wenn du nicht in den Armen Yendreds die Liebe gefunden hättest, wir hätten dich immer in unserer Mitte haben wollen«, sagte sie und streckte ihr ihre Hand entgegen.
Lyasani beugte sich zögerlich vor, zuckte dann aber zurück. Und sofort zog Daoramu sie in ihre Arme. Als Lyasani zu weinen begann, fasste Salyra nach Yendreds Hand, und er fragte sich, warum er oder Salyra ihr diesen Trost nie hatten geben konnten.
»Ganz gleich, was ist, du bist meine Tochter«, sagte Daoramu, als sie sich von Lyasani löste und sich mühsam in den Stuhl zurücklehnte. »Ja?«, fragte sie.
Lyasani nickte nur.
Daoramu wandte sich Salyra zu. Diese löste sofort ihre Hand von der Yendreds. »Warum hast du die Hand zurückgezogen?«, fragte seine Mutter.
Salyra zögerte. »Vielleicht, weil es eine unangemessene Geste war.«
»Du willst die Mutter deines Geliebten nicht verärgern, nicht wahr?«
»Ich möchte dich zumindest nicht herausfordern, Herrin.«
Daoramu schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht deine Herrin. Du bist die Geliebte meines Sohnes. Ich weiß, dass du nicht schüchtern bist. Verbiege dich nicht meinetwegen. Dazu schätze ich dich zu sehr.« Sie schaute in die Runde, dann schmunzelte sie. »Früher hätte ich mit aller Strenge darauf gepocht, dass eine von euch beiden zur Königin wird und die andere als Geliebte am Hof bleibt. Damit der Schein gewahrt ist. Aber ich war auch einmal in einer Lage, in der meine Eltern nur das Beste für mich wollten und eine Liebe zwischen mir und Nuramon niemals hätte entstehen dürfen. Und wir machten uns einfach davon.« Sie lächelte Yendred an. »Ich habe keinen Zweifel, dass ihr morgen über die Albenpfade verschwinden würdet, wenn wir euch daran hindern wollten, zusammen zu sein.«
Yendred wich dem Blick seiner Mutter aus. Als aber ein klares »Ja!« von Salyra, gefolgt von einem leiseren »Gewiss« von Lyasani kam, schaute er seine Mutter an und nickte.
Daoramu fasste seine Hand. »Mir
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