Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
gewordene Abscheulichkeit. Seine rechte Körperhälfte war die eines kräftigen Kriegers. Die linke jedoch sah aus wie im Höllenfeuer geschmolzen. Faulende Fleischfetzen hingen von den Knochen und entblößten diese an den Wangen und am Schädel. Das linke Auge baumelte bei jeder Bewegung, nur von Sehnen und Nerven gehalten.
    Der Whiro belauerte Nicholas, schlich vor ihm her und drängte ihn in eine Ecke des Raumes. Von Joana fort. Die verkrüppelte linke Hand stieß immer wieder vor, um nach Nicholas zu greifen. Doch dieser wich, seiner massigen Gestalt zum Trotz, behände aus.
    Joana presste sich an die Wand in ihrem Rücken, dicht neben die leeren Körper von Elias und Nicholas. Ihr Herzschlag wurde zu einem donnernden Crescendo und pumpte Blut in heißen Stößen durch ihren Körper. Jeder einzelne ließ sie schmerzhaft wissen, wie hilflos sie war. Entsetzen lähmte ihre Glieder. Zu ihrer Linken lieferten sich Elias und der Beduinendämon einen wilden Schwertkampf. Umher wirbelnde Klingen. Elegante Drehungen, mit denen sie angriffen. Abgehackte Atemzüge. Zum Bersten angespannte Muskeln, wenn sie die Attacken parierten. Das Klirren, mit dem die Waffen aufeinander trafen. Ein Todestanz.
    Der Whiro und Nicholas belauerten und umkreisten sich indes, wie Raubtiere kurz vor dem tödlichen Sprung.
    Als die Dämonin sich von hinten an Nicholas heranschlich, schrie Joana seinen Namen. Doch nur das Katzengesicht ruckte zu ihr herum. Giftgrüne Augen fixierten sie. Ein Fauchen entblößte riesige, schneeweiße Reißzähne. Das Wesen machte einen Satz. In ihre Richtung. Joana riss die Arme über ihren Kopf. Kauerte sich zusammen, und …

    Er sah sie nicht, er hörte sie nicht. Er spürte nur, dass eine Welle von plötzlicher Resignation von ihr ausging und ihm in den Rücken schoss, wie ein vergifteter Pfeil.
    Er warf sich herum. Preschte vor und sprang. Er packte die Nabeshima im Flug, riss sie mit sich, an Joana vorbei. Joanas Körperwärme strahlte auf ihn aus, so nah waren sie ihr gekommen. Die Nabeshima fest umklammernd, rollte er über den Boden. Seine Zähne schnappten ins Leere, da sie sich seinem Griff entwand, wie eine Schlange. Ihre Krallen an allen vier Gliedmaßen durchstießen ihm Haut und Muskeln, bis sie über Knochen kratzten. Tief grollend schleuderte er sie von sich, warf sie dem Paymon von hinten in die Beine. Der schwankte, fiel aber nicht.
    Ein Blick in die verborgenen Augen des Ilyan.
    Schütze sie! Bring sie weg!
    Der Racheengel wollte widersprechen, der Nybbas knurrte.
    Tu es!
    Mit einem geschmeidigen Sprung war der Ilyan bei Joana, zog sie auf die Füße und schirmte sie mit seinem Körper von den anderen ab.
    Der Nybbas sah sich allein der Nabeshima und dem Paymon gegenüber. Der Whiro näherte sich von hinten, die giftige Klaue erhoben. Langsam. Enervierend langsam.
    Er musste mehreren Säbelschlägen des Paymon ausweichen. Duckte sich, glitt nach hinten weg. Von der Seite trafen ihn erneut scharfe Raubkatzenkrallen. Er wirbelte in einer Linksdrehung einmal um seine Achse, schlitzte den Körper seiner Gegnerin erst mit der linken, und Sekundenbruchteile später mit der rechten Pranke tief auf. Sie taumelte zurück, geifernd vor Wut.
    In dem kurzen Augenblick, als er dem Paymon den Rücken zuwenden musste, traf der schartige Säbel in seine Schulter. Er brüllte auf, gleichzeitig vernahm er Joanas Schrei schmerzlicher als seinen eigenen. Spürte ihre Angst. In der glänzenden Krone des Paymons spiegelte sich des Whiros hässliche Fratze. Langsam kam der Feind näher. Wissend, dass er stärker war, er musste sich nicht eilen.
    „Erst du, Nybbas“, krächzte der Whiro. „Dann dein Engel und zum Schluss dein Mädchen.“
    Vor ihm hob der Paymon erneut den Säbel. Schwarze Augen glühten voller Zorn.
    „Lass ihn mir!“, verlangte der Whiro. „Du darfst ihn nicht töten. Aber ich darf es!“
    Der Nybbas vergaß sich. Furchtlos warf er sich auf den Paymon, die Klinge ignorierend, die sich quer über seine Brust zog. Er spürte nichts mehr. Schlug blind zu, trieb seine Krallen tief ins Fleisch seines Gegners. Immer wieder. Doch der Paymon schlug zurück, ob er es durfte oder nicht. Sein Säbel zerfetzte Haut und Fleisch. Der Nybbas riss die Gewänder seines Feindes zu blutgetränkten Lumpen, die gemeinsammit der Haut bald nur noch um rohes Fleisch schlackerten. Dunkles Blut spritzte ihm ins Gesicht, brannte in seinen Augen und nahm ihm die Sicht. Es schmeckte wie sein eigenes. Er bohrte seine

Weitere Kostenlose Bücher