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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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keinen Mann töten, dem du in die Augen geblickt hast! Was willst du jetzt mit mir machen, hä?
    Willst du mich hier drinnen lassen, durchfüttern, und deine kleine Freundin täglich zur Besichtigung führen? Du kannst mich nich töten, du hast nich den Mut dazu. Ich kenn Jungen wie dich, ihr träumt von großen Dingen und kneift, wenn’s drauf ankommt.
    Du weißt es, dass dir der Mumm fehlt, um in meine Fußstapfen zu treten. Du weißt es, in deinem kleinen Herzchen, oder nich? Du kannst es nicht … du kannst nich mein Nachfolger sein, weil du in Wahrheit ein elender Feigling bist.« Torron riss den Mund auf vor Lachen. »Du kannst mich nicht töten! Du kannst mich nicht –«
    Plötzlich stand Arane hinter Torron. Ihre schmale Hand riss seinen Kopf zurück. »Oh, Scapa kann dich töten. Aber tun – werde ich es.«
    Torron stieß ein heiseres Gurgeln aus. Die Augäpfel traten ihm fast aus den Höhlen, als er die Messerklinge an seinem Hals spürte.
    »Arane!« Scapa ließ Laterne und Armbrust fallen und taumelte gegen die Wand. Das Laternenlicht flackerte auf. Es beleuchtete Arane, weit über Torron gebeugt. Torrons Körper zuckte, die Dunkelheit war erfüllt von Röcheln und Würgen.
Als die Flamme sich beruhigt hatte, richtete sich Arane schwer atmend auf. Torron schwankte einen Augenblick. Dann nickte sein Kopf zur Seite und er fiel wie ein Mehlsack zu Boden.
    »Arane …«
    Von ihrem Messer tropfte Blut. Eine Haarsträhne klebte ihr im glänzenden Gesicht.
    »Jetzt ist es getan«, sagte sie.
    Scapas Finger lagen zitternd auf den Steinen hinter ihm. »Du – du hast ihn getötet! Du hast ihm die Kehle … Du hast einen Menschen …«
    »Was hättest du sonst tun wollen?« Sie ging um Torron herum, der sich nicht mehr regte, und trat ihm in den Rücken. Der leblose Körper rollte auf den Bauch. Scapa wurde übel, als er die dunkle Pfütze unter dem Leichnam wachsen sah.
    »Wolltest du ihn bis an sein Lebensende hier drinnen halten, deinen größten Feind? Er wollte uns tö-
    ten, Scapa! Er hat den Tod durch meine Hand verdient, wenn du es schon nicht getan hast.«
    Als Scapa nichts erwidern konnte, trat Arane auf ihn zu. Plötzlich schien sie zu begreifen.
    »Oh – ich … jetzt verstehe ich. Scapa, es tut mir so Leid – du wolltest es tun! Du wolltest ihn umbringen.«
    »Nein!« Scapa wich vor ihr zurück. Sie stand direkt in Torrons Blut, aber sie merkte es nicht. Langsam verdunkelte es ihre Schuhsohlen. Scapa ging rückwärts aus dem Kerker, dann lief er davon.
Ein Turm war seit dem Verfall des Fuchsbaus auf wundersame Weise vollkommen heil geblieben. Gerade wie ein Pfeil ragte er aus dem restlichen Trümmerhaufen. Er war so schmal, dass sein Inneres nur für eine Spiraltreppe Platz bot, die sich bis hinauf in sein Dach schraubte. Dort öffnete der Turm sich zu einer Sonnenterrasse. Schlanke Steinsäulen stützen das runde Dach, ansonsten umgab die Terrasse weder eine Mauer noch eine andere Abgrenzung vor der darunter liegenden Tiefe, die immerhin zwanzig Meter bis zum Erdboden messen mochte.
    Scapa stand reglos an eine der Säulen gelehnt und beobachtete die Dämmerung. Vom Turmdach spönnen sich schimmernde Rinnsale. Überall plätscherte es noch, doch der heftige Regen war versiegt. Grau und ausgewaschen lagen die Häuser Kesselstadts im bleichen Morgenlicht. Selbst der Himmel schien so farblos, als habe der Regen sein Blau fort gewaschen.
    Scapa fühlte sich wie der Himmel, wie die grauen Häuser; er fühlte sich leer und still wie die Stadt an diesem lauen Morgen.
    Der Fuchsbau gehörte ihm. Das konnte er kaum fassen.
    Und Arane … immer wieder sah er die hastigen Bewegungen, wie sie Torron die Kehle durchschnitt.
    Was sie in diesem Augenblick so abstoßend machte, war nicht die Tatsache, dass sie Torron getötet hatte. Es war nur so plötzlich, so unerwartet geschehen. In diesem Augenblick hatte Scapa eine Fremde vor sich gesehen. Das Mädchen, das kalt und konse-
quent wie ein geübter Krieger einen Mann getötet hatte, war nicht Arane gewesen. Nicht Arane, die ihm so vertraut war wie er selbst.
    Er hörte ihre behutsamen Schritte auf dem Boden, als sie hinter ihm die Turmterrasse betrat, aber er drehte sich nicht um. Vielleicht hatte er Angst, sie anzusehen und in ihr das Mädchen aus den Kerkern wieder zu erkennen. Erst, als sich eine vorsichtige Hand auf seine Schulter legte, wandte er sich ihr zu.
    Arane blickte zu ihm auf, und da war es wieder: das ihm so vertraute Gesicht. Die großen

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