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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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dunkelrote Ranken und Schnörkel in sein weißes Hemd. Seine Hände waren blau und angeschwollen.
    Ein dumpfer Schmerz presste gegen Joanas Schläfen und ließ sie schwindeln. Sie blinzelte heftig, um nicht zu weinen.
    „Jo?“ Er hob den Kopf leicht an und lächelte entrückt, fast als würde er träumen. Seine Lider hingen ihm schwer über die Augen, er bekam sie kaum auf. „Jo, bist du …?“
    „Ich bin hier“, flüsterte sie und räusperte den belegten Klang von ihren Stimmbändern. „Komm zu dir. Wir holen dich hier raus.“

    Er hatte keine Zeit gehabt, um Pläne zu machen. Er wusste nur eines. Das hier lief entgegen allem, was er sich vorgestellt hatte.
    Sie durfte nicht hier sein. Keinesfalls!
    Er konnte nicht leugnen, dass er sich ohnmächtig und unterbewusst danach verzehrt hatte, sie noch einmal zu sehen. Ihre Haut noch einmal zu spüren. Die Gefühle für ihn, die ihr Inneres leuchten ließen und seines in ihrem Glanz gleich dazu, noch einmal wahrzunehmen. Aber doch nicht so. Nicht hier.
    Ihr Gesicht war hart. Der Schrecken der ganzen Situation hatte sich tief in ihre Züge gefressen und eine Maske aus bitterer Wut geformt, die alles Sanfte verdeckte. Neben Elias wirkte eher sie wie der Racheengel.
    Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände, streichelte über seine Brauen und Wimpern, die aufgesprungenen Lippen, und half ihm, den Kopf aufrecht zu halten, was das Atmen erleichterte. Zwischen ihren verspannten Lidern glitzerten die zurückgehaltenen Tränen für ihn.
    „Es geht mir gut“, versuchte er sie zu beruhigen. Nicht sehr erfolgreich, denn seine Stimme war nur ein Krächzen. Erbärmlich. Er ignorierte das Feuer, das an seinen Handgelenken fraß. Der Rest seiner Arme war längst taub. Was stimmte nicht? In Anbetracht der Umstände war er viel zu ruhig, regelrecht phlegmatisch.
    „Wir holen dich hier raus“, wiederholte sie durch zusammengebissene Zähne.
    Elias schnaubte trocken. „Ach ja? Und wie? Soll er sich – Hokuspokus – in Luft auflösen?“
    „Zum Beispiel“, erwiderte Joana schroff und wandte sich wieder Nicholas zu. „Komm schon, du musst einfach nur raus aus deinem Körper, dann können wir flüchten.“
    Elias’ verstörter Blick brachte sie zum Schweigen. „Du weißt jede Menge, oder?“
    „Alles. Sie weiß alles“, nuschelte Nicholas.
    „Schon klar.“ Elias rollte mit den Augen und zog prüfend an Nicholas’ Arm.
    Er keuchte auf vor Schmerzen. Als hätte er das nicht schon selbst versucht.
    „Das Problem ist nur“, erklärte Elias Joana, „dass er nicht aus seinem Körper kann. Das hat Alexander schön verhindert. Er hat ihm einen Medikamentencocktail in die Vene gejagt, der ein Pferd lahm legen würde. Anästhetika. Inklusive Phentolamin in rauen Mengen, was jeden Adrenalinausstoß unterbindet.“
    Das erklärte alles. Nicholas stöhnte. Der Dämon lag in Ketten, wie auch sein Körper. Joana zuckte mit den Schultern, offenbar verstand sie überhaupt nichts. Elias ließ sie stehen und durchwühlte den Schrank am anderen Ende des Raumes. Er knurrte wüste Schimpftiraden und warf mit Gegenständen, weil er nicht fand, was er suchte. Weitere Ketten rasselten zu Boden, dazu Handschellen, sowie ein paar undefinierbare Fläschchen.
    „Es ist eine bewusste Entscheidung, den Dämon rauszulassen, aber es braucht Adrenalin“, hauchte Nicholas als Erklärung.
    Joana biss sich auf die Lippe. Sie sah so stark aus, so kämpferisch, dabei war sie so weich und verletzlich. Und er hing hier wie ein nasser, schlaffer Sack und konnte sie nicht schützen. Sie schmiegte ihren Körper an seinen, besänftigte das krampfartige Beben seiner Muskeln mit ihrer Umarmung und drückte das Gesicht in sein schweißfeuchtes Hemd.
    „Was machen wir denn jetzt?“, schluchzte sie. „Wir müssen weg, die Clerica werden herkommen!“
    Nicholas wäre das Blut aus dem Gesicht gelaufen, wenn dort noch welches gewesen wäre. Er riss sich zusammen.
    „Das ist übel, aber nicht zu ändern. Du musst jetzt hier verschwinden, Joana, ehe Alexander dich findet.“
    Er sah Elias scharf an. Elias hasste ihn, er verachtete ihn. Doch würde er nie begreifen, dass er für Nicholas wie ein Sohn war. Oder ein Bruder. Vielleicht auch mehr als das alles zusammen. Gezeigt hatte Nicholas ihm das nie, und nun würde er dafür zahlen, mit dem schwersten Akt, den er sich vorstellen konnte. Er würde ihm blind vertrauen und ihm alles, was er noch hatte, in die Hände geben müssen. Mit keiner Sicherheit, nur der vagen

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