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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Eisen lag in der Luft. Mit seinen tiefen, augenähnlichen Höhlen im nachtschwarzen Gesicht durchmaß der Nybbas die Dunkelheit ohne Probleme. Er spürte die Nähe des Ilyan und einen weiteren, schwachen Dämon. Außerdem die machterfüllte Präsenz des Catácons. An seinen menschlichen Körper gewöhnt, hätte er gerne die Lippen aufeinander gepresst. Doch mit den raubkatzenähnlichen Fängen würde er sich dabei nur selbst verletzen. Mit einer, von den scharfen Krallen abgesehen, fast menschlich anmutenden Hand wischte er sich das lange, verfilzte Haar aus der Stirn, wobei er achtsam sein musste, um sich nicht an den beiden kleinen, aber dolchspitzen Hörnern zu schneiden. Er streckte sich, um die Kontrolle über seine Muskeln zu erlangen und bahnte sich seinen Weg durch die von Felsen zerklüftete Steinwüste.
    Den Geröllberg, in dem sich die gesuchte Grotte befand, hatte er schon im Blick, als der erste, gedämpfte Schrei zu hören war. Den Impuls zu rennen unterdrückte er und schritt langsam weiter voran. Keine Furcht zeigen. In einigen hundert Metern Entfernung machte er ein kleines, ledernes Zelt aus. Daneben standen zwei Motorräder und in der Luft lag der kaum wahrnehmbare Geruch von kaltem, menschlichem Fleisch. Er wusste, dass er die leeren Hüllen der Dämonen gefunden hatte. Sie waren ganz nah.

    Er kam nicht. Joana versuchte eine Weile, ihre Enttäuschung mit der Gewissheit zu überdecken, dass es besser so war. Um sich abzulenken, blätterte sie in den Unterlagen ihrer Uni herum. Wie oft hatte sie sich geschworen, sich erneut zu bewerben und ihr Studium fortzusetzen. Wieder war die Frist, sich einzuschreiben, ungenutzt verstrichen. Die Aufzeichnungen aus den ersten Semestern verstaubten in großen Ordnern auf der obersten Ablage ihres Regals und verspotteten sie. ‚Alles umsonst, wenn du nicht bald deinen Hintern hochbekommst‘, schienen sie zu höhnen. ‚Du wirst in deinem Leben nichts erreichen und als Taxifahrerin alt werden.‘
    Aber was wäre daran so schlimm? Ihr Selbstmitleid ging ihr auf die Nerven, ebenso sehr wie der Blick auf die Uhr. Jedes Mal, wenn der Sekundenzeiger einen trägen Schritt voran tat, ließ er sie erneut wissen, dass Nicholas nicht kommen würde. Was hatte sie auch erwartet?
    Die Wände ihrer Wohnung wurden zu eng. Es dauerte ihr entschieden zu lange, bis sie endlich wütend wurde. Mistkerl.
    Schließlich griff sie nach einer dünnen Jacke, ihrer Handtasche und lief zu ihrem Auto. Sie würde sicherlich nicht zu Hause auf einen Mann warten, der nicht käme, hatte er auch noch so schöne Augen.
    Ohne Ziel fuhr sie aus der Stadt und raste über Landstraßen dahin. Alle Fenster runter und die Musik bis zum Anschlag hochgedreht. Good Charlotte, Linkin Park und Green Day – laut und wütend, und dabeimelancholisch. Enttäuschung gab bei jedem Song den Takt vor. Trotzdem ging es ihr mit jedem Kilometer, den die Reifen fraßen, besser. Einfach immer weiterfahren zu können, war eine wunderbare Vorstellung. Frei, ohne Ziel und ohne jemandem Rechenschaft abgeben zu müssen. Tabula Rasa. Irgendwo von vorne anfangen.
    Illusorisch, denn am nächsten Morgen wartete eine Frühschicht. Aber manchmal mussten Illusionen ausreichen.

    Lasst ihn gehen!
    Des Nybbas’ Befehl durchdrang den uralten Tempel, ohne dass ein Laut erklang. Durch mentale Schwingungen ließ er die anderen Dämonen seine Worte vernehmen. Sprechen konnte er in seinem dämonischen Leib nicht, denn seine Schöpferin hatte die Stille bevorzugt.
    „Bedaure. Das werden wir nicht.“
    Der Catácon antwortete auf Spanisch, in tiefen, krächzenden Lauten, die exakt zu seinem Körper, einer Mischung aus Mann und Kondor, passten. Schartig gewordene Reliefs an den Wänden, die sein Abbild zeigten, bewiesen, wie uralt der Dämon war.
    Sein Begleiter, der Alácrasio fauchte nur. Er hielt den Ilyan mit seinen vier rot-schwarz geschuppten Armen fest und schlang auch seinen skorpionartigen Schwanz um sein Opfer. Der Ilyan hatte durch den Griff des anderen Dämons keine Möglichkeit, seinen Körper in den schattenähnlichen Zustand zu verwandeln, in dem er hätte fliehen können. Er hing bereits wehrlos und geschwächt in der Umklammerung. Sah kaum mehr auf. Der Nybbas erkannte, dass seine Flügel verletzt waren. Blut tropfte an den zu Boden hängenden Schwingen herab und verklebte die silbrigen Federn, die durch ihren metallenen Glanz selbst in diesem Zustand noch an geschliffene Klingen erinnerten. Das Gesicht des Racheengels

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