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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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»Yulivee erzählte es mir, denn ich stellte ihr dieselbe Frage. Sie kam mit jenem Stein zu Alaen Aikhwitan, der nun meine Heimstatt geworden ist. Die Dschinne hatten den Stein für sie gefertigt. Sie legte ihn in ein Astloch und versiegelte es mit Moos. Jahre vergingen, ehe Alaen Aikhwitan sich an den Stein gewöhnt hatte und es zum eigentlichen Zauber kam. Die Dschinne und Yulivee vollzogen das Ritual, und Alaen Aikhwitan lenkte die magischen Flüsse. Yulivee schlief nächtelang in seiner Krone, von Ästen wie in einem Nest umfangen, und Aikhwitan ließ die Dschinne gewähren und wurde für sie zur Ader des Zaubers. Sie fingen auf, was Yulivee von ihrer Macht an sie abtrat. Ich löste mich von Alaen Aikhwitan und floss von Ängsten geplagt in den Stein hinüber. Als der Zauber getan war, legte Emerelle den Stein in eine Quelle, die unter ihrem Schutz stand. Zu dem Zeitpunkt vermochte ich bereits zu sprechen.«
    »Erzählte Emerelle dir von meinem Schicksal?«
    »Nur bis zu dem Zeitpunkt, da du mich finden würdest«, sagte Ceren und lächelte. »Sie sagte mir, dass ich hier warten würde, und sie lehrte mich das Arlamyrische. Welches Schicksal Emerelle jenseits meines Erwachens sah, weiß ich nicht.«
    »Dann sind wir beide nun also frei«, sagte Nuramon und atmete entspannt aus.
    »Du hast gefürchtet, ich würde das Spiel der Orakel und Weisen spielen. Aber ich war selbst in der Blüte meiner Macht nicht besonders gut in diesem Spiel. Mir war es wichtiger, dir und deiner Sippe in allem beizustehen und euch auf meinen Weg der Magie zu führen.«
    Nuramon sah sie fragend an. »Bin ich denn noch auf dem Weg deiner Magie?«
    Sie schmunzelte. »Du bist auf vielen Wegen, Nuramon. Das ist deine Stärke. In den frühen Tagen der Welten beschritt auch die Magie viele Pfade. Sie trug Seelen in die Bäume und gebar mächtige Wesen, aus denen neue Wesen hervorgingen. Wir alle sind Kinder der Welten. Und wo immer die vertrauten Lebenskräfte fließen, können wir das eigene Schicksal zum Blühen bringen.«
    Nuramon sah in ihre glänzenden Augen, und zum ersten Mal seit Langem rührte sich eine Erinnerung an seine beiden frühesten Leben. »Das hast du schon einmal gesagt«, flüsterte er.
    Sie nickte sanft. »Ich sagte es Weldaron, und er sagte es euch.« Kurz schwiegen sie gemeinsam und lauschten den Geräuschen, die von unten zu ihnen heraufdrangen. Im Erdgeschoss schob irgendwer etwas Schweres im Saal umher. Als Nuramon das Gelächter Nylmas und Yargirs vernahm, vermutete er, dass sie die Reste des rauschenden Festes des Vorabends beseitigten und die Tische zurück an ihren Platz rückten. Ceren senkte den Blick, als könnte sie die beiden Teredyrer durch den Fußboden hindurch sehen. Ein Lächeln glitt über ihre fahlen Lippen.
    »Diese Welt«, sagte sie, »habe ich im Stein wie in einem Wachtraum beobachtet. Es scheint, als wäre ich im Schlaf gewachsen, bis ich die Magie spürte und am Ende sogar hören konnte, was in diesem Haus und dort draußen auf dem Platz gesprochen wurde. Ich habe meine Sinne für diese Welt geschärft. Sie ist voller frischer Kraft. Und wir können viel bewegen – du, Daoramu, ich und deine beiden Freunde, die du mir nicht vorstellen willst.« Sie grinste mit ihren langen Lippen. »Ich bin neugierig«, sagte sie.
    Nuramon überlegte kurz, dann nickte er, ging nach unten und kehrte kurz darauf mit Daoramu, Nylma und Yargir zurück.
    Während Daoramu Ceren mit einem liebevollen Lächeln begrüßte, wirkten Nylma und Yargir ebenso verwundert wie an jenem Tag, als er ihnen zum ersten Mal die Albenpfade geöffnet hatte.
    »Nylma, Yargir. Dies ist Ceren. Die Hüterin meiner Sippe«, sagte er.
    »Deine Ahnin?«, flüsterte Yargir.
    Ceren schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Aber ich wünschte, es wäre so.«
    »Ich habe euch von Yulivee erzählt«, sagte Nuramon zu Yargir und Nylma. »Der Schwester, die ich mir erwählt hatte. Wenn sie meine Schwester ist, dann ist Ceren meine Ahnin.« Er lächelte Ceren in der Erwartung an, ihr mit diesem Vergleich eine Freude gemacht zu haben, doch sie wirkte mit einem Mal misstrauisch. Immer schneller huschte ihr Blick zwischen Daoramu und Nylma hin und her. Ihre Augen glänzten stärker als Menschen- oder Elfenaugen, und sie blinzelte auffällig oft.
    »Haben wir etwas falsch gemacht?«, fragte Daoramu leise.
    Ceren streckte ihre Geisterhand aus und strich mit den schwarzen Nägeln über Daoramus Wange. »Du hast einen Elfenhauch an dir«, sagte sie. Aus

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