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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Trockene Sträucher schmiegten sich an Äste und Wände, und Farne und Kräuter sammelten sich dort, wo die Magie am Boden strahlte. In einem anderen Saal ragten Wurzeln aus dem Sand und nährten eine Wiese voller roter Pflanzen mit weißen Blüten. Auch Tiere sahen sie. Kleine Schlangen, große Käfer, Schmetterlinge mit breiten Flügeln, rote Ameisen, sogar ganze Bienenvölker, die durch Spalten in die Kristallwände gedrungen waren und dort wie zitternde Schattenwesen wirkten. Es war ein von Magie belebter Ort, ein Wald des magischen Lebens.
    Nach gut einer Stunde fanden sie einen Gang, der im Bogen in die Höhe führte. Dort kamen sie in die Baumkronen, deren Äste sich am Rande der Hallen in die Höhe flochten und sich dort mit ihrem rotbraunen Laub ins Gewölbe schmiegten. Nur ein breiter Pfad blieb ihnen, über dem winzige Vögel hin- und herflatterten. Daoramu hatte längst den einmal gespürten Lauf der Magie verloren, so sehr erfüllte das Leben die Hallen. Doch Nuramon führte sie zielstrebig voran. Nachdem sie drei Hallen durchquert hatten und durch enge Gänge geschlüpft waren, blieb er stehen und schaute zurück. »Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob wir weitergehen oder umkehren«, sagte er.
    Byrnea zuckte mit den Schultern, die anderen machten ratlose Gesichter.
    »Glaubst du, dass hier wirklich die Macht liegt, die die magische Flut beendet?«, fragte Daoramu.
    »Ich glaube, dass das, was durch die Siegel verborgen werden sollte, hier ist. Ich bin mir sicher, dass es das ist, worum es Dareen ging. Deswegen kam sie aus Albenmark nach Dayra und wies mir den Weg. Die Magie staut sich dort, wo all diese Adern hinführen. Der Sog ist groß, aber dann verharrt die Magie, als könne sie nicht weiter.«
    »Vielleicht muss das, was die Magie heranzieht, erst noch erwachen«, sagte Daoramu.
    Nuramon betrachtete sie mit besorgtem Blick, sagte aber nichts. Die Ilvaru schauten hin und her, als fürchteten sie, irgendwo im Astgeflecht gäbe es einen Feind zu entdecken, der nur darauf wartete, sie anzuspringen.
    »Du bist dir nicht sicher, ob dieser Ort uns nützt oder aber schadet«, sagte Daoramu schließlich. »Das ist es doch, oder?«
    »Ich glaube, das Siegel bewahrte nur das Tor, das mich oder meinesgleichen herführen sollte. Ich war nie hier, aber dieser Ort ist so vertraut, als hätte ich selbst gleich einem Orakel all die Jahre von diesen Hallen gewusst.«
    »Aber was fürchtest du dann?«, fragte sie und fasste seine Hand.
    »Ich fürchte um all jene, die sich auf den Himmelswiesen mit dem Feind messen.«
    »Wenn du das Gefühl hast, dass hier das ruht, weswegen Dareen Albenmark verließ, dann lass es uns gemeinsam zu Ende bringen. Ganz gleich, wie groß die Angst ist. Yendred, Nerimee und all die anderen, denen wir vertrauen, werden uns nicht enttäuschen.«
    »Und wenn sie sterben?«, fragte Nuramon.
    Daoramu strich ihm sanft über die Wange. »Sie können immer sterben. Auch wenn du an ihrer Seite bist.«
    »Wer weiß, ob die Feinde sich zu einem Kampf aufraffen können«, sagte Byrnea und strich sich über ihr kurzgeschorenes Haar. »Die Albenpfade zu sehen hat alle beeindruckt. Die abtrünnigen Fürsten könnten sich überlegen, ob diese Schlacht noch zu gewinnen ist. Und selbst wenn die Helbyrnianer entschlossen sind, wird es lange dauern, die Ordnung wiederherzustellen. Dass die einfachen Krieger dann die Entschlossenheit ihrer Anführer teilen, bezweifle ich.«
    Nuramon nickte.
    Daoramu achtete auf die magischen Flüsse, die sie vage spürte. »Dort entlang, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Nuramon schmunzelnd, und dann führte er sie von den großen Hallen fort in schmale Gänge, durch die sich dichtes Astgeflecht an den Wänden entlangzog. Er kreuzte die großen Säle, und bald fühlte sich Daoramu wie auf einem Fluss, der sich in einen gewaltigen Strom ergoss. Nach gewiss zwei Stunden, in denen Daoramu manches Mal an ihrer Entscheidung voranzuschreiten zweifelte, kamen sie auf einen breiten Gang, in dem die Magie in mächtigen Ästen davonfloss.
    »Die Magie staut sich schon bis hierher«, sagte Nuramon und wies den Gang entlang, der sich in der Ferne zu öffnen schien. »Von dort kam der Sog. Und dort kommt die Zauberkraft nicht weiter.«
    Am Ende des Ganges leuchteten wieder Kristallwände, und auf dem letzten Stück drangen die Äste in die Wände ein. Nuramons Schritte wurden vorsichtig. Als Daoramu merkte, dass die Ilvaru die Hände an ihren Schwertern hatten und die Speerträger ihre

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