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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Träumte sie?
    Ein warmes Lachen schien über den Geräuschen der Nacht zu schweben, einen kurzen Augenblick lang bloß.
    »Nor el Hykaed, Kaveh …El renya nej khal gryuh sen Bra-bas vy Urbhel. «
    Nills Blick irrte durch die Dunkelheit. Sie strengte die Augen an, suchte nach jedem Lichtschimmer, nach jeder Kontur, etwas, woran sie sich festhalten konnte … Es dauerte mehrere Herzschläge, in denen sich Nill in der Finsternis verloren glaubte. Und dann, mit einem Mal, löste sich das Gesicht vor ihr aus der Nacht wie ein Muster in einem Bild, das ihre Augen zuvor nicht erkannt hatten.
Es harrte reglos zwischen den Schilfrohren und sah sie an. Mehr als die vom Mondlicht nachge-zeichneten Lippen, den Nasenrücken und die in Schatten verschwindenden Augen erkannte Nill nicht.
    Sie fuhr auf, dass die Decke zurückflog, und warf ihren Stein. Er landete mit einem dumpfen Geräusch im Gras. Das Gesicht war verschwunden. Nein, das Licht war verschwunden: Nill umgab erneut undurchdringliche Finsternis. Sie warf alle Steine, die sie hatte, während ihre Beine und Arme vor Schwä-
    che und Furcht zitterten.
    Ein wildes Grunzen erklang. Plötzlich tauchte ein Tier vor Nill auf und preschte geradewegs auf sie zu.
    Jetzt gelang es ihr zu schreien. Entsetzt stolperte sie zurück, fiel – und die Knie zitterten ihr so sehr, dass sie erst nicht wieder aufstehen konnte. Ihre Hände gruben sich in feuchte Erde, dann kam sie endlich auf die Füße und rannte los. Hinter ihr erklangen noch immer das tiefe Grunzen, aufgeregte Stimmen und fremde Worte. Blindlings rannte sie in die Finsternis, rannte, rannte –
    Und ihr Fuß blieb an etwas hängen. Vielleicht an einer Falle. Vielleicht an einer Hand. Dass es eine Wurzel sein konnte, darauf kam Nill in ihrer Angst nicht. Sie stieß einen entsetzten Laut aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte vornüber.
    Das Rauschen des Flusses kam Nill entgegen und im selben Augenblick ergriff sie eine Welle aus schäumendem Wasser. Ihr Kopf prallte hart gegen
etwas, sie hörte Steine oder Knochen knirschen – aber den Schmerz nahm sie schon nicht mehr wahr. Ihr schwand das Bewusstsein, noch bevor sie die Hände spüren konnte, die sie vor der Strömung retteten.

    Ein Feuer knisterte. War Nill zu Hause? Ja, das Knistern und Prasseln klang ganz so wie Agwins Herdfeuer. Vielleicht war Nill bei der Arbeit eingeschlafen, wie es so oft schon geschehen war, weil sie ge-träumt statt Rüben geschält oder Körner gestampft hatte … Bestimmt würde Agwin erzürnt sein!
    Blinzelnd öffnete Nill die Augen und erkannte einen Moment lang nichts als die lodernden Flammen vor sich. Sie hob den Kopf, wurde aber sofort von Schwindel erfasst. Ihre Kleider und Haare waren feucht.
    Wo, wenn nicht im Totenreich, war sie?
    Plötzlich glaubte Nill etwas hinter dem Feuer zu erspähen. Sie reckte sich ein wenig und blickte über die Flammen. Ein Gesicht war ihr zugewandt. Zwei Augen erwiderten ihren Blick.
    Nill fuhr auf. Mit zitternden Händen wich sie zu-rück, bis ihr Rücken gegen einen Baumstamm stieß.
    Nun, da sie halbwegs aufrecht dasaß, erkannte sie, dass nicht nur ein Gesicht im Feuerschein erstrahlte.
    Sondern vier.
    »Götter im Himmel und auf der Erde, steht mir bei, die ihr alle Kraft in euren Händen haltet!« Nill hatte nie sonderlich an die Götter geglaubt, die man bei den Hykaden verehrte. Dieser Augenblick schien
ihr jedoch wie geschaffen dafür, mit dem Glauben anzufangen.
    Einer der Fremden wandte sich an den Jungen, der Nill genau gegenüber saß, und stieß ein Seufzen aus.
    »Hykaed, el rynjé khevâs yor!«
    Nill starrte den Fremden gegenüber an und konnte den Blick nicht von ihm lösen, da sich auch seine Augen fest auf sie richteten. Es waren zwei helle Augen, deren reines Blau der Feuerschein fast in ein Grün verwandelte. Eine gerade Nase deutete zu den Lippen herab, die wie fein geformte Bogen direkt über dem eckigen Kinn saßen.
    Das hellbraune Haar war am Hinterkopf zu einem Knoten gesteckt, die restlichen Strähnen hatte der Fremde zu ungleichmäßigen Zöpfen gedreht, die ihm über den Rücken baumelten und im Nacken noch einmal lose zusammengebunden waren.
    »Hab keine Angst«, sagte der Junge.
    Nill starrte ihn an, ohne eines Wortes fähig zu sein. Etwas an ihm – an allen vier Fremden – war anders. Merkwürdig. Ihre Gesichter waren normal und doch eine Spur zu fein. Ja, das war es: Sie wirkten wie feine Zeichnungen. Außerdem war ihre Haut blass wie früher Morgennebel, die

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