Nuramon
ich fühle mich mit ihm sicherer.«
Nuramon bückte sich über einen Felsbrocken, aus dem sich Wasser in ein Loch im Bergkristallboden ergoss. Er trank und atmete entspannt aus. Als Daoramu ihrerseits das Wasser mit den Händen auffing und trank, spürte sie die Magie wie ein kaltes Öl den Rachen hinabfließen. Sie strich mit der nassen Hand über den Felsen, aus dem die Quelle entsprang. »Er ist voller Macht«, sagte sie.
Nuramon wies hinter den Stein. Dort war ein weiteres Loch, das über und über mit Edelsteinen gefüllt war. »Ein Schatz?«, fragte Bjoremul.
»Der Stein gibt seinen Zauber an das Wasser«, erklärte Nuramon. »Es fließt hinab und kriecht durch die magischen Edelsteine wieder hier herauf. So bleibt die Macht erhalten, bis man sie nutzt.«
»Wenn alles den Bach runtergeht, sollten wir uns an diesen Ort erinnern«, sagte Bjoremul und grinste schief.
»Hoffen wir, dass das nicht nötig sein wird«, sagte Nylma mit besorgter Miene.
Nuramon schaute lächelnd auf dem Dach umher. »Wir machen diesen Ort zu unserem Lager, bis wir gefunden haben, wonach wir suchen.«
»Wasser haben wir genug«, sagte Loramu. »Aber uns geht die Nahrung aus.«
»Das Wasser nährt sich im Bergkristall mit allem, was du brauchst«, erklärte Nuramon. »Wir haben es früher im Scherz Steinsuppe genannt. Es wird uns am Leben halten. Und wenn ihr leicht gesalzenen Kräuteraufguss mögt, werdet ihr es zu schätzen wissen.«
Bjoremul verzog das Gesicht. »Ich melde mich jetzt schon mal zur nächsten Jagd, wenn sie sich ergeben sollte.«
Auf den Spuren des Zwergenvolkes
Nuramon gönnte den Gefährten einen langen Morgen, ehe sie aufbrachen. Wo die Kammern der Erinnerung zu finden waren, ließ sich nicht mit einigen Blicken von den Albenpfaden hinaus in die Welt lüften. Früher oder später würden sie in die Hallen der Zwerge zurückkehren müssen. Doch jedes Mal, wenn er einige der fremden Wesen durch den Albenstern erblickte, zweifelte Nuramon, ob sie ein solches Wagnis unbeschadet überstehen konnten.
Auf den Lichtinseln schaute er nicht nur in die Welt hinaus, sondern öffnete auch Tore in die Zerbrochene Welt zu den anderen Felsinseln. Nach und nach besuchten sie jede Zuflucht. In der größten, die gleich einer Burg war, waren die Räume weiter als in ihrer Zuflucht, und es gab drei zusätzliche Ebenen. Das rote Drachenbanner und ein Thron verrieten, dass dies das Refugium des Zwergenkönigs war. Nuramon hoffte, dass die Zwerge hier eine Kammer der Erinnerung geschaffen hatten, doch es gab nichts dergleichen.
Wieder auf den Albenpfaden, fiel Nuramon schließlich ein Albenstern auf, der anders war als die übrigen. Auf ihm lag nicht der Zauber, der die anderen Albensterne schützte. Er hätte es beinahe übersehen, weil der magische Schutz nur draußen in der Welt von den Toren Besitz ergriff. Pforten, die sie hier auf den Albenpfaden öffneten, blieben von dem magischen Riegel unberührt. Es mochte sogar sein, dass der Riegel gebrochen würde, wenn man von dieser Seite ein Tor schuf.
Nuramon schaute durch den Albenstern, dem der magische Riegel fehlte, in die Welt hinaus und sah einen hell erleuchteten Gang, auf dem er bei der Suche nach Noroelle schon einmal gewesen war. Barinsteine spendeten warmes Licht, und die Seitengänge wurden von weiß strahlenden Mineralien erleuchtet, die sich wie von Eis und Schnee überzogene Gräser die Wände und die Decke entlangzogen. Nuramon erhob sich und erklärte den Gefährten, dass der Albenstern ungeschützt sei. »Hinter dieser Pforte liegen die Hallen der Gesichter. Die Ahnenhallen der Zwerge, in der sie die Körper der früheren Inkarnationen aufbahren.«
»Glaubst du nicht, sie hätten ihre Körper mitgenommen?«, sagte Nylma.
»Wahrscheinlich«, antwortete er. »Aber mein Körper könnte noch dort sein. Sie mussten wissen, dass ich, wenn ich je wieder hierherkäme, dorthin gehen würde. Und auf dem Gang haben sie den Albenstern unverriegelt gelassen.«
Er öffnete ein Tor und ließ Nylma und Bjoremul voranschreiten. Seit seinem Versagen am Vortag ging er stets als Erster auf die Alben pfade und als Letzter von ihnen hinab. Er folgte Daoramu auf den stillen Gang hinaus. Es war niemand zu sehen, und auch seine Zaubersinne gewahrten nur die bekannte Zwergenmagie. Durch einen der weißen Tunnel gelangten sie in ein niedriges Gewölbe. Licht fiel auf einen Bergkristall herab. Darin stand Nuramons früheres Ich aufrecht wie eine Statue mit geschlossenen Augen. Sein
Weitere Kostenlose Bücher