Nuramon
kannte jeden von ihnen, und die Nennung jedes Namens schmerzte.
Die Tür öffnete sich erneut, und Jasgur trat herein. »Unser Held ist erwacht«, sagte er und lachte. Yargir, der ihm folgte und dessen Beinwunde offenbar bereits verheilt war, nickte und grinste. »Ich wusste, dass Nylma recht behält«, sagte er.
Nuramon ließ seinen Blick über die Versammelten gleiten und nickte leicht, dann wandte er sich an Nylma. »Und du? Hast du es auch gut überstanden?«
Sie winkte ab. »Ich habe mir den Arm am Feuer verbrannt. Ansonsten sind es nur die üblichen Schnitte und Prellungen.«
Nuramon lächelte, dann sah er Yangor an. »Es tut mir leid, dass ich deinen Sohn nicht schützen konnte.«
Yangor schüttelte den Kopf. »Mein Sohn ist im Kampf um diese Stadt gefallen, in einer Schlacht, die wir gewonnen haben. Wir sind mit allem im Reinen. Du könntest unser Wyrenar sein, Nuramon. Wir würden dich gerne bei uns behalten.«
»Würden sie euch denn noch einmal angreifen?«, fragte Nuramon und sah, wie Yangor Jasgur einen Blick zuwarf.
»Sie haben hier mehr Krieger verloren, als ihnen lieb sein kann«, sagte der Schwertfürst. »Und falls sie eines Tages wiederkehren, wird diese Stadt uneinnehmbar sein. Ich habe mit Gaeremul einige Pläne geschmiedet. Verteidigungsanlagen. Bewaffnung. Scharten in den Toren für Spieße. Und, und, und. Mir blieb ja nichts anderes übrig.« Der Yannadrier lachte leise auf.
»Du willst sicher nach Hause«, sagte Nuramon und entsann sich seiner Eifersucht. Er hatte sich seit der Abreise aus Merelbyr nicht einmal die Frage gestellt, ob Jasgur, der Zeuge der Vereinbarung zwischen ihm und Borugar gewesen war, seinerseits eifersüchtig war. Nuramon betrachtete ihn und bemerkte einen Hauch des vertrauten Gefühls in sich, das er einst an Farodins Seite verspürt hatte. Wie Farodin war Jasgur Rivale und Kampfgefährte zugleich. »Dein Herr wird sicher schon sehnsüchtig auf unsere Rückkehr warten«, sagte Nuramon, aber er dachte nur an Daoramu und stellte sich vor, wie sie ihn in die Arme schloss.
Jasgurs Lächeln verging, nur um dann bemüht wieder zu erscheinen. »Wenn du wieder gesund bist, Nuramon. Mein Herr ist ein ge duldiger Mann. Und er weiß, wie langwierig der Kampf um eine Stadt sein kann.«
Nuramon gelang es endlich, sich unter Schmerzen aufzusetzen. »Ich werde nach Westen gehen, Yangor«, erklärte er. »Ich werde um Daoramu werben.«
»Jasgur hat mir alles erzählt«, sagte der Stadtälteste.
Der Schwertfürst wich Nuramons Blick aus. Er schaute zu Boden, und da wusste Nuramon, wie sehr der Yannadrier Daoramu liebte. Er überlegte, ob er ihm etwas Versöhnliches sagen sollte, doch Yangor sprach weiter: »Wir verlieren dich ungern. Aber du hast bereits mehr für uns getan, als wir es uns jemals erhoffen durften. Und deswegen verstehe ich auch Nylma und Yargir.«
Die beiden jungen Menschen grinsten, und Nuramon hatte den Eindruck, als Einziger die Pointe eines Scherzes nicht verstanden zu haben.
»Wenn du erlaubst«, sagte Yargir schließlich, »dann würden wir dich gerne begleiten.«
Nylma nickte. »Das nächste Mal, wenn dir jemand ans Leben will, möchte ich es verhindern«, sagte sie und schaute auf Nuramons Brust herab.
Nuramon folgte ihrem Blick. Er sagte nichts zu dem Wunsch der beiden jungen Krieger, sondern bat sie, ihm die Verbände abzunehmen. Kurz darauf betrachteten alle seine Verletzungen oder treffender: das, was davon übrig geblieben war. Die Teredyrer hatten sich zweifellos gut um ihn gekümmert, doch sie hätten seine Bauchwunden nicht ausreichend behandeln können. Seine Magie musste ihn im Schlaf geheilt haben.
Es war möglich, die Selbstheilungskräfte zu stärken, und manchmal geschah es von allein, besonders dann, wenn ein magiebegabtes Albenkind lange schlief und die Magie sich schneller erholte als der Körper. Und doch erschienen ihm seine Zauberkräfte mit einem Mal sonderbar fremd. Sie hatten in den Straßen von Teredyr etwas getan, das sie nicht hätten tun sollen. Es war mehr Magie aus ihm hervorgeschossen, als sein Körper hätte enthalten sollen. Die Zauberkraft war ihm aus der Welt zugeströmt, und er hatte ihr lediglich den richtigen Weg gewiesen. Er fragte sich, ob er auf der Schwelle zu etwas Neuem stand, am Anfang einer Magie, die nicht nach Kräften des Körpers fragte, sondern nach der Macht der umgebenden Natur.
Schließlich lächelte er Nylma und Yargir an. »Ihr könnt mit mir fortgehen«, sagte er und bemerkte wieder den
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