Nuramon
werben und zugleich einen Blick vom Gebirge aus wagen.«
»Ich habe Angst, dass die Verpflichtungen uns daran hindern, die Siegel zu finden«, sagte Daoramu.
»Dann müsst ihr euch, nachdem ihr in Teredyr und in Alvarudor wart, von dem, was euch bindet, für eine Weile lösen«, sprach Ceren. »Überlasst euren Vertrauten den Kampf. Sie werden euch nicht enttäuschen.«
Rückkehr nach Teredyr
Mit dem Frühling reisten Nuramon und Daoramu mit Nerimee, Gae rigar und einem Gefolge von Kriegern, Bediensteten und Rechtsgelehrten nach Teredyr. Während Nylma und Bjoremul auf dem Weg in den Osten waren, um König Tyregol zu holen, würden die Yannaru am Ort der Zusammenkunft warten.
Einem Rat Nylmas folgend, erschienen sie am Albenstern, wo sich nach Nuramons Abschied das Dorf Alvamur gebildet hatte. Er hatte gehört, dass es gewachsen war, doch das Ausmaß des Wachstums überraschte ihn. Eine ganze Stadt schloss sich um den Albenstern, schmiegte sich an den See hinab, wo er nahe des Wasserfalls einst gebadet hatte und wo er auf dem Rückweg ins Lager der befreiten Teredyrer Daoramu bei dem Versuch gesehen hatte, ihr nasses Kleid zu trocknen.
Sie liehen sich bei der Familie Yurgaru, die nach dem Tod des Stadtältesten Yangor nicht an Bedeutung verloren hatte, Pferde für das ganze Gefolge und ritten auf dem Pass hinab ins Minental. Der Weg war unverändert, und Nuramon erinnerte Daoramu an ihre ersten Gespräche. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, dabei waren es ohne die sechs Jahre, die sie übersprungen hatten, nur beinahe drei ßig Jahre. Kaum der Rede wert in Elfenmaßen, doch Nuramons Zeit gefühl hatte sich gewandelt. »Es kommt mir vor, als hätte ich weniger Zeit ohne dich verbracht als mit dir«, sagte er.
Daoramu lächelte ihn an. »Bei mir ist das tatsächlich so. Selbst ohne die Jahre im Schlaf habe ich länger mit dir gelebt als ohne dich.«
Das Minendorf war gewachsen. Auch das wusste Nuramon. Aber ihm war neu, dass es nur noch von wenigen der Älteren Minendorf genannt wurde. Die Jüngeren bezeichneten es einfach als Oberstadt. Hier zogen sich die typischen Langhäuser des alten Teredyr neben den groben Häusern mit den Flachdächern des alten Minendorfes die Osthänge hinauf, während im Westen noch immer Schafe weideten und sich die Felder erstreckten. Sogar der kleine Wald im Südwesten existierte noch.
Sie blieben im Sattel, grüßten die Menschen links und rechts, und Nuramon bedauerte, so lange nicht hier gewesen zu sein. Die Rettung Daoramus wie auch der Kampf gegen die Varmulier hatten ihn von hier ferngehalten.
Als sie auf dem Pass in die Tiefe kamen, der hinter dem Staudamm begann, zeichnete sich bereits ab, wie es im Tal aussah. Der Weg von einst war nun eine gepflasterte Straße. Sie spaltete sich am Fuße des Passes. Der eine Weg führte zur Stadt, der andere in den Wald, gewiss hinauf zur Quelle, an der Nuramon einmal gelebt hatte und wo nun Heilmagie entsprang. Nylma hatte ihm in Jasbor erzählt, dass die sogenannte Elfenquelle einer der kleineren Heilorte war. Früher waren viele Menschen von weither gekommen, sogar aus Varmul. Doch inzwischen gab es anderswo größere Heilquellen, wie die nördlich von Obudyr und jene in den Ruinen von Barobyr.
Häuser und Höfe säumten nun die Straße nach Teredyr, und auch um den Stadtwall, an dem die Dornensträucher wuchsen, zogen sich Gebäude entlang. Jenseits der Stadtmauern stachen zahlreiche Türme und schmale Häuser in die Höhe. So vermutete Nuramon, dass der Raum innerhalb der Stadt eng geworden war; ein Eindruck, der sich bei ihrem Einzug bestätigte.
Auch diesmal fanden sie Unterkunft im Haus der Familie Yurgaru. Relegir empfing sie mit seiner Frau Yurra und führte sie in das vertraute Dachgeschoss hinauf. Relegir, der als Oberhaupt der Yurgaru mit seiner Familie in dem Herrenhaus lebte, ähnelte dem längst verstorbenen Yangor mit seinen buschigen Augenbrauen und den vielen Falten heute mehr noch als früher.
Yurra war die Tochter des alten Minenvorstehers. Nuramon erinnerte sich an das kleine Mädchen, das oft krank gewesen war, manches Mal seine Hilfe gebraucht und ihn immer mit ihren blauen Augen verwundert angeschaut hatte. Heute war sie eine stattliche Frau mit zielsicheren Gesten und einem gewinnenden Lächeln; eine Frau, die auf sanfte Weise keinen Widerspruch zuließ. Nuramon zweifelte nicht daran, dass sie als Minenvorsteherin der Tradition ihrer Vorfahren gerecht wurde.
Als Nuramon und Daoramu oben unter dem Dach in
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