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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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kam sie inmitten des Raumes zum Stehen. Nicholas’ abgehackter Atem drückte in ihren Rücken und Alexander Meyers’ Grinsen schlug ihr ins Gesicht. Er streckte die Hand nach ihr aus und sie spürte, wie er innerlich nach ihr verlangte.
    Der Whiro.
    Ohne bewusst zu entscheiden, warf sie sich herum, stürzte in Nicholas’ Richtung. Sie hatte ihn fast erreicht, da griff Meyers von hinten in ihr Haar und riss sie mit einem Ruck zu Boden. Sie versuchte zu schreien. Der Laut erstarb und wurde zu einem Wimmern. Ihr Herzschlag pochte mit solcher Gewalt in ihrem Körper, dass ihr davon übel wurde. Panik schwappte wie eine eisige Welle über sie hinweg und hinterließ ein betäubtes Gefühl in ihrem Kopf. Meyers zerrte sie an den Haaren brutal über den Boden, von Nicholas weg, aber sie spürte den Schmerz kaum noch.
    Nicholas riss mit rhythmischen Bewegungen an seinen Handschellen, das bleiche Gesicht verspannt. Schweiß lief seine Schläfen herab. Die Kette rasselte wie eine wütende Klapperschlange.
    „Haltet ihn fest, bevor er noch ausbricht!“, wies Meyers an.
    Elias trat sofort an Nicholas linke Seite, der andere Mann baute sich zu seiner rechten auf. Beide legten nur ihre Hände auf seine Schultern, doch allein damit schienen sie verhindern zu können, dass Nicholas seinen Dämon befreite. Auch die rothaarige Frau trat ein Stück näher. Ihre Lippen entblößten Fänge.
    Nicholas’ Blick verlor jeden Ausdruck, er fixierte einen Punkt am Boden und bewegte sich nicht mehr.
    Meyers zog Joana auf die Füße. Der Kampf gegen die Tränen stand kurz vor einer Niederlage. Er zwang sie mit dem Gesicht in Nicholas’ Richtung und umfasste ihre Handgelenke auf dem Rücken mit einer Hand. Ihr schwindelte beim Gedanken daran, dass er sie allein durch seine Berührungen schwerkrank machen konnte. Andererseits, rauskommen würde sie hier ohnehin nicht mehr. Endstation. Dies hinzunehmen hatte auf morbide Art etwas Tröstliches. Ihr Herzschlag beruhigte sich ein wenig.
    „Lillian“, sagte Meyers, „er gehört wie versprochen dir. Aber übertreibe es nicht, denk an die Substanzen in seinem Blut.“
    Die Rothaarige kicherte und tänzelte auf Nicholas zu. Mit bitterem Ekel in der Kehle konnte Joana nur zusehen, wie sie die obersten Knöpfe seines Hemdes öffnete und gierig über seine Haut strich. Joana schluckte schwer. Sie wusste, was die Frau vorhatte.
    „Hoffentlich erstickst du dran“, zischte Nicholas. „Und dir habe ich vertraut.“
    Es knallte laut, als sie ihm ins Gesicht schlug. Er versuchte, mit einem Knie nach ihr zu stoßen, doch der Dunkelblonde boxte ihm in die Seite und Nicholas fiel mit einem Ächzen in die Kette. Der Anblick von dunklem, fast schwarz schimmerndem Blut, das ihm unaufhörlich aus den Handgelenken die Arme herab rann, zog Joana sämtliche Eingeweide zusammen.
    „Du hast mir nie vertraut“, lispelte Lillian. „Du hast mich immer nur abgewiesen, Jahre um Jahre.“
    „Ich habe dich befreit, du Miststück!“
    Sie lachte bitter. „Ja, das hast du. Gerade als ich den Zustand des Bannes zu akzeptieren gelernt hatte, da kamst du und zerrtest mich in diese Welt, die mir so fremd geworden war. Wo ich gejagt werde, statt verehrt. Wo meine Existenz eine Schande ist und sie meine Gabe einen Fluch schimpfen. Und immerzu weist du mich ab, dabei will ich dir nur nahe sein. Ganz nah, Nicholas.“ Ihre Stimme war fast zärtlich geworden. Sie schmiegte sich an seinen Körper.
    Elias zog Nicholas den Kopf in den Nacken und raunte ihm etwas zu. Nicholas schloss die Augen.
    „So ist es gut, anata“, säuselte Lillian.
    Sie schob sein Hemd beiseite und reckte sich auf die Zehenspitzen, sodass sie seine Schulter mit den Lippen erreichte. Joana erkannte nicht mehr, was sie tat, doch als Nicholas scharf Luft durch die Zähne zog, konnte sie es sich denken. Lillians rotes Haar wippte ganz leicht im Rhythmus ihrer Züge, während sie oberhalb seines Schlüsselbeins von seinem Blut trank. Er stand still wie ein Fels, die Lippen zusammengepresst.
    Mit einem leisen Lachen ließ sie endlich von ihm ab, und biss blitzschnell wieder zu, rammte ihre Zähne hart in seine Schulter. Riss sie heraus und schlug erneut zu. Er stieß heftig die Luft durch weit geblähteNasenlöcher aus. Ihre Hände waren unter seinem Hemd an seiner Taille verschwunden. Blut durchtränkte auch an diesen Stellen den Stoff. Irgendwann stöhnte er auf, es klang schmerzerfüllt.
    Joana riss unweigerlich an den Händen, die sie hielten.

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