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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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seinen Leinenbeutel an die Brust. Er stolperte über ein paar lose Steine, die von einer Hausmauer abgebröckelt waren.
Unsichtbarer Staub wirbelte auf und ließ Scapa husten. Ängstlich drehte er sich noch einmal um, ob jemand ihn gehört hatte – aber er entdeckte nichts au-
    ßer den gewohnten Häusern, die wie schlummernd in der Dunkelheit lagen; nichts außer den Laternen und den engen Gässchen. Eine Rattenschar tummelte sich quiekend unter der nächsten Straßenlampe.
    Scapa drehte sich um und schlich nun geduckt an den Hauswänden entlang. Die Straße war so schmal, dass er mit ausgestreckten Armen die gegenüberliegenden Mauern hätte berühren können. Hauseingän-ge öffneten sich links und rechts neben ihm wie gähnende Mäuler. Manche waren mit Vorhängen überspannt, durch die der matte Schein einer Öllampe drang. Das Klappern von Töpfen drang aus verriegel-ten Fensterchen, obwohl es schon spät war, und aus anderen Häusern ertönte das Schnarchen ihrer Bewohner. Scapa riss sich das schwarze Tuch vom Hals, das zuvor sein Gesicht zur Hälfte verdeckt hatte, und wagte es endlich selbst, geräuschvoll nach Luft zu schnappen. Er war lange durch die Gassenla-byrinthe von Kesselstadt gerannt. Immer wieder warf er einen Blick zurück, doch außer einer fauchenden Katze begegnete er niemandem mehr.
    Schließlich machte er vor einem Häuschen Halt, das sich nicht besonders von den anderen unterschied. Ein dunkelrotes Stofftuch war über dem Hauseingang festgenagelt. Durch die Mottenlöcher blinzelte Licht und malte ein Mosaik auf die gegenü-
    berliegende Mauer.
Scapa trat vor den Hauseingang. Er hielt den Atem an, obgleich sein Herz noch heftig pochte, und spähte durch die Löcher des Stoffes. Er sah einen Raum mit Schlafmatten auf dem Boden, einem Holztisch und einem Stuhl. Auf dem Tisch stand eine Öllampe, die die Zimmerwände in ranziges Gelb tauchte.
    Ein Mädchen ging im Zimmer auf und ab. Ihr ausgefranster Rock reichte kaum bis zu den schmutzigen Knien und tanzte mit jedem Schritt um ihre Beine.
    Kinnlange blonde Locken verbargen das Gesicht.
    Scapa schob den Vorhang auf. Das Mädchen fuhr herum und starrte ihn an.
    »Arane.«
    »Scapa!« Ein Lächeln huschte über ihren spitzen Mund, dann kam sie auf ihn zu, fiel ihm um den Hals und zog ihn ins Zimmer. Der Vorhang schloss sich hinter ihnen.
    »Hast du die Speere?«, fragte Arane. Ihr Blick war so wach und durchdringend, dass kaum jemand es je wagte, sie offen anzulügen. Arane war schön und auch das kalte Glühen in ihren Augen konnte diese Schönheit nicht mindern.
    Scapa fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und strich sich das Haar zurück. »Nein. Wir wurden zu früh entdeckt.« Er spürte, wie ihm Blut ins Gesicht schoss vor Scham und Wut. Es hätte alles gut gehen können. Sie hatten den Einbruch in die Soldatenwache perfekt geplant: Zu zwölft waren sie losgehuscht, waren unbemerkt über die hohe Mauer geklettert, hatten sich durch den Hof geschlichen und
in das dunkle Gebäude – aber die Speere, Knüppel und Kurzschwerter, die sie erbeuten wollten, waren nicht da gewesen. Offensichtlich befand sich die Waffenkammer der Soldaten in einem der verborgenen Kellerzimmer. Dabei waren sie sich so sicher gewesen, dass alles klappen würde!
    »Entdeckt?«, wiederholte Arane ungläubig. »Wegen wem?«
    »Ach.« Scapa ging an ihr vorbei und legte den Leinenbeutel auf den Tisch. »Jonve mit den kurzen Haaren, weißt du, hat eine Schüssel umgestoßen. Da ist der Wachmann aufgewacht, ist hochgesprungen wie eine Katze. Eine ziemlich fette Katze – aber schneller, als ich dachte.«
    »Verdammter Dummkopf«, knurrte Arane. »Ich wusste doch, dass der Bengel alles verpatzt.« Dann trat sie hinter Scapa und blickte ihm über die Schulter. Weil sie fast einen halben Kopf kleiner war, musste sie sich dazu auf die Zehenspitzen stellen.
    »Was hast du mitgebracht?«
    Scapa öffnete den Beutel und schüttete vorsichtig den Inhalt auf den Tisch. Im Lampenlicht kamen ein klirrender, übergroßer Schlüsselbund und eine Hand voll Münzen zum Vorschein.
    »Das ist alles?« Arane strich um Scapa herum, nahm den Schlüsselbund in die Hand und hielt ihn sich vors Gesicht. Mindestens drei Dutzend Schlüssel klimperten daran, sie wogen so viel wie eine Ei-senkugel. Arane legte den Bund unbeeindruckt zu-rück und zählte rasch die Münzen ab – sie konnte gut
rechnen für ein Straßenkind. Gut genug, um zu erkennen, dass die Beute ausgesprochen mager war

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