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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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umgehauen. „Du? Aber …?“
    Elias klappte die Kinnlade runter. In seinen Augen lag ein bitterböser Vorwurf, der zwischen Nicholas und Joana hin und her schoss.
    Joana schnappte nach Luft und wich zurück. „Es tut mir so leid. Es war … alles gelogen! Diese Frau … sie hat mich zu diesem Haus gebracht … da war überall das Blut … und … sie hat gesagt, dass du all diese Menschen … und mich …“
    Nicholas verstand kein Wort. Joana stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch oder einer ernsthaften Panikattacke. Sie zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten. Ihre Angst rauschte in seinen Ohren, dröhnte ihm im Kopf und schmerzte in seiner Brust.
    „Komm zu mir“, sagte er leise. Sie reagierte nicht und er sprach bestimmender. „Komm her! Jo, sieh mich an! Sieh. Mich. An! Es ist okay. Du kannst alles später erklären, aber für den Moment ist es gut, ja? Bitte bleib ruhig. Komm zu mir.“
    Sie fiel ihm um den Hals und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Mit dem Mund suchte er nach ihrem. Als sie ihn küsste, war sie grob ob Verzweiflung und kümmerte sich nicht darum, dass seine Lippen aufgeplatzt und angeschwollen waren.
    „Es tut mir so leid“, stammelte sie noch einmal, schien sich aber langsam wieder zu fangen.
    „Es ist gut, Jo. Was auch passiert ist, es ist wirklich gut.“
    Sie zog die Nase hoch und nickte tapfer, die Zähne fest zusammengebissen. „Wir müssen unbedingt diesen Schlüssel finden. Wisst ihr denn nicht, wo er sein könnte?“
    Niemand gab noch Antwort. Alle Blicke schossen mit einem Wimpernschlag zur Tür, die soeben aufgezogen wurde.
    Vorbei. Alles vorbei.
    Alexander trat als erstes ein. Nicholas wollte brüllen, doch er stieß nur langsam Luft aus, bis seine Lungen leer waren.
    „Er hat ihn“, sagte er resignierend.
    Er schmiegte sein Gesicht in Joanas Haar und atmete langsam und tief durch die Nase ein. Eine letzte Berührung und ein letztes Mal der Duft ihres Körpers. Er sollte ganz tief in ihm sein, ihn vollständig ausfüllen. Trotz ihrer Angst war da noch die Ruhe, die sie ihm immerzu schenkte.
    „Verzeih mir das alles“, flüstere er ohne einen Laut in ihr Ohr.
    Einen Sekundenbruchteil später wurde Joana gepackt und heftig herumgerissen. Sie schrie auf. Elias drehte ihr den Arm auf den Rücken und schob sie von Nicholas weg.
    Nicholas brüllte los, außer sich vor Zorn. Riss an den Ketten, bis er glaubte, seine Hände würden abreißen. Sollten sie doch. Das Metall schabte leise über Knochen.
    „Du mieses Drecksschwein!“, schrie er. „Du verfluchter Verräter!“
    Elias verzog sein Gesicht zu einem kalten Grinsen. „Ich bin die Rache“, warf er sich in die Brust. „Laureens Rache, mein Freund.“
    Joana trat Elias mit den Fersen vor Schienbeine und Knie und kreischte die übelsten Schimpfwörter. Er hielt sie unerbittlich fest, zog ihre Arme so hoch, dass ungewollte Schmerzlaute über ihre Lippen kamen. Es juckte in Nicholas’ Brust. Zaghaftes, erstes Kratzen, verursacht durch den Zorn und die Angst um sie. Sein Blut regte sich.
    Alexander, Lillian und Matt bauten sich auf einer Linie auf und starrten ungläubig von einem zum anderen. Dann begann Alexander zu lachen. Ein hämisches, grausames Lachen, an dem dieser Scheißkerl gefälligst ersticken sollte.
    „Na, das nenne ich clever“, sagte Alexander süffisant. „Wir suchen die ganze Stadt nach dem Mädel ab und sie ist längst hier und wartet schon auf uns.“
    Nicholas presste das Gesicht gegen seinen tauben Oberarm. Er war zerrissen zwischen dem Drang zu schreien, zu wüten und zu toben und dem Wunsch, hemmungslos heulend um ihr Leben zu betteln, auf den Knien, wenn er hätte niederknien könnte. Stattdessen blieb er reglos stehen und rieb seine aufgescheuerten Handgelenke an dem Metall, das sie umklammert hielt. Brennender, beißender Schmerz. Das Kratzen in seinem Inneren reifte zu einem leichten Kribbeln heran.

28
    N
icht schreien. Nicht schreien. Nur. Nicht. Schreien!
    Diese Demütigung wollte sie sich nicht geben. Nicht sich selbst und nicht Nicholas. Er bebte. Sein Körper schien ein einziger Krampf, jeder Muskel und jede Sehne zeichnete sich überdeutlich unter seiner Haut ab. Aber er blickte fest geradeaus. Joana biss die Zähne zusammen, bis ihre Kiefer schmerzten. In ihrem Magen wuchs ein eiskalter Klumpen heran, so schwer wie Blei.
    Irgendjemand sagte etwas. Sie verstand es nicht, doch Elias stieß sie plötzlich vorwärts. Sie stolperte auf die anderen Dämonen zu. Zitternd

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