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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Nuramon zurückweisen, wenn er kommt?«
    Mit einem Mal stieg Wut in Daoramu auf. »Ja«, sagte sie und drohte dann ihrem Vater mit dem Finger. »Aber eines sollte dir klar sein. Bete zu den Ahnen, dass ich dich nicht dafür hassen werde! Die dunkelsten Gedanken werden dort geboren, wo Träume sterben. Warum kannst du nicht um mein Glück kämpfen, wenn es dir doch so offensichtlich nützen würde?«
    »Helerur hat nun einmal recht«, entgegnete ihr Vater. »Wir sind alle Teil des Gefüges, und wir können uns darin verfangen und umkommen, wenn wir unseren Platz nicht kennen. Das weißt du genau. Und außerdem …« Er biss sich auf die Lippen. »Ich gebe zu, dass ich Zweifel an den Absichten des Alvaru habe. Wenn du von ihm redest, erkenne ich dich nicht wieder.« Die Worte waren wie ein Dolchstoß mitten in ihr Herz.
    »Vielleicht hast du mich nie richtig gekannt«, sagte sie voller Ver achtung und verließ den kleinen Saal, ging in ihre Kammer und weinte vor Enttäuschung über ihren Vater und ihre eigene Schwäche.
    »Nuramon«, flüsterte eine Frauenstimme.
    Er öffnete die Augen und blickte in Nylmas erleichtertes Gesicht. Sie saß an seinem Bett in einer Kammer; über ihr schälten sich Dachbalken und eine schräge Decke aus dem Kerzenlicht. Sie waren zwar allein, doch durchs Fenster drang Stimmengewirr aus der Tiefe, und der Geruch von Gebratenem stieg Nuramon in die Nase und weckte seinen Appetit.
    »Ich habe es gewusst«, sagte sie.
    »Wo sind wir?«, fragte Nuramon und versuchte sich aufzusetzen. Der Schmerz zwang ihn in die Kissen zurück. Er lag unter schweren Felldecken und konnte nur ahnen, wie sein Körper darunter aussah.
    Nylma reichte ihm einen Becher Wasser.
    »Was ist geschehen?«, fragte er, trank einen Schluck und strich sich dann über den Verband, der seinen Oberkörper umschloss.
    »Du hast vierzig Feinde getötet. Ich habe nur ein Licht gesehen. Dann lag die Straße voller geblendeter, sterbender Krieger. Was immer dort geschehen ist – die Feinde sind geflohen. Ich sah, wie dieser Rayagor auf dem Rücken eines Kriegers durch das Tor verschwand.«
    »Und werden sie noch einmal angreifen?«, fragte Nuramon und wunderte sich, wie dünn seine Stimme klang.
    Nylma lachte.
    Da öffnete sich die Tür, und Gaeremul und Yangor traten ein.
    »Wie lange war ich fort?«, fragte Nuramon.
    »Einen ganzen Monat«, erklärte Gaeremul lächelnd.
    »Dann muss ich dem Tod näher als dem Leben gewesen sein.« Erneut versuchte er sich aufzusetzen, biss die Zähne zusammen und gab den Versuch keuchend auf.
    »Es ist gut, dass du es überstanden hast«, sagte Yangor.
    »Der Pass ist also wieder offen?«, fragte Nuramon.
    »Die Varmulier haben sich zurückgezogen«, erklärte Gaeremul. »Nach deinem Zauber hat sich niemand mehr vorgewagt. Und Relegir ist aus dem Osten zurückgekehrt.«
    »Mit den Flüchtlingen und einer Schar Söldner?«, fragte Nuramon lächelnd.
    »Mit den Flüchtlingen, ja«, sagte Yangor und berichtete, dass die Obudyrer Relegir kein Geld gegeben, ihm aber eine Miliz zur Verfügung gestellt hatten: verschuldete Bauern, die durch den Kampf ihre Schulden abzahlen konnten. »Sie haben den Varmuliern mit Jasgur in den Wäldern so zugesetzt, dass sie einen Unterhändler schickten.«
    Gaeremul nickte. »Relegir hat mit Rayagor verhandelt und ihm deutlich gemacht, dass sie lieber nicht noch einmal deinen Zorn heraufbeschwören sollten. Denn statt zu verteidigen, könntest du dich entschließen anzugreifen. Und welche Stadt in ihrem Reich wäre deinem Zauber gewachsen? Sie fürchten dich nun. Rayagor hat dich den Wyrenar von Teredyr genannt.«
    »Ich weiß nicht, was ich getan habe«, sagte Nuramon und schaute sich um. Er erinnerte sich noch an Schmerzen, an grelles Licht und an das Toben der Magie. Er wusste noch, dass er sich, ehe er sich ganz der Magie anvertraut und dem Tod ins Auge geblickt hatte, damit abgefunden hatte, Daoramu nie wiederzusehen. Dafür schämte er sich. Doch zugleich wurde ihm klar, dass das Schicksal ihm und vielleicht allen, die die Schlacht überlebt hatten, eine zweite Chance gegeben hatte. »Was ist mit Yargir und Werengol?«, fragte er.
    Yangor biss sich auf die Lippen. »Yargir hat es überlebt«, sagte er schließlich. »Und er hat alles versucht, um meinen Sohn zu retten.«
    »Werengol«, sagte Nuramon ungläubig. Der Sohn des Ältesten war die Zukunft von Teredyr.
    Yangor nickte. »Er starb durch einen Spieß«, sagte er und erzählte von weiteren Toten. Nuramon

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