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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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ist gleich, was die Leute denken. Sollen sie glauben, dass wir varmulische Sitten übernehmen. Die Zeit ist zu kostbar, um irgendwelchen Zweifeln nachzugehen. Denn ich werde mit deinem Vater in die Zwergenreiche aufbrechen.«
    »Du?«, fragte Yendred. »Auf dem anderen Kontinent ist es gefährlich.«
    Seine Mutter nickte. »Und daraus erwachsen Zwänge.«
    »Aber wenn du unsere Liebe akzeptierst, ich aber dennoch den Thron erben soll, dann …« Seine Mutter legte ihm den Finger auf die Lippen und sagte: »Dann musst du auf den Thron verzichten, und wir werden deine Schwester bitten, die Thronerbin zu sein.«
    Yendred sah sie staunend an. Er konnte kaum glauben, dass sich seine Mutter hinter seine Liebe zu Lyasani und Salyra gestellt hatte. Und dass er nicht mehr der Thronerbe sein würde, belastete ihn nicht – es erleichterte ihn. Als er aber an Nerimee dachte, sagte er: »Sie wird ablehnen.«
    »Nein, das wird sie gewiss nicht. Sie ist diesem Palast und dieser Stadt mehr verbunden als irgendwer. Sie leidet nur unter all der Last. Das bedeutet, dass wir als Familie diese Last mindern müssen. Ihr verteidigt das Königreich mit dem Schwert, dein Vater und ich gehen ins Zwergenreich, und dein Großvater wird die Krone noch eine Weile tragen und Nerimee behutsam auf ihre Pflicht vorbereiten.«
    »Danke, Mutter«, sagte Yendred. Er erhob sich, schloss Daoramu in die Arme und fühlte sich das erste Mal seit Langem mit allem im Reinen.
    Nuramon sah Nerimee und Bargorl beim Tanzen zu. Sie hatte ihm den Alvarudorer noch nicht vorgestellt, und er hatte den Hof gemieden, seit Nuramon mit dem Orakelstein aus dem Süden zurückgekehrt war. Was Nuramon wusste, hatte er von Jaswyra, Loramu und den Mägden erfahren. Er kannte seine Tochter und wusste, dass sie Zeit benötigte, ihre Liebe nach außen zu zeigen.
    Auf den ersten Blick war Bargorl ein beinahe unscheinbarer Mann. Das Auffälligste an ihm war der schwere Mantel, der ihn in den Höhen von Alvarudor vor dem kalten Wind schützte, hier aber im Früh ling bei der seichten Brise zu mächtig schien. Sein Haar verdeckte viel seines Gesichtes, und erst, als Nerimee ihn heranführte und endlich vorstellte, bemerkte Nuramon die tiefgrünen Augen. Bargorls Stimme war angenehm, die Silben so passend gesprochen, dass Nuramon ihn fragte, ob er der Dichtung zugetan sei. Zugleich wies er auf Nerimees Stuhl. Bargorl setzte sich, und Nerimee ließ sich auf Daoramus Platz nieder.
    »Woher weißt du, dass ich die Dichtung schätze?«, fragte der Gesandte.
    »Du sprichst die Silben aus wie ein Alvarudorer Sänger«, sagte Nuramon. Dann fragte er nach Bargorls Kindheit im fernen Osten des Kontinents, nach der Magie, dem Krieg, dem Handelshaus – und nach den Plänen, die er für die Zukunft hegte. »Hast du an Yannadyr Gefallen gefunden?«
    Der Gesandte lächelte. »Da es in Alvarudor kaum etwas für mich zu tun gibt, ist das Handelshaus wie ein Geschenk«, sagte er. »Yannalur ist ein Glück. Nicht nur für dieses Königreich.«
    »Du willst also bleiben.«
    Der Alvarudorer blickte kurz zur Seite, ohne Nerimee wirklich anzusehen. »Ja.«
    »Er hat Großvater den Handelshof am Festland vor Kurzem abgekauft«, erklärte Nerimee.
    Nuramon musste schmunzeln. Seine Tochter stellte ihm gerade tatsächlich ihren Geliebten vor. Er wollte nicht lange Umwege nehmen, nicht in dieser Lage, da ihm und Daoramu nicht viel Zeit blieb. So fragte er Bargorl: »Liebst du meine Tochter?«
    »Vater!«, sagte Nerimee leise. Ihre Wangen wurden sofort rot.
    Bargorl hingegen schmunzelte. »Das ist eine einfache Frage, mit einer einfachen Antwort«, sagte er.
    »Dann antworte auch«, erwiderte Nuramon.
    Bargorl setzte zu einem Nicken an und holte Luft zum Sprechen, da zog Nerimee ihn vom Stuhl auf die Beine und sagte lächelnd: »Komm, ehe du etwas sagst, das mich in Verlegenheit bringt, und er etwas fragt, das uns allen peinlich wäre.« Sie führte ihn fort.
    Über die freigewordenen Plätze hinweg schaute Jaswyra zu Nuramon herüber. »Ich bewundere deine Kühnheit immer wieder.«
    Er grinste seine Schwiegermutter an. »Bargorl hat recht«, sagte er. »Es war nur eine einfache Frage – und diese haben sie mir beantwortet.«
    Als die Nacht kam, vermochte Daoramu ihren Blick immer seltener von Nuramon zu lösen. Sie genoss es, in seiner Nähe zu sein. Und als sie nur noch von dem Wunsch erfüllt war, mit ihm allein zu sein, flüsterte sie es ihm ins Ohr. Sie hatte sich in der Finsternis zu oft nach ihm

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