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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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fasste Nuramons Hand und sagte: »Ich ahnte nicht, wie sehr ich diese Insel vermisst habe.«
    Sie legten vor der Garnison im Süden an und ritten kurz darauf durch eine Stadt, die nicht ahnte, dass höchst ungewöhnlicher Besuch eingetroffen war. Wer genau hinsah, mochte Nuramons Elfenohren erkennen, doch in diesen Tagen war so viel Adel in der Stadt, dass die Gefährten nicht auffielen.
    Der Palast mit seinen hellgrauen Mauern zog Nuramons Blick in die Höhe. Das mächtige Gebäude schien aus der Klippe emporzuwachsen. Von dort aus hatten Borugar und Jaswyra gewiss einen herrlichen Blick über die Stadt, die Flussmündung und das Festland. Dort oben würde sich entscheiden, ob Daoramu und er hier in Jasbor eine Zukunft hatten.
    Auf dem großen Marktplatz wies Daoramu nach Norden auf eine Reihe schmaler Häuser. »Das rechte gehörte einmal uns«, sagte sie. Nuramon betrachtete das alte Haus aus bröckeligem Stein. Es bildete die Ecke eines Handelshofes, in dem die Menschen ein und aus gingen. »Mein Großvater war der letzte Yannaru, der Jasbor den Rücken kehrte«, erklärte Daoramu. »Nach dem Tod meiner Großmutter kam er zu uns nach Merelbyr.« Sie wies auf das Relief unter dem Dach, das von rotbrauner Farbe überzogen, aber so tief in den Stein gegraben war, dass man die Schriftzeichen noch lesen konnte: Haus der Yannaru . »Als das Haus errichtet wurde, hatte die Familie schon an Bedeutung verloren«, sagte Daoramu. »Die Leute priesen die Urahnin Yanna in den Tempeln und schüttelten den Kopf über die kümmerlichen Reste ihres Stammes. Manche sagen, wir wären an ihrem Ideal gescheitert.«
    »Dann ist die Rückkehr deines Vaters ein wahrer Triumph«, sagte Nuramon.
    Daoramu nickte. »Hoffentlich wiegt die Rückkehr eines Fürsten nach Jasbor schwerer als die Erinnerung an die jämmerlichen Reste einer großen Familie.«
    Sie schwenkten nach Westen und folgten der Straße, die in die Oberstadt führte. Sie spaltete die Klippe und stieg steil an. Am Fürstentor, dem Eingang zur Oberstadt, ließen die Wachen sie passieren und sandten einen Reiter zum Palast voraus.
    Daoramu deutete nach rechts. »Unsere Familie lebte vor Generationen noch dort drüben am Hügel. Sie hatten aber Schulden und mussten das Herrenhaus aufgeben.« Sie deutete nach Osten. »Man könnte sagen, der Weg nach Merelbyr war weit.«
    Nuramon nickte und schaute dem Palast entgegen, in dem Daoramus Ahnen ihre glanzvollsten Zeiten erlebt haben mussten. Der Ort, an dem einst der Königsthron von Nylindor gestanden hatte, war von starken Mauern halb umgeben, die das Anwesen zur Klippe hin offen ließen. Einige Gebäude ragten hinter den Mauern empor, und der Palast selbst erhob sich mit seinem weiten Dach über alles andere. Nur der Ahnentempel in der Mitte der Oberstadt konnte sich in seiner Ausdehnung mit dem Haus der Yannaru messen.
    Die Torgardisten ließen sie durch die mächtige Pforte auf das Anwesen vor, und kaum waren sie auf dem Hof, strömten Dutzende Menschen aus dem gegenüberliegenden Fürstenpalast und den Seitengebäuden. Binnen Kürze herrschte ein buntes Durcheinander. Nur die Gardisten bemühten sich, den Eindruck von Ordnung zu vermitteln, indem sie sich in die vorderste Reihe entlang des Weges stellten.
    Nuramon erblickte Borugar und Jaswyra. Sie und all die Edelleute, die ihnen folgten und sich links und rechts auffächerten, schienen die Haltung verloren zu haben, die Nuramon sonst von Würdenträgern gewohnt war. Daoramus Vater stürmte ihnen mit den größten Schrit ten, die seine kurzen Beine machen konnten, entgegen, rief immer wieder Daoramus Namen und vergaß darüber offenbar seine Frau Jaswyra, die durch ihr langes Kleid beim Laufen zurückfiel.
    Rund einen Schritt vor Daoramu kam Borugar schlitternd zum Stehen und starrte auf ihren Bauch, der sich mit dem Stoff ihres roten Kleides hervorwölbte. Es verschlug ihm die Sprache.
    »Vater!«, sagte Daoramu, und erst da blinzelte Borugar und schaute zu ihr auf. Dann kam er ganz langsam heran und schloss sie über ihren Bauch hinweg in die Arme. »Verzeih mir«, flüsterte er ihr immer wieder ins Ohr. »Verzeih mir.«
    Als Borugar sich von ihr löste, schloss Jaswyra ihre Tochter in die Arme. Die Menschen umher klatschten, riefen Glückwünsche, und viele hatten Tränen in den Augen. Auch Nuramon wurde bei all dem Glück, das ihm aus diesen Menschengesichtern entgegenstrahlte, warm ums Herz. Und so schüttelte er unbekannten Adligen, die gewiss täglich über die

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