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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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der Fürst fragt sich – wie gesagt – warum du ihn nicht eingeweiht hast.«
    Borugar schlug mit der Faust auf die Lehne seines Stuhls. »Und ich frage mich, wer ihm davon erzählt hat!«
    »Wenn der Fürst davon weiß«, sagte Daoramu, »warum will er meinen Vater dann zum Herzog machen?«
    »Weil er nicht anders kann. Um der Feldherren und Adligen willen. Ich und andere haben ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er nach Rumols Tod ein Zeichen setzen muss. Mühen müssen sich wieder lohnen. Aber der Alvaru macht ihm Angst. Yarro fürchtet, dass eine Verbindung zwischen dir und dem Alvaru ihn den Thron kostet.« Helerur wandte sich nun wieder an Borugar. »Und deswegen bittet er dich, das Versprechen, das du dem Alvaru gabst, in seine Hände zu übergeben. Er soll nicht dir dienen, sondern dem Fürsten. Und er soll nicht um Daoramu werben, sondern um eine der Fürstentöchter.«
    Daoramu musste lachen. »Kein Zweifel«, sagte sie. »Jeder andere würde den Dienst beim Fürsten und das Werben um eine seiner Töchter als erstrebenswert erachten. Nuramon aber kann man mit Ruhm und Ehre, mit Rang und Vermögen nicht locken.«
    Helerur musterte Daoramu mit hochgezogenen Brauen. Sie nahm es ihm nicht übel. Liebesheiraten waren selten, und wer Nuramon nicht kannte, mochte nicht verstehen, wovon sie sprach. Sie verstand es ja selbst kaum.
    »Gibt es keinen Mittelweg?«, fragte Borugar seinen alten Freund. »Könnte der Alvaru nicht um Daoramu werben und dafür direkt dem Fürsten unterstehen?«
    Helerur lächelte, doch sein Blick blieb starr. »Der Fürst wird nicht hinnehmen, dass der Alvaru euch nahe ist. Die Ahnenbücher des Ostens berichten von Kindern zwischen Elfen und Menschen.«
    »Ihr habt also auch in den alten Schriften gelesen«, sagte Daoramu. Das Misstrauen des Fürsten war allgemein bekannt, und dass die Gelehrten auf sein Geheiß hin auf derselben Spur waren wie sie, machte ihr Angst.
    Helerur nickte. »Der Fürst glaubt, dass Elfenblut das Fürstenhaus entscheidend stärken würde. Zugleich fürchtet er es außerhalb seiner Familie. In seinen Augen seid ihr die größte Gefahr für seine Krone.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Borugar kopfschüttelnd.
    »Er ist nicht mehr Herr seiner Lage«, entgegnete Helerur. »Er ist ein Getriebener, und die Kriegslage hat sich gewandelt. In den letzten Wochen haben wir eine Schlacht nach der anderen verloren. Gestern erst erfuhr ich, dass Weramul gefallen ist.«
    »Was?«, rief Borugar und sprang von seinem Stuhl auf. »Hast du eine Vorstellung davon, wie viele Leben es gekostet hat, die Stadt einzunehmen? Nachdem ich Weramul erobert hatte, hätte jedes Kind es verteidigen können!«
    Helerur erhob sich langsam. »Fürst Yarro hält sich für einen genialen Strategen und sitzt in Urijas, während die Feinde auf dem Vormarsch sind. Ich habe ihn gebeten, nach Westen zu kommen; sich in Sicherheit zu bringen. Die alte Fürstenresidenz in Jasbor wäre glücklich, wieder an Bedeutung zu gewinnen. Aber er hat Angst, dort zu weit vom Geschehen entfernt zu sein.«
    Daoramus Vater musterte Helerur misstrauisch. »Du klingst nicht wie ein treuer Untertan.«
    Helerur warf ihr ein Schmunzeln zu und wandte sich dann wieder an ihren Vater. »Der Fürst hasst dich«, sagte er. »Und mit dem Alvaru in deiner Nähe fürchtet er dich sogar. Übergib ihm den Alvaru, und vielleicht kannst du deinen Herzogtitel genießen.«
    Borugar überlegte lange, trat dann neben Daoramu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Würdest du den Alvaru gehen lassen?«, fragte er. »Würdest du es für deine Familie tun?«
    Sie blickte ihren Vater voller Abscheu an. Er wusste nur zu gut, dass sie nachgeben würde, wenn er die Familie ins Feld führte. Und er ahnte nicht, welche Qualen dadurch in ihr aufflammten. Was vorhin noch Liebe und Sehnsucht gewesen war, schlug nun in Verzweiflung und Schmerz um. Aber alles, was sie je aus Helerurs Schriften gelernt hatte, sprach dafür, dass sie sich fügen musste. Diese Gewissheit nagte an ihr. Nach einer Weile antwortete sie: »Wenn du mich vor Merryn bewahrst, tue ich, was du willst.« Diese Worte aus dem eigenen Mund zu hören, war wie ein Faustschlag ins eigene Gesicht.
    »Dann musst du einen anderen nehmen.«
    »Das werde ich«, sagte sie und dachte an Jasgur. »Aber nicht sofort.« Sie biss sich auf die Lippen und hätte am liebsten vor Hilflosigkeit losgeschrien. Ahnte ihr Vater überhaupt, dass er sie gerade eben verraten hatte?
    »Das heißt, du wirst

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