Nuramon
Heiterkeit zurück, und Daoramu lauschte den Erzählungen der vergangenen sechs Jahre – Geschichten von Liebe und Tod, Triumphen und Niederlagen, von den Leuten, die fortzogen, und jenen, die hinzukamen. Und als sie erfuhr, dass Ceren den Menschen immer öfter in der Stadt erschien und gelegentlich ein tröstendes Lied sang, war Daoramu neugierig. Und tatsächlich sang Ceren nun ein altes Elfenlied, das melancholisch begann, fröhlicher und fröhlicher wurde, und in das Nuramon schließlich einstimmte. Daoramu verstand nur wenige der Elfenworte, summte aber schon bald die Melodie mit.
Obilee jauchzte, als Ceren an ihr vorüberschritt, wurde aber müde, als der Baumgeist ein Gedicht über sie sprach. »Was hast du gesagt?«, fragte Daoramu, als Ceren geendet hatte.
»Es war eine Bitte an das Schicksal«, sagte sie. »Es möge uns allen und dem Kind ganz besonders hold sein.«
»Du hast uns etwas versprochen«, sagte Salyra und tauschte Blicke mit Lyasani und Yendred.
»Ja«, sagte Ceren und nickte. »Obilee wird zaubern können. Die Magie in ihr ist noch stärker als die in Gaerigar.« Sie lächelte Lyasani an. »Aber deine kleine Yulivee wird ihrem Namen alle Ehre machen. Ich spüre jetzt bereits die Magie sehr deutlich. So mächtig ist sie.«
Während Yendred schmunzelte, strahlten Salyra und Lyasani; und Daoramu erinnerte sich an damals, als sie und Nuramon mit Nylma und Yargir auf dem Weg von Alvarudor nach Teredyr gewesen waren und Ceren ihnen offenbart hatte, dass eines ihrer Kinder ein Junge und das andere ein Mädchen sein würde. Sie tauschte ein Lächeln mit Nylma und entsann sich jener glücklichen Zeit.
Als der Wein Borugar, Nylma und Bjoremul zu Kopf zu steigen schien und das Gelächter überhandnahm, bat Daoramu Lyasani und Salyra zur Seite. »Ich möchte euch etwas geben«, sagte sie. »Ihr müsst es teilen, so wie ihr euch Yendred teilt.« Sie löste die Kette, die um ihren Hals lag, und hielt den Jugendstein, der daran hing, vor die Augen der beiden Frauen. »Dieser Stein, den Ceren mir schenkte, bewahrte mich vor dem Altern. Ich fürchte mich nicht mehr davor, ihr aber sollt die Jugend eine Weile genießen. Einen Tag trägt die eine ihn, am nächsten die andere.« Sie legte die Kette Lyasani um und merkte, dass die anderen schweigend näher traten.
Lyasani zitterte. »Wird die Heilung die Geburt nicht verhindern?«, fragte sie.
Daoramu schüttelte den Kopf. »Dieser Zauber hindert dich nur am Altern – nicht mehr, nicht weniger.« Sie fasste die Hände ihrer Schwiegertöchter. »Teilt den Jugendstein, und irgendwann gebt ihr ihn weiter an jene, die ihn verdienen.«
»Danke«, sagte Salyra leise.
Lyasani zögerte. »Ich weiß, wie viel er dir bedeutet.«
»Nicht mehr«, sagte Daoramu und strich ihr über ihr zartes Gesicht. Und endlich nickte Lyasani.
Nuramon betrat mit Nylma und Bjoremul den Nebensaal der Königshalle, wo Borugar bereits mit Loramu und Yendred wartete. Nachdem die Schwertfürstin den Feldherrn am Mittag als neue Strategin ihren Plan vorgestellt hatte, wollte sie ihn nun ihm und den Gefährten erklären. Sie saß auf ihrem Stuhl am Tisch, und ihr Finger fuhr über die Karte der Lysdorynen.
»Wir haben es in den südlichen Tälern mit den Varmuliern und in den nördlichen mit den Helbyrnianern zu tun«, sagte sie. »Jeden Torstab, den sie auf die Albenpfade brachten, um die Krieger zwischen den eroberten Albensternen zu bewegen, hat Yendred in die Finger bekommen. Sie sind vorsichtig geworden und setzen wieder auf Boten, die den Landweg nehmen. Wir halten die Höhen, die winzigen Festungen und Dörfer hoch über den Tälern. Wir können von oben aus alles beobachten und unseren Kriegern, die in den Tälern kämpfen, mit Feuer- und Fahnensignalen Botschaften schicken.«
»Was ist mit der Heilquelle in Soranyl?«, fragte Nuramon und erinnerte sich, dass die Stadt nur mit einem Palisadenwall befestigt gewesen war.
»Die Varmulier halten sowohl Urijas, als auch die Sternfestung und Soranyl im Schlangenforst.«
Nuramon nickte. Durch den Albenstern im Schlangenforst hatte er einst die Seekrieger nach Urijas geführt, um Jasgur zu befreien.
»Dann können unsere Feinde ihre Verletzten dort heilen«, sagte Nylma.
Borugar fuhr mit dem Finger von den Lysdorynen nach Soranyl. »Der Weg ist weit. Und die Albensterne haben wir ihnen verriegelt.«
Yendred nickte. »Obwohl die Heilquelle nun so mächtig ist, dass sie durch einen Quellstein gezügelt werden muss, ist die Magie
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