Nuramon
Augen an. Sie wussten es aus seinen Erzählungen; den vier jungen Kriegern erklärte er es. Dann sagte er: »Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Ich hatte entgegen aller Vernunft gehofft, wir könnten zurückkehren, aber ich konnte nur zurückblicken.«
Bjoremul schaute über die Albenpfade. »Es könnten also in diesem Augenblick bereits Jahrzehnte vergangen sein? Alle, die wir lieben, könnten alt oder gar tot sein?«
»Möglicherweise«, war alles, was Nuramon zu sagen vermochte.
Bjoremul klopfte ihm auf die Schulter. »Es könnte schlimmer sein«, sagte er und schmunzelte. »Wir könnten tot sein. Also komm. Lass uns schauen, ob noch etwas zu machen ist.«
Daoramu, die ihn die ganze Zeit schweigend beobachtet hatte, schaute ihn mit glänzenden Augen an. »Du wusstest es, ehe du durch das Tor kamst«, sagte sie. »Deshalb hast du so lange gebraucht.«
Nuramon nickte langsam.
»Und wenn es nun zu spät ist, um die Magie zu zügeln?«, fragte sie.
»Dann zahlen wir alle den Preis«, antwortete er.
Sie biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
Er fasste sie an den Schultern. »Vielleicht sind nur ein paar Tage vergangen. Wenn das ganze Gefüge zerstört wäre, könnten wir hier nicht mehr stehen.« Er kniete sich hin und zog sie sanft mit sich hinab. »Ich schaue einfach noch einmal hinaus – direkt durch den Alben stern. Die Barriere, die mich abhielt, habe ich gebrochen.« Seine Sinne tauchten in den Stern ein und drangen auf der anderen Seite in die Welt hinaus. Der Raum und der Gang waren immer noch erleuchtet. Ihre Spuren im Staub waren fort, dafür fanden sich dort andere Fährten, und Spinnweben spannten sich in den Ecken. Auf halbem Wege zur Biegung versperrte ein Steinhaufen den Weg. Ganz so, als hätten die Verwandelten, die sie angegriffen hatten, den Gang blockiert.
Als Nuramon sich erhob und Daoramu mit aufhalf, konnte er seine Enttäuschung nicht verbergen. Er beschrieb, was er gesehen hatte, und sagte schließlich: »All die von Staub besetzten Spinnweben können nicht nur in einigen Tagen entstanden sein.«
Daoramu und die anderen folgten Nuramon von Lichtinsel zu Lichtinsel, und er beschrieb ihnen, was er durch den jeweiligen Albenstern auf der anderen Seite sah. Hallen und Kammern, Gänge und Plätze. An einigen Albensternen führte ein Albenpfad in die Höhe. Nuramon stutzte, nachdem er seine Hand auf einen davon gelegt hatte. »Diesen Pfad gibt es nur hier, nicht draußen in Dayra«, sagte er. »Er führt von hier aus in die Zerbrochene Welt.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist, als hätten sie den Pfad aus den Zwergenhallen hier auf die Albenpfade gehoben.« Er öffnete ein Tor, ging auf die Knie, schloss die Augen und hielt seine Hände ins Licht. Und nachdem er die Augen wieder geöffnet und sich erhoben hatte, nickte er mit zufriedener Miene. »Eine Zuflucht«, sagte er. Dann schritt er ins Licht, und Daoramu folgte dicht hinter ihm.
Sie kamen in einen runden Saal, dessen Gewölbe aus Bergkristall bestand. Ganz so wie draußen in den Hallen schien im Inneren des Gesteins eine Waldlandschaft und sogar Gras erstarrt zu sein; darüber leuchteten Lichter wie Sterne am Nachthimmel. Die Wände waren gemauert, und durch rechteckige Öffnungen drang ein seichter Windhauch zu ihnen herüber. Daoramu spürte die Magie unter ihren Füßen. Dort unter den Platten spendete ein Zauber Wärme, und aus der groben Wand gegenüber drang Wasser heraus und lief den Fels herab in ein Becken. Die Magie dieses Ortes thronte über ihnen in der Decke.
»Ich spüre es, Nuramon«, sagte sie und beschrieb ihm, was sie fühlte.
Er schaute sie erst verwundert an, dann lächelte er.
Als alle Gefährten beisammen waren und Nuramon das Tor geschlossen hatte, schauten sie sich in den Nebenräumen um. Schlafsäle, Badegewölbe, eine Küche und Latrinen bewiesen, dass dies tatsächlich eine Zuflucht des Zwergenvolkes war.
Eine Treppe führte zur Linken hinauf aufs Dach aus Bergkristall. Hier oben spendeten Barinsteine Licht. Zu Daoramus Überraschung sah sie andere leuchtende Orte in der Dunkelheit – weitere Inseln in diesem Meer aus Finsternis. Orte wie dieser, die vor Magie strahlten. Sie zählte sechzehn der Felsinseln.
Selbst Nuramon staunte. »Ich hätte das nicht für möglich gehalten«, sagte er.
»Warum kann ich die Magie jetzt spüren?«, fragte Daoramu.
»Weil du langsam gesund wirst«, sagte er. »Oder brauchst du den Stock noch?«
»Eigentlich nicht«, sagte sie. »Aber
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