Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Rücken schmiegte. Seine Lippen liebkosten ihren Nacken mit einer Zärtlichkeit, die sich kribbelnd durch ihren Körper zog, sodass sie ihren Po näher an seinen Körper drängte, um ihr Interesse an einer Fortsetzung zu signalisieren. Nicht nur sie war bereit.
Ein äußerst unromantisches Knurren aus ihrer Magengegend störte jedoch die Idylle.
„Hunger?“, raunte er in ihr Ohr. „Gute Idee.“
Sie seufzte. „Leider wird sich im Kühlschrank nichts finden. Aber im Wohnzimmer müsste zumindest noch etwas Obst und Schokolade sein. Das hat mir Ben …“ Sie schrak bei dem Namen zusammen. „Nicholas? Benedikt ging es ein paar Tage nicht gut. Hast du ihn etwa auch …?“
„Hab ihn noch auf der Kartbahn vernascht.“ Seine Stimme klang unbekümmert, sie spürte jedoch, dass seine Brust sich leicht verspannte. Kein Schnurren mehr. „Auf jede Art und Weise, bevor du mich fragst. Aber bitte, wirf mir das nicht vor. Ich kann treu sein, wenn ich will. Zumindest körperlich. In emotionaler Hinsicht nicht, der Schatten verlangt nach artgerechtem Futter.“
Sie zog seine Hand an ihren Mund und strich mit den Lippen über seine Pulsadern. „Ich weiß. Ich kann es akzeptieren. Es wäre nur nett, wenn du die Finger von Leuten lassen würdest, die ich kenne.“
Er zog tief Luft ein. Gab keine Antwort. Joana erstarrte. Für einen Moment hörte sie nur das Ticken der Uhr.
„Das kann ich nicht versprechen“, sagte er dann leise, ließ sie los und setzte sich im Bett auf.
Auch Joana richtete sich auf und drehte sich zu ihm um. „Was soll das heißen?“
„Ich entscheide nicht bewusst, wem ich welche Emotionen nehme. Mein Instinkt leitet mich, vielleicht auch das Schicksal, wenn du daran glauben möchtest. Ich hinterfrage nicht. Ich nehme wann und wen ich will, und treffe keine Auswahl, verstehst du?“
Joana verstand gar nichts.
Er verzog das Gesicht zu einem bedrückten Lächeln. „Willkür würde mich vor die Verantwortung stellen, entscheiden zu müssen. Sie würde Sorge mit sich bringen, falsch entschieden zu haben. Jeden Tag aufs neue. Jo, in meiner Welt ist kein Platz für Schuldgefühle.“
„Das verstehe ich ja, aber du kannst für meine Freunde wohl eine Ausnahme machen.“ So viele sind das schließlich nicht, fügte eine innere Stimme sarkastisch hinzu.
„Warum?“ Es standen weder Spott noch Provokation in seinem Gesicht. Nur sanfter Ernst. Joana wurde nervös. „Sind sie bessere Menschen, weil sie deine Freunde sind? Und wenn nicht, warum sollte ich dann nicht lieber die besseren Menschen schonen? Hat jemand anders es mehr verdient? Wer? Lieber der Sohn einer anderen Mutter?“
Sie setzte zu einer Antwort an, schloss den Mund wieder und schluckte.
„Jo, es ist so einfach, zu verurteilen, was falsch ist. Aber zu schwer, zu sehen, was das Richtige wäre. Willst du diese Entscheidung für mich treffen? Gilt deine Auffassung, was richtig ist, über meine, weil du ein Mensch bist?“
Keine Erwiderung hätte vermocht, auf diese Fragen zulängliche Antworten zu geben. „Aber du entscheidest auch, dass du von mir nichts nimmst“, sagte sie schließlich. Ein armer Versuch.
Sein Lächeln wurde bitter und verschwand dann. „Ja, und das allein macht mich verdammt angreifbar.“
„Dann bleib dabei, tue es für mich. Ich kann nicht hinnehmen, dass du meinem besten Freund schadest, meinem einzigen Freund. Ich will mich nicht vor dir fürchten, ich will den Menschen in dir sehen und nicht das …“
„Das Monster?“ Er sprang aus dem Bett und griff nach seiner Hose. „Ebendies ist das Problem. Es geht nicht um deine Freunde. Es geht ums Prinzip.“ Seine Stimme klang resigniert und kühl. „Du erwartest von mir, etwas zu sein, das ich nicht bin. Wenn du schon nicht hinnehmen kannst, dass ich täglich Menschen ihrer Gefühle beraube, was wirst du dann erst tun, wenn ich jemanden töte?“
Die Gleichgültigkeit, mit der er sprach, jagte eisige Schauer über ihre Haut. Sie zog die Decke bis an ihr Kinn hoch. „Das … das wirst du doch nicht tun, oder?“
„Fakt ist, ich habe es getan und ich werde es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder tun. Ich würde dir Versprechungen machen, wenn ich könnte, aber das kann ich nicht. Oder soll ich lügen? Schöne Illusionen malen? Bilder von dem, was du dir erträumst?“
Er zog sich die Jeans über die Hüften. Joanas Blick klebte an seinem flachen Bauch, über dem er die Knöpfe schloss. Sie verfluchte ihn dafür, dass er sich derart
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