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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Reichtümer zu gelangen. Zum Ende der frühen Neuzeit beschlossen die Oberhäupter der Clerica, dieses Treiben nicht mehr länger zu unterstützen und nabelten sich von der Mutter Kirche ab. Doch der Glaube, mit Weihwasser oder Kruzifixen gegen Dämonen anzukommen, hat sich bis heute in den Köpfen festgesetzt.“ Agnes schüttelte amüsiert den Kopf. „Aber das ist natürlich völliger Humbug.“
    „Natürlich“, erwiderte Joana trocken und schluckte mühsam an ihrem Fleisch.
    Als sie später wieder in den Keller ging hatte sie zumindest gelernt, ihr Asthmaspray in diesem Haus immer bei sich zu tragen. Sie war nicht sicher, ob man sie erneut einsperren würde. Es hätte sie nicht gewundert, zumal sie von Ulrike nach dem Mittagessen dabei erwischt worden war, die oberen Räume nach einem Telefon abzusuchen. Leider ergebnislos.
    Theodor schickte sie mit wenigen, schroffen Worten zurück in die Bibliothek. Er wollte zunächst mit Tobias arbeiten und Joana vermutete, dass dieser sich weit weniger hilflos anstellte als sie. Zumindest sperrte ihr Mentor wider Willen nicht wieder die Tür hinter ihr ab.
    Sie suchte sich eine neue Lektüre aus und ließ sich im Schneidersitz auf dem Polsterstuhl nieder. Dieses Buch war interessanter als das erste, vor allem aber war es weniger unheimlich, aus ganz normalem Papier. Es enthielt Hinweise über die Geschichte alter Dämonen und ihre Einflüsse auf die verschiedenen Zeitepochen. Was sie jedoch noch nicht gefunden hatte, waren Informationen über den Ursprung dieser Geschöpfe. Zwar wurde in mehreren Büchern die Hölle genannt, dies schien jedoch eher die Politik und die Hierarchie der Dämonen untereinander zu bezeichnen, nicht aber den Ort, von dem sie stammten.Auch Gott wurde in den Büchern eher metaphorisch erwähnt. Doch das ergab Sinn, denn Dämonen, soviel war ihr inzwischen klar, stammten aus allen Zeitaltern und aller Herren Länder. Einige schienen tatsächlich ihre Bezüge zu unterschiedlichen Religionen zu haben, bei anderen war kein Zusammenhang zu erkennen. In den Enzyklopädien über unterschiedliche Arten der Dämonen hatte sie auch Wesen aus der Mythologie entdeckt; ja selbst altägyptische Gottheiten und Engel wurden ihnen zugeordnet. Vor allem aber schien es keine klare Grenze zwischen ungefährlichen und bösen Dämonen zu geben. Dies ließ erkennen, dass die Ursprünge der Dämonologie generell älter sein mussten, als die Religionen, wie man sie heute kannte. Vielleicht gar älter als alle menschlichen Moralvorstellungen. Aber bis wohin ging es zurück? Wo war er, der Ursprung? Seit wann gab es sie, wo kamen sie her? Und vor allem: Warum?
    Keines der Bücher hatte ihr dies bislang beantworten können. Sie beschloss, Theodor oder Agnes danach zu befragen.
    Völlig versunken in einer Legende um einen Krieg unter Dämonen bekam sie kaum mit, dass die Tür langsam geöffnet wurde. Erst als Arnd eintrat, legte sie das Buch zur Seite. Er grinste sie an und augenblicklich zog sich eine Gänsehaut über ihre Unterarme.
    Der Mann trat auf sie zu, wie ein Raubtier auf ein blutiges Stück Fleisch, von dem es sich keinen Fluchtversuch mehr erwarten musste. Joanas Hände schlossen sich nervös um die Armlehnen des Stuhls.
    „Was gibt’s?“ Sie verfluchte sich, denn ihre schlecht aufgesetzte Lässigkeit verriet ihre Furcht zu deutlich.
    Arnd setzte sich auf die Schreibtischkante und musterte sie aus harten, grauen Augen. Sein Blick war so konzentriert, dass Joana das Gefühl bekam, er würde ihre Gedanken lesen oder sogar noch tiefer in ihre Seele blicken.
    Sie rückte samt Stuhl zurück. „Was willst du von mir?“
    „Ich will, dass du gehst.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern.
    „Wie schön“, zischte sie. „Das würde ich wirklich gerne. Leider lässt man mich nicht.“
    „Du musst völlig verschwinden. Aus dem Leben gehen, denn du bedeutest Verderben. Du bedeutest Verrat. Du …“
    Er stand auf und griff nach ihr. Joana wollte zurückweichen, aber er war zu schnell und hatte sie bereits an den Handgelenken gepackt.
    „Nein, verdammt! Lass mich los!“
    „Ich wusste es!“, keuchte er. „Ich wusste es, als ich dich zum ersten Mal sah. Du wirst uns in großes Unglück locken, Dämonenhure!“
    Joana schrie auf, als er sie heftig herumriss und mit dem Rücken schmerzhaft gegen die Regale schleuderte. Sie schlug mit dem Kopf an eine Kante und spürte, wie Blut durch ihr Haar sickerte. Er presste sie an das Holz. Drückte ihr mit der

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