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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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fühlte sich wie in einem versunkenen Schloss, das seine Bewohner längst dem Verfall überlassen hatten.
    Der Flur machte eine Biegung und endete vor vier breiten Steinstufen. Die beiden Jungen sprangen sie leichtfüßig hinauf und blieben vor der Doppeltür stehen, die über den Stufen aufragte.
    »Da wären wir.« Der Junge mit den roten Locken zog sich die Mütze vom Kopf, wischte sich mit dem Unterarm den Regen von der Stirn und legte eine Hand auf die Türklinke.
    Gedämpft drang ein Gewirr aus Stimmen und Musik aus dem Raum jenseits. Nill schluckte. Ihre Finger klammerten sich um das Jagdmesser. Und der Rothaarige stieß die Türflügel auf.
    Der Herr der Füchse

    Später hätte Nill nicht mehr sagen können, wie sie von der geöffneten Tür bis in die Mitte der Halle gekommen war. Vielleicht waren die Eindrücke rings um sie zu stark, als dass sie sich an ihre wackeligen Schritte hätte erinnern können.
    Ein riesiger Kronleuchter, mit unzähligen Talgkerzen beklebt, hing über der Tafel, die Mittelpunkt der fensterlosen Halle war. Mindestens dreißig Jungen und Mädchen saßen an der Tafel und um die reichen Speisen herum: Es gab rauchende Spießbraten, Brot, glasierte Pflaumen, Äpfel, Nüsse, massenhaft Wein, Milch, Honigbrötchen, geräucherten Fisch – die Holzplatten und Silberschalen quollen fast über.
    Das Lachen der Feiernden und die Musik der Flö-
    tenspieler brachen ab, als man Nill und ihre Begleiter bemerkte. Stille senkte sich über die Halle. Alle Augen richteten sich auf Nill.
    Aber sie konnte nur ein Gesicht ansehen.
    Er saß ihr genau gegenüber am Ende der langen Tafel. Seine Beine waren über die Stuhllehne geschwungen und in seiner Hand hielt er einen saphir-besetzten Kelch. Um die Schultern hatte er sich einen schwarzen Umhang mit hohem Kragen geworfen, der ihn kräftiger erscheinen ließ, als er wohl war. Er sah Nill an. Und sie spürte, dass sie den Augenblick nie vergessen würde, in dem sie dem Herrn der Füchse das erste Mal gegenüber stand.
»Hallo«, sagte er. Auf seine Lippen zeichnete sich ein zartes Lächeln. Seine Brauen hoben sich. »Wen hast du mir denn da an meine Tafel gebracht, Fesco?«
    Der rothaarige Junge ging in ein paar Schritten um Nill herum, stützte die Hände in die Hüften und betrachtete sie von oben bis unten, wie sie erstarrt vor den Versammelten stand.
    »Wirst du mir nicht glauben. Sie sagt, sie kennt dich nicht, hat aber eine Bitte.«
    Nill schob sich die Kapuze vom Kopf und sah den Herrn der Füchse an. Er war vielleicht so alt wie sie, höchstens ein Jahr älter. Der Herr der Füchse war ein Junge, und sein Gesicht, aus dem er die schwarzen Haare in drei Zöpfen zurückgedreht hatte, war fast noch das eines Kindes. Und doch – oder gerade deshalb – sah er unheimlich aus.
    Schatten lagen unter seinen dunklen Augen. Er blickte Nill an und vermochte sie im Handumdrehen zu verunsichern – wie ein Wolf, der seine Beute bis zum Rand einer Klippe drängt.
    »Ich will eine Landkarte kaufen«, erklärte Nill.
    Der schwarzhaarige Junge ließ seinen unheimlichen Blick einmal nach links, einmal nach rechts zu seinen Gefolgsleuten schweifen. Dann sah er wieder zu Nill zurück. Und plötzlich brach Gelächter aus.
    Nill kämpfte gegen ihre Nervosität an. »Wer bist du?«, fragte sie und trat einen unsicheren Schritt zu-rück.
    Der Junge am Ende der Tafel breitete die Arme
aus wie ein König, der auf seine Untertanen weist.
    »Ich bin der Herr der Füchse«, rief er und neigte spöttisch den Kopf vor Nill. »Und das«, er blickte lachend in die Runde, »sind die Füchse.«
    »Ich will eine Landkarte kaufen. Hast du so was oder nicht?«
    Der Junge schwang die Beine vom Stuhl und stand auf. Er kam ein paar Schritte auf sie zugeschlendert, verschränkte die Arme und beobachtete Nill mit einem amüsierten Lächeln. »Oh, natürlich habe ich eine Landkarte. Ich habe alles, was Kesselstadt mir bieten kann.«
    »Dann will ich dir eine Karte abkaufen. Um den Weg in die Marschen zu finden.«
    Sein Wolfsgrinsen wurde breiter. »Natürlich«, erwiderte er gelassen. »Aber … hast du schon deine Steuern gezahlt?«
    »Steuern – ja, am Stadttor bereits.«
    Gelächter erhob sich an der Tafel. Auch der Herr der Füchse lachte.
    »Die meine ich nicht. Ich meine die Steuern … an mich.«
    Daraufhin erhoben sich ein Mädchen und ein Junge von der Tafel und kamen auf sie zu. Ehe Nill es sich versah, hatten die beiden Jungen von vorhin –
    der Rothaarige und der

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