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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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und schwach zu sein. Doch die Hilflosigkeit der Katze in ihrem Arm ließ sie den Anflug von Zorn herunterschlucken. „Du bist sicher, imōto“, flüsterte sie. Sie brachte das Tier nach draußen und setzte es auf dem Boden ab. Ob es ihr folgen wollte oder nicht überließ sie ihm.
    Kaum war die innere Verbindung zu der Katze getrennt, fluteten neue Bilder ihren Geist. Wie eine Woge aus unzähligen farblosen Konturen schwappten sie über sie hinweg, kaum zu greifen, weil sie so schnell und verschwommen vor ihr abliefen.
    Elias, der Ilyan. Leblos zwischen zwei anderen. Rache für seinen Übermut lag drohend in der Luft. Und Angst. Sie konnte all das sehen, als wären Worte in die Luft gemalt.
    Zukunftsvisionen. Sie drückte sich die Hände an die Stirn, konzentrierte all ihre Energien auf die Bilder, um einen Hinweis auf das Wann und Wo zu erhaschen.
    Nichts. Nur das Antlitz des größeren Dämons. Der Catácon. Eine seiner Vogelklauen, die sich tief in den zierlichen Körper des Ilyans bohrte. Blut. Dunkles, dämonisches Blut sprudelte hervor. Es war überall. Zu viel.
    Die Vision verschwamm in einem Meer aus Rot und Schwarz, zeigte ihr nur noch kurz ein einzelnes Bild: Nicholas, der auf grotesk menschliche Weise … weinte?
    Sie drehte auf dem Absatz herum und rannte. Es gab keinen Grund zur Eile. Sie sollte die Vision verschweigen. Es war nicht klug, Nicholas davon zu berichten. Doch sie wollte erfahren, was er tun würde. Sie rannte. Die Katze blieb ihr dicht auf den Fersen.

    „Scheiße, dieser Idiot!“
    Nicholas schlug so fest mit der Faust gegen den Aktenschrank, dass das Weidenholz von einem langen Riss durchzogen zurückblieb. Sein Körper bebte vor Wut. Was hatte dieser verfluchte kleine Mistkerl wieder angerichtet! Und warum war gerade er für dieses unkontrollierbare Stück verantwortlich?
    Lillian setzte sich mit ungerührter Miene auf die Schreibtischkante. Vom Laufen glänzte Schweiß auf ihrer Stirn. Eine Katze schmiegte sich in hastigen Bewegungen immer wieder an ihre Beine, als versuche sie krampfhaft, die Dämonin zu beruhigen. Ansonsten verriet nichts, dass Lillian wohl ebenso aufgebracht war, wie er, wenn auch sicher aus anderen Gründen. Ihre Emotionen konnte er nicht fühlen. Sie zeigte sie nur, wenn es in ihrem eigenen Interesse lag.
    „Wie viel Zeit habe ich?“, fragte er durch die Zähne.
    „Nick, sei vernünftig“, gab sie statt einer Antwort zurück. Sie lispelte leicht, verursacht durch ihre raubtierartigen Eckzähne, die den menschlichen Körper Lügen straften. „Du willst doch nicht …“
    „Natürlich will ich. Ich kann mir nichts Schöneres für den Abend vorstellen, als mich dem Zorn des Catácons in den Weg zu stellen. Leider habe ich keine Wahl.“
    „Es ist seine eigene Schuld. Er hat ihre Wut herausgefordert, ich weiß es.“
    „Vermutlich hat er das. Aber er gehört mir, ob ich will oder nicht. Sie haben kein Recht, ihn zu töten.“
    „Vielleicht doch. Du weißt nicht …“
    „Genug jetzt, Lillian.“ Nicholas hatte sich entschieden. Die Katze zu Lillians Füßen sträubte das Fell und schoss drohende Blitze aus ihren Augen in seine Richtung. „Wenn jemand Elias auslöscht, dann werde ich das sein. Er gehört mir. Was bedeutet, dass ich ihn mir zurückholen werde.“
    Lillian bleckte die Zähne. Er wusste, dass er sie beleidigt hatte, indem er ihr über den Mund gefahren war, doch darauf nahm er schon seit Langem keine Rücksicht mehr.
    „Du tust das Falsche“, fauchte sie. „Das weißt du auch, nur konnte dieses Wissen dich nie aufhalten, weil du ein hitzköpfiger Dummkopf bist. Ich hoffe nur, du wirst das nicht bereuen.“
    „Ich hab noch nie was bereut, Lill.“ Er verzog den Mund zu einem freudlosen Grinsen. „Wird Zeit für neue Erfahrungen, denkst du nicht?“
    Sie verließ sein Büro ohne ein Wort. Die Tür knallte heftig ins Schloss. Er musste froh sein, dass Alexander nicht in der Nähe war. Der würde ihm den Hals umdrehen, weil er ihrer aller Sicherheit aufs Spiel setzte. Für Elias, den verdammten kleinen Racheengel.
    Nicholas verfluchte den Tag, an dem er Elias’ Schöpferin getötet hatte. Der Mörder eines Dämonenbeschwörers erbte den geschaffenen Dämon. Er band ihn an sich, wie der Dämon zuvor an seinen Schöpfer gebunden war. Elias’ Pech war, dass er durch dieses Gesetz nun einem anderen Unsterblichen gehörte. Das bedeutete lebenslange Sklaverei, während jeder Dämon, der im Besitz eines Menschen stand, nur dessen natürlichen Tod

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