Nuramon
verlieren?«, fragte er. »Und die Macht, Artefakte zu nutzen?«
»Nein«, sagte sie. »Wenn die Tjuredanbeter ihre Macht verlieren, opfere ich die meine gerne. Und wer weiß? Vielleicht bleibt einigen von uns ein wenig Magie erhalten.«
Sawagal nickte mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen.
Aniscaro traf sich dreizehn Meilen südlich von Varlbyra mit den varmulischen Fürsten inmitten des gewaltigen Heerlagers. »Dreißigtausend Krieger! Und die Tjuredpfade sind unbrauchbar!«
»Sie warten«, sagte Fürst Murero. »Die Nordprovinzen und die Teredyrer bringen ihnen auf dem Landweg und auf den Albenpfaden Nachschub.«
Aniscaro hasste es, wenn die Varmulier die Pfade seines Gottes als Albenpfade bezeichneten.
»Da ist kein Herankommen«, sagte Murero. »Diese Feiglinge aus Alvarudor und diese Hure aus Teredyr lassen nichts zu.«
»Ich habe euch gesagt, ihr hättet beim Rückzug verbrannte Erde hinterlassen sollen«, sprach Aniscaro.
Murero nickte. »Unsere Spione schauen, ob es ein Herankommen an den König gibt – oder besser an den Alvaru und seine Brut.«
»Wir müssen sie im Auge behalten«, sagte Aniscaro. »Irgendetwas tut sich bei ihnen.«
Abschied von Jasbor
Als alle Vorbereitungen zur Abreise getroffen waren, verbrachte die Familie einen ganzen gemeinsamen Tag miteinander. Nuramon genoss es, denn es war vielleicht das letzte Mal, dass sie so zusammen waren.
Nylma saß mit Daoramu und Jaswyra unter der Birkeneiche, und sie lachten mit Ceren; Yendred spielte mit Gaerigar im Garten Verstecken, während Salyra und Lyasani dabei zusahen, wie Yulivee noch auf unsicheren Beinen hinter ihrer größeren Schwester Obilee herlief. Es kam Nuramon beinahe so vor, als wäre es erst vor Tagen gewesen, dass Lyasani beide Kinder gestillt hatte. Weder Obilee noch Yulivee konnten ihre Herkunft verleugnen. Beide hatten das dunkle Haar ihrer Mütter; Obilee das glatte Salyras, Yulivee die langen Locken Lyasanis. Die beiden Mädchen hatten Elfengesichter und alberten umher wie Kobolde.
Nuramon und Nerimee spazierten durch den Garten. Sie kamen an Borugar und Loramu vorüber, die auf der Steinbank saßen und über Jasgur sprachen. Nuramon bedauerte, den Freund vor seinem Tod nicht mehr gesehen zu haben. Er wusste, dass die Zeit und die körperlichen Gebrechen an dem Herzog von Gaelbyrn genagt hatten, und dann hatte er einen winzigen Elfenaugenblick nicht hingeschaut, und schon war das Leben seines Freundes vorüber gewesen.
»Du denkst an Jasgur«, sagte Nerimee. »Manche sagen, die Feinde konnten erst über uns kommen, als er die Augen zugetan hatte.«
Nuramon nickte. »Es wäre ihm gewiss recht gewesen, dass die Heldenepen das verbreiten.«
Sie schritten quer durch den Park dem Südwesttor entgegen und sprachen über die Lage in Varlbyra. »Ich würde dich gerne begleiten. Ich möchte bei den magischen Steinen sein, die Magie ordnen, damit du sie nutzen kannst.«
»Auf den Himmelswiesen sind wir angreifbar«, sagte er. »Haben wir Glück, geht alles vorüber, ehe die Feinde merken, was geschieht. Erkennen die Tjuredanbeter aber, dass ich etwas Großes mache, werden sie es verhindern wollen. Und dann wäre die Stelle des Zaubers der gefährlichste Ort des Krieges.«
»Dennoch«, sagte sie.
»Nerimee. Wenn ich scheitere, dann bist du die letzte Hoffnung.«
»Aber ohne mich wirst du scheitern. Du brauchst mich für diesen Zauber. Und das weißt du.«
»Ich weiß, dass du hier gebraucht wirst. Nicht nur von Borugar, sondern auch von Gaerigar. Wir würden das Wagnis allein eingehen, damit du hierbleiben kannst.«
»Wir?«, fragte sie. »Wird Yendred dir helfen?«
»Nein, deine Mutter. Wir haben beschlossen, diesen Kampf gemeinsam zu Ende zu führen. Sie wird mir die Macht zuspielen, und viel davon.«
»Was?« Nerimee blieb stehen und schaute zurück zur Birkeneiche. »Doch nicht etwa nur, um mich fernhalten zu können?«
»Sie will mir einfach nur beistehen.«
»Aber das will ich auch. Vergiss einfach, dass ich die Thronerbin bin. Yendred würde meine Stelle einnehmen. Er ist auf dem Schlachtfeld gewachsen. Und wenn wir beide sterben, wird Gaerigar zum Thronerben.«
»Aber willst du ihn nicht aufwachsen sehen?«
»Gewiss. Aber fragst du Yendred, ob er seine Töchter aufwachsen sehen will? Und sei ehrlich: Würdest du ihn daheim lassen?«
»Nein«, antwortete er und lächelte. »Deine Mutter wusste, dass du das sagen würdest. Ich wollte ihr nicht glauben.«
»Ich bin also dabei?«, fragte sie mit
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