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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Joana war er am Abend zuvor versetzt worden. Sie war nicht zu Hause gewesen. Zwar hatte er anderweitig bekommen, wonach der Schatten verlangte, aber die friedliche Ruhe, mit der Joanas Anwesenheit ihn eingelullt hatte, war ihm nicht vergönnt.
    Die Tür wurde geöffnet und Lillian trat ein. „Du hast nach mir gerufen?“
    „Meine Inane ist verletzt“, knurrte er ohne aufzusehen. „Du weißt nicht zufällig, was ihr passiert ist?“
    „Als würde sie dich interessieren“, gab Lillian zynisch zurück. „Sie ist dir doch vollkommen gleichgültig. Mehr noch, du hasst sie.“
    „Ich habe es dir untersagt, sie anzurühren.“
    „Und ich habe mich daran gehalten. Sag, Nick, bist du heute gar ein wenig gereizt?“
    Nicholas schnaubte trocken und warf ihr einen drohenden Blick zu. „Ich weiß, wie scharf du auf ihr Blut bist. Fast so scharf wie auf meins. Und mein Verbot, sie anzurühren, macht es nur interessanter für dich, leugne das nicht.“
    Ein verschlagenes Grinsen überzog ihr Gesicht und sie zeigte ihre Fänge. „Das tue ich nicht …“
    „Ist schon gut“, presste er durch die Zähne. „Spar dir deine Lügen und Erklärungen. Sei dir nur gewiss, dass ich deine Spielchen nicht mehr länger hinnehmen werde, Lillian. Das war das letzte Mal!“
    Ihr Lächeln wurde kalt, sie musterte ihn wutentbrannt. Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um, verließ sein Büro und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu. Der Windstoß wirbelte die Unterlagen auf seinem Schreibtisch durcheinander und Nicholas blaffte ihr eine unflätige Bemerkung hinterher. Er wusste, dass sie ihn hörte.

    Joana blieb auf dem Fußboden sitzen, bis ihre Verzweiflung zu Langeweile wurde. Schließlich erhob sie sich und sah die Regale durch, wenn auch nur, um Zeit totzuschlagen. Die Schrumpfschädel grinsten sie hämisch an und Joana warf ihnen in Gedanken ein paar Beleidigungen an die konservierten Köpfe.
    Mit einem in dickem Leder eingebundenen Buch ließ sie sich schließlich am Tisch nieder und blätterte lustlos darin herum. Die Seiten fühlten sich merkwürdig an, kaum wie Papier. Auch sie schienen aus hauchdünnem Leder gefertigt zu sein. Beschrieben waren sie mit bräunlicher Tinte in altdeutscher Schrift, doch diese zu lesen bereitete Joana keine Schwierigkeiten, denn Agnes hatte ihr als Kind oft Bücher in dieser altmodischen Schrift geschenkt. Bei diesem Buch handelte es sich um eine Art Lexikon; es listete verschiedene Dämonen von A bis Z auf. Joana fand sich unweigerlich bei „I“.
    „Der Inkubus“, las sie leise und schauderte, „sucht junge Weiber im Schlafe auf, vereinigt sich mit ihnen und nährt sich an der Kraft ihres Lebens. Sündige Träume hinterlassend zieht der Dämon seiner Wege, ohne das Opfer weiter zu versehren. Sein wahrer Körper ist zwergengleich und unansehnlich, drum erwählt der Inkubus stets einen Menschenkörper von Jugend und erlesener Schönheit zu seinem Refugium.“
    Für mehrere Minuten starrte Joana auf die verblassten Aufzeichnungen. Ihr Herz schlug schmerzhaft in ihrer Brust. Nicht alles stimmte überein, aber gewisse Parallelen konnte sie nicht leugnen. Ob tagelange Gefühlsstarre eine Nachwirkung vom Raub der Lebenskraft sein konnte?
    Oh Gott, es würde erschreckend viel Sinn ergeben. Sie schüttelte heftig den Kopf. Nein, das war doch Unsinn. Bei all diesem paranormalen Mist verlor sie langsam den Sinn für die Realität. Sie hatte ganz gewiss nicht mit einem Dämon geschlafen. Lächerlich.
    Rasch blätterte sie weiter und las in den nächsten Stunden etliche Aufzeichnungen über unterschiedliche Dämonen, bis sie irgendwann glaubte, ihr Kopf müsse qualmen. Die meisten dieser Wesen schienen relativ harmlos, einige machten gar einen freundlichen Eindruck und erinnerten sie an Dobby aus Harry Potter. Doch manche Beschreibungen ließen ihr Schauer der Furcht über den Rücken laufen.
    Jedes Zeitgefühl war ihr längst abhanden gekommen, als die Tür endlich aufgeschlossen wurde und Theodor mit einem schmalen Lächeln im Gesicht eintrat.
    „Eine gute Wahl“, lobte er mit Blick auf das dicke Buch. „Auf diesen Seiten ist das geballte Wissen mehrerer hundert Clerica. Und nicht nur das.“ Er lächelte bedeutungsschwer.
    „Was ist mit dem Buch? Es fühlt sich komisch an.“
    „Früher“, sagte Theodor, „gab es eine Dämonin, welche die Macht über jedes Buch erlangte, in dem ihr Name geschrieben stand. Es gelang ihr, die Worte zu ihren Gunsten zu verdrehen. Doch die

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