Nuramon
verlorenen Herzogsitz ihres Vaters. Sie stieß an Nuramons Seite voran, erspähte Yendred, kämpfte sich zu ihm durch, und als sie bei ihm und Salyra war, fochten sie wie früher gemeinsam und eroberten Amulbyr.
Als der Kampf endete, schloss Salyra Lyasani in die Arme und flüsterte: »Endlich!« Hatte Lyasani sich auf dem Weg hierher immer wieder gefragt, ob es richtig war, die Kinder in der Obhut Jaswyras, Gaerias und der Ammen zurückzulassen, war sie nun von der Last des Zweifels befreit. Und als Yendred hinzukam, war ihr Glücksgefühl vollkommen.
Sawagal ließ sich von Nylma, Bjoremul und einigen Ilvaru über die Albenpfade nach Ost-Varmul führen. Er sah den Torstab in den Händen der Wyrenara, und es ärgerte ihn, dass ein so mächtiges Artefakt in die Hände einer Dilettantin geraten war. Er überlegte, ob er mit seinen Magiern und Kriegern den Versuch wagen sollte, den Stab an sich zu bringen. Doch schon waren sie unter varmulischen Bauern, traten vor den König von Varmul und wurden mit großen Ehren empfangen. Und nach dem Fest mit seinen Freuden und sogar Gelüsten war er froh, dem Drang, den Stab an sich zu reißen, widerstanden zu haben. Die Tjuredanbeter würden ihm gewiss genug Beute bieten.
Nylma kehrte mit Bjoremul und einer Handvoll Krieger zu Yendred zurück und kämpfte in seiner Streitmacht um Ralenyl. Alle wünschten sich Nuramon herbei, doch dieser war allein mit Daoramu ausgezogen, um nach einem der magischen Siegel zu suchen. So vergingen die Wochen, und schließlich gelang es ihnen auch ohne Nuramons Hilfe, das Land zwischen dem Ruljas und dem Arljas zu befreien, das Borugar einst als Fürst erobert, als König beherrscht und wieder verloren hatte.
Nachdem sie die letzten Städte und Sternfestungen ihres Königreichs zurückerobert hatten, zogen sich Yendred, Lyasani und Salyra nach Jasbor zurück, und Nerimee kam und wies den Kriegern den Weg über die Albenpfade, ohne selbst je in den Kampf zu gehen. Nylma wünschte sich, alle würden ein einziges Mal an einem Ort zu einer Schlacht zusammenkommen: Yendred, der mit Lyasani und Salyra die Streitmacht anführte, sie und Bjoremul, die dem Feind in die Seite stießen, Loramu und Borugar, die im Lager die Pläne schmiedeten. Daoramu und Nerimee, die die Verletzten heilten. Und vor allem wünschte sie, Nuramon würde erscheinen und die Kampfgefährten zu Heldentaten bewegen. Doch dieser Tag, den Nylma sich wünschte, wollte nicht kommen.
König Tyregol stand inmitten der vergehenden Schlacht. Das Feld war voller Toter und Verletzter. Freund und Feind waren im Schlamm und im Regen kaum noch voneinander zu unterscheiden. Die magischen Lichter der Zauberer waren erloschen, und Tyregol wusste weder, ob Sawagal und seine Leute sich behauptet hatten noch wie viele seiner Bauernkrieger überlebt hatten.
Zwei feindliche Boten ritten näher, und Dorgal hob schon drohend das Schwert, doch die beiden Männer sprangen aus dem Sattel, verbeugten sich, und einer sagte: »Wir bitten um Gnade. Nimm die Stadt Werisar, aber lass unser geschlagenes Heer abziehen.«
Die Hitze stieg Tyregol zu Kopf, und er spürte den hartgewordenen Schlamm in seinem Gesicht. Er konnte nur hoffen, dass die Schicht so dick war, dass sie ihm zur Maske wurde und die Boten nicht erkennen ließ, wie überrascht er war. »Heute gewähre ich es euch«, sagte er. »Aber verlasst euch nicht darauf, dass es beim nächsten Mal wieder so sein wird.«
Zwei Stunden später kam Nylma mit den Teredyrern und verkündete, dass der Überraschungsangriff auf Barobyr geglückt sei und sie die nahe gelegene Heilquelle erobert hatten. Nun würden sie sich nach Süden wenden. Sie hatten die Alvarudorer und die Teredyrer im Rücken und hielten die Heilquelle von Barobyr als Rückzugsort. Der Weg nach Varlbyra lag vor ihnen.
Fürst Aniscaro von Helbyrn empfing seine Feldherren, und alle berichteten das Gleiche. Yendred sei über den Arljas gekommen und strebe Varlbyra entgegen. »Sie machen mit Tyregol gemeinsame Sache«, hörte er immer wieder in diesen Tagen. »Der Fürstenrat darf nicht fallen. Sagt ihnen unsere Hilfe zu!«
Fürst Murero schritt zwischen den vierzehn anderen Fürsten des Rates umher. Die Yannadrier nahten von Westen, der König von Norden, und die Ahnenpriester beschuldigten sie öffentlich, an all den Kriegstoten schuld zu sein. Nur das Bündnis mit Helbyrn und eine harte Hand konnten sie retten.
Jeden Tag kamen furchterregende Nachrichten an den Hof. Nylma, die Wyrenara des
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