Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
Vom Netzwerk:
Nill sich wieder beobachtet und unwohl –
    in so einer Gegend konnte man sich Graue Krieger vorstellen.
    Gleichzeitig war Nill erleichtert, weil die Berge hinter ihnen lagen und die kahlen Wälder ringsum ihre letzten Ausläufer waren. Die Marschen von Korr eröffneten sich direkt vor ihnen. Und Nill näherte sich dem Ziel ihrer Reise.
    In der Nacht schloss sie die Hände fest um den Steindorn. Trotz der Finsternis glaubte sie ihn sehen zu können: Seine Aura schien so verräterisch zu po-
chen, dass die Grauen Krieger es im Umkreis von Meilen spüren mussten. Nill drückte ihn an die Brust.
    Er war ein wärmender Trost und eine schreckliche Drohung zugleich.
    Sie würde damit töten müssen.
    Nill bekam zitternde Finger bei diesem Gedanken.
    Sie konnte niemanden töten. Unmöglich konnte sie jemandem ein Messer ins Herz stoßen, der unmittelbar vor ihr stand – jemandem noch dazu, den sie noch nie gesehen hatte! Abgesehen davon war der Steindorn doch gar nicht spitz. Er war ungeschliffen und stumpf, es würde Kraft kosten, ihn durch Haut, Fleisch und Knochen zu stoßen …
    Nill wurde übel bei der Vorstellung. Sie schloss die Finger ganz fest um das magische Messer, be-fühlte den wunderbaren, glatten Stein und erkannte gleichzeitig, wieso sie ihn so fürchtete. Der Steindorn würde ihr etwas nehmen. Ihre Unschuld.

    Der Himmel hing schwer und bleiern über dem Land, das sich vor den Gefährten erstreckte. Die letzten Bäume des Waldes waren hinter ihnen zurückgeblieben. So weit das Auge blickte, reichten die Sümpfe von Korr. Ein Bach führte durch die graue Ödlandschaft.
    Mit bangen Schritten gingen die Gefährten in die Marschen hinein. Schon aus der Ferne hatten sie die dichten, reglosen Nebelschwaden gesehen, die über dem Moorland lagen wie ein staubiger Pelz – nun tauchten sie geradewegs in sie ein. Der Boden war
weich und schlammig. An manchen Stellen wucherte hohes Gras, unter dem sich tückische Treibsandmulden und Morastgruben versteckten. Knotige Bäume, von der Witterung verrenkt, schmückten das trostlose Land, und schwarze Wäldchen erschienen hier und dort. Das dichte Geäst schien sich nach den Gefährten zu recken, die Zweige waren wie Hexenhände und Klauen, im letzten Augenblick erstarrt, bevor sie einen unvorsichtigen Wanderer hätten ergreifen können. Einmal stieß Kaveh einen überraschten Laut aus, als er in einen Tümpel trat, den er hinter dem Schilf nicht gesehen hatte. Ein erschrockener Krä-
    henschwarm flatterte aus den Bäumen und verschwand in den Nebeln.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du kreischst wie ein kleines Mädchen. Da werden die Grauen Krieger wohl auch verblüfft sein, was?«, sagte Scapa bissig.
    »Edyen Sbdr«, zischte Kaveh zurück und erklärte nicht weiter, welches Schimpfwort er Scapa damit an den Kopf geworfen hatte.
    Zufällig stießen sie auf einen Trampelpfad im Unterholz: wie ein dünner brauner Faden schlängelte er sich an dem Bach entlang. Auf dem Weg liefen sie zwar Gefahr, von Grauen Kriegern entdeckt zu werden, doch das war weniger riskant als blindlings durch die Wildnis zu stolpern, wo bei jedem Schritt Sumpfschlamm nach ihren Füßen greifen konnte –
    ganz zu schweigen von den gefährlichen Schlangen.
    Der Pfad war so schmal und verwildert, dass sie ihn immer wieder im Dickicht verloren.
Der Bach neben ihnen mündete bald in einen breiten, trägen Fluss. Sie hatten ihn zuvor wegen der dichten Dunstschwaden weder gesehen noch hatten sie sein Rauschen gehört, denn er strömte so ge-mächlich dahin, dass kaum Wellen gegen die Ufer schwappten.
    »Guckt mal, da!« Mareju wies geradeaus. Ein Stück abseits neigte sich ein verwitterter Steg in den Fluss. Im Näherkommen sahen sie, dass ein festgebundenes Floß im brackigen Ufergewässer lag. Es schien wie für die Gefährten bereitgestellt worden zu sein. Allerdings ein paar Jahrzehnte zu früh.
    »Was meint ihr, sollen wir’s versuchen?«, frage Arjas.
    Fesco zog die Augenbrauen so hoch, dass sie unter seinen Locken verschwanden. »Ich tu jetzt einfach so, als wüsste ich nicht, was du meinst!«
    »Ist unser Dieb vielleicht wasserscheu?«, bemerkte Mareju. »Dabei ist deine beste Freundin doch eine Wasserratte.«
    »Eine Hausratte!« Fesco hob würdevoll das Gesicht. »Außerdem bin ich gar nicht wasserscheu. Du spinnst wohl. Ich könnte einmal quer durchs Meer paddeln, verstanden? Aber das Ding da, das ist ja unappetitlich, überall dieser dicke Schlamm.«»Du musst das Floß ja auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher