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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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hing wie ein schneller Wind über den Mooren.
    Die Gefährten legten die Ruder zur Seite und a-
    ßen. Erst jetzt merkte Nill, dass sie schon seit der Dämmerung keine Mücken mehr stachen. Als noch das letzte graue Tageslicht zwischen den Baumstümpfen schimmerte, beugte sie sich über die Wasseroberfläche: Aber auch auf dem Fluss waren keine Stechfliegen mehr zu sehen, so wie am Mittag noch, als es im brackigen Wasser gewimmelt hatte vor zitternden Fühlern und schlagenden Flügeln. Seltsam, dachte Nill, obwohl das plötzliche Verschwinden der Blutsauger sie erleichterte.
    »Die Stechfliegen sind weg«, sagte sie zwischen zwei Bissen.
    Mareju runzelte überrascht die Stirn. »Stimmt.« Er zog einen Streifen Trockenfleisch aus seinem Beutel und biss ab. »Bestimmt schlafen die Mücken jetzt, wo sie sich die Bäuche an leckerem Menschenblut vollgeschlagen haben.« Er grinste breit zu Fesco hin-
    über.
    »Im Wasser schwimmen auch keine Stechfliegen mehr«, sagte Nill. »Dabei waren es vorher noch so viele.«
Mareju beugte sich schwungvoll über den Rand des Floßes, um hinabzuschauen. Als er dabei vom Fleisch abbeißen wollte, fiel ihm versehentlich der ganze Streifen in den Fluss.
    »Verflucht noch mal!« Einen Augenblick schien er unentschlossen, ob er das Fleischstück aus dem Wasser fischen sollte oder nicht; doch schließlich ließ er es im schlammigen Fluss versinken. Murrend setzte er sich wieder zurück und zog einen neuen Fleischstreifen aus seinem Proviantbeutel.
    »Ist doch egal, was mit den Mücken ist.« Mareju zuckte mit den Schultern. »Hauptsache, sie zerste-chen unseren Menschenfreunden nicht die fröhlichen Gesichter, was?«
    In der Nacht wurde es so kühl, dass Kavehs Atem zu weißen Wölkchen gefror. Auf dem Rücken liegend beobachtete er, wie der warme Dunst zwischen seinen Lippen hervorstieg und in der Finsternis zerfiel. Kaveh schob die Arme unter seinen Kopf. Er sog die feuchte Luft ein und schärfte seine Sinne. So hatte er viele Nächte seiner Kindheit in den Dunklen Wäldern verbracht. Wenn es Sommer war und das Zirpen der Grillen die Wiesen erfüllte, war er aus dem Elfendorf geschlichen und hinein in den tiefen, großen Wald gelaufen. Er hatte sich auf das kühle Moos gesetzt und dem Tanz der Glühwürmchen zu-gesehen, die durch die Nacht schwebten wie leuchtender Sternenstaub. Er hatte so tief und lange geat-met, dass ihm die Brust wehtat, um alle Gerüche in sich aufzusaugen: den Duft des frischen Holzes, das
Aroma der grünen Blätter, die Süße der wilden Or-chideen. Die Nacht, den Wald, die Welt hatte er in sich aufnehmen wollen. Auch jetzt konzentrierte sich Kaveh auf die gestaltlose Umgebung. Aber da waren nur Modergeruch und der gurgelnde Fluss und die feuchte drückende Luft. Unendlich riesig wurden die Marschen von Korr in seiner Vorstellung. Er spürte, wie verloren er hier war, wie fern dem Zuhause, in das er gehörte. Und wohl zum ersten Mal seit seinem Aufbruch wurde ihm bewusst, dass die Befriedigung seiner Neugier auf die Welt vielleicht nicht in den Marschen lag und auch an keinem anderen fernen Ort. Sondern nur allein in den Dunklen Wäldern …
    Er seufzte tief. Aber er war schließlich nicht aus Abenteuerlust hier – jedenfalls nicht nur deshalb. Es ging darum, das zu retten, was er wirklich liebte: die Dunklen Wälder. Das Elfenvolk. Und, eingewoben in diese beiden Dinge, sein eigenes Leben, die Erinnerung an tausend wunderbare Augenblicke. Denn was ihn wirklich so mutig machte, war die Angst – die Angst, dass alles Schöne, was er bis jetzt erlebt und gesehen und gefühlt hatte, verschwand, wenn die Zeit der Elfen endete. Dann würde nicht nur er sterben, sondern auch alles, was er je gedacht und getan hatte.
    »Wo hast du uns da bloß reingeritten«, kam ein Flüstern aus der Finsternis. »Kaveh … ach! Ich hasse dich.«
    Kaveh musste lächeln und fühlte, wie ihm ganz schwer zumute wurde. »Tut mir Leid«, murmelte er.
    »Tut mir Leid, Cousin …«
    Als alle Gefährten schliefen – Fesco atmete laut, Scapa zuckte im Traum mit den Wimpern, Nill hatte sich fest eingerollt, die Elfen lagen wie Tote da und selbst Bruno schnarchte – war einer wach. Kröte kletterte aus Fescos Hemdkragen, witterte die kalte Luft und knirschte vor Nervosität mit den Schneidezähnen.
    Dann hüpfte sie aus ihrem sicheren Versteck, schlug Fesco versehentlich mit der Schwanzspitze gegen die Nase, sodass er aufgrunzte, und trappelte über das Floß. Im Vorbeihuschen schnupperte sie

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