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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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schaute zu Nuramon. Die ganze Nacht hatte er regungs los dagesessen, und die Schlacht, die mit dem Tag entfacht war, hatte ihn nicht einmal blinzeln lassen. »Wie lange noch?«, fragte sie Nerimee.
    Ihre Tochter streckte die Hand aus und legte sie über den Haufen magischer Steine. »Es ist nicht mehr viel Kraft übrig.«
    Daoramu erschrak vor einem Schmerzensschrei, der aus der Schlacht heranhallte, und erkannte Nylmas Stimme.
    Nuramon spürte, dass er seinem Ziel nahe war. Doch obwohl das Siegel für ihn nur noch ein Schatten war, der sich kaum von der Finsternis abhob, war es noch nicht gebrochen. Und von der Macht der angehäuften Zaubersteine war nicht mehr viel geblieben.
    »Nuramon«, hörte er jemanden sagen. Es war Daoramu, die zu ihm sprach. »Jetzt oder nie!«, sagte sie und wiederholte es. Dann aber schrie sie vor Schreck auf, und sofort zog er die Magie mit aller Macht aus der Quelle und stopfte sie in das Siegel. Der Schmerz wütete schlimmer als zuvor.
    »Jetzt oder nie.« Er sprach Daoramus Worte immer wieder im Geiste vor sich hin und bemühte sich, mehr und mehr Magie zu stemmen und dem Siegel aufzulasten.
    Da geschah es: Die Magie drang ungehindert von ihm fort. Das Siegel war nicht mehr da, und vor ihm lösten sich Lichtpunkte aus der Finsternis. Sie wurden zu Lichtflecken, die sich in Flüsse ergossen und auf ihn zuströmten. Das leuchtende Wasser suchte sich lang sam den Weg durch die Dunkelheit und floss direkt vor ihm zu einem pulsierenden See zusammen. Und erst als das Wasser so grell leuchtete, dass es seine Sinne blendete, erkannte Nuramon den magischen Hauch, der ihm entgegenwehte. Es war der Hauch der Albenpfade. Er hatte das Siegel gebrochen und einen Albenstern freigelegt.
    Yendred packte den Stein, der bei ihm niedergegangen war und warf ihn mit aller Kraft fort. Der Stein stieg auf, zischte, zog die Flammen wie einen Schweif hinter sich her und ging inmitten der Feinde in einer riesigen Stichflamme zu Boden. Schmerzensschreie schallten über das Schlachtfeld, und eine ganze Schar brennender Krieger lief wild umher.
    Ein Zischen ließ Yendred an Lyasanis und Salyras Seite zurückweichen. Nur Bjoremul blieb stehen und starrte zu Boden. Eine Bahn aus goldenem Licht floss von Westen nach Osten. Es war ein Albenpfad. Yendred konnte ihn deutlich spüren, doch dass er ihn auch sehen konnte und seine Gefährten ebenfalls, das überraschte ihn.
    Grelles Licht drang aus dem kleinen Lager, in dem seine Eltern waren. »Das ist es!«, rief er. »Das Siegel ist gebrochen!«
    »Die Schlacht aber noch nicht gewonnen«, entgegnete Bjoremul. »Kommt! Ehe sie weitere Zaubersteine werfen!« Er winkte sie nach Westen, in die Flanke der feindlichen Pikenträger.
    Nuramon öffnete die Augen. Unter ihm erstreckte sich eine golden glitzernde Lichtinsel, die beinahe bis zum Wall reichte. Er spürte sieben Albenpfade, wie an den Albensternen, die feste Weltenpforten ermöglichten. Doch hier ragte keiner der sieben Pfade in die Höhe. Stattdessen führte einer von ihnen in die Tiefe. So etwas hatte er zuvor nur in den Zwergenreichen gespürt, wo Thorwis die Pfade mit seinem Albenstein nach seinem Belieben geformt hatte.
    Nuramon erhob sich und schaute in staunende Gesichter, doch da erlosch das Strahlen, und die Albenpfade verschwanden vor seinen Augen. Er erinnerte sich an die Lehren seiner ersten Eltern. Sie hatten ihm gesagt, dass die Albenpfade einen Moment lang für jeden sichtbar leuchteten, wenn man das Siegel eines mächtigen Albensterns löste.
    Nuramon fasste Daoramus Hand und löste damit ihren Blick vom Boden, der eben noch geleuchtet hatte. In der Ferne hörte er, wie die helbyrnianischen Hörner die Krieger zum Rückzug riefen.
    Das Siegel war gebrochen, aber nun, da die Pfade wieder unsichtbar waren und er sie nur mit seinen magischen Sinnen spüren konnte, hätte er erwartet, dass sich irgendetwas am magischen Gefüge änderte. Doch er spürte nichts dergleichen.
    »Sollten diese Pfade ausreichen, um die Magie zu zügeln?«, fragte Nerimee, als sie die Hände von einem Krieger löste, dessen Arm notdürftig geheilt war. Oregir und seine Magier übernahmen nun die Verletzten, die auf ihre Heilung warteten, und gönnten Nerimee eine Pause.
    »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Nuramon und schaute in Daoramus sorgenvolles Gesicht.
    »Das Mondlicht bleibt aus«, sagte sie.
    Nuramon schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht.«
    »Sie ziehen wirklich ab«, sagte Nylma und wies mit ihrem leicht verletzten

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