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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Moralvorstellungen, mit denen ich seit sechsundzwanzig Jahren lebe.“
    „Wirklich?“
    „Ja, wirklich. Ich kann nicht versprechen, dass ich alles hinnehme. Vermutlich werde ich dir hin und wieder deinen süßen Hintern aufreißen, wenn du es übertreibst. Und so manches Mal werde ich dir sicher Unrecht tun, oder du mir, wenn unsere Welten aneinander prallen. Aber ich bin mehr als bereit, es drauf ankommen zu lassen. Ich … ich will dich. Dich!“
    Er lachte leise, aber es klang bitter. „Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest.“
    „Befürchtet? Heute Morgen klang es noch so, als hättest du darauf gehofft.“
    Er ließ sich schwerfällig auf eine Bank sinken. In diesem Augenblick war der Gedanke, dass er über 270 Jahre alt war, nicht mehr so abwegig. Jedes einzelne Jahr schien schwer auf ihm zu lasten. Joana kletterte auf die Sitzfläche der Bank, setzte sich auf die Rückenlehne und legte ihm eine Hand in den Nacken.
    „Willst du mich etwa nicht mehr?“ Die Frage war rhetorischer Art.
    Er stöhnte, zog ihre Finger vor sein Gesicht und küsste hingebungsvoll ihre Handfläche. „Mehr als alles andere. Aber Alex verlangt von mir, dass ich auf eine Suche gehe. Könnte länger dauern. Ob es überhaupt eine Wiederkehr gibt, steht irgendwo da oben.“ Er legte den Kopf in den Nacken und sah in die paar Sterne, die durch eine Wolkenlücke blinzelten.
    Joana fror plötzlich in ihrem dünnen Kleid. „Gibt es keine andere Lösung?“
    Er zog ihren Oberkörper zu sich runter, sodass ihr Kinn auf seiner Schulter lag. „Doch. Ich finde schon eine. Bestimmt.“ Er klang nicht gerade überzeugt.
    „Sag deinem Alexander, dass er dich in Ruhe lassen soll“, raunte Joana. „Sonst bekommt er’s mit mir zu tun.“
    „Uuh“, spottete Nicholas liebevoll. „Meine Jo ist gefährlich.“
    Sie wurde schlagartig ernst. „Ja, ist sie.“ Sie zog ihre Wange vor dem Kuss zurück, den er ihr geben wollte. Es war Zeit für eine weitere Wahrheit. „Nicholas? Wenn ich nicht ganz das wäre, was du denkst, das ich bin … würdest du mich dann trotzdem noch wollen?“
    Oder würdest du mich dann umbringen?

24
    Z
u seinem eigenen Erstaunen fand Nicholas die ganze Sache äußerst komisch. Vor allem war es die beste Ablenkung von seinen Problemen, die sie ihm hätte auftischen können. Während sie von den letzten Tagen erzählte, ihm von sich erzählte, wollte er ab einem bestimmten Punkt nur noch lachen. Vielmehr wollte er lachen, sie lieben, hiernach den Kerl zerfetzen, der sie fast erwürgt hatte und sie mit seinem Blut an den Händen erneut lieben.
    Aber das alles musste warten. Stattdessen blieb er auf dieser Parkbank neben ihren Beinen sitzen, wünschte sich genau dazwischen und zog mit viel Mühe ein der Situation entsprechend ernstes Gesicht.
    Ab und an nickte er oder kommentierte ihre Worte mit etwas Geistreichem wie „Verstehe“, „Unglaublich“ oder „Hmpf!“ Als sie jedoch von dem Angriff erzählte, verspannten sich seine Arme so sehr, dass sie sich weigerte weiterzusprechen, bis er sich beruhigt hatte. Dann sprang sie auf und demonstrierte, wie sie sich mit dem Schrumpfkopf verteidigt hatte. Die theatralischen Kampfsportbewegungen und Geräusche, die sie dabei zum Besten gab, stammten definitiv aus Karatekid oder einem noch schlechteren Film. Sie sah so schrecklich wehrlos aus. So weich und verletzlich. Er lachte gehorsam, aber eigentlich wurde ihm bei ihrer Show verdammt übel.
    Dass sie tatsächlich eine Clerica war, machte erschreckend viel Sinn. Rückblickend hätte ihm die Idee durchaus selbst kommen können. Schon ihr bemerkenswerter Widerstand gegen seine mentalen Befehle hätte ihn skeptisch machen müssen. Clerica widerstanden typischerweise, das machte sie erst gefährlich. Aber sie war seinen Kräften gegenüber ja auch nicht vollständig verschlossen gewesen, zumindest nicht vor der Wandlung. Interessant.
    Es beruhigte ihn, dass sie weit weniger hilflos war, als sie aussah, und sich im Ernstfall auch gegen andere würde verteidigen können. Daher bestand er darauf, dass sie lernen sollte was nötig war, auch wenn sie das vollkommen anders sah.
    „Sag mal, hast du mir zugehört?“, echauffierte sie sich und setzte sich wieder auf die Rückenlehne der Bank. „Ich könnte dich bannen oder fesseln oder sonstige Schweinereien mit dir veranstalten.“
    Schweinereien lagen ganz auf seiner Wellenlänge. Er fuhr mit seiner Hand unter diesem herrlich flatterigen Kleid die Innenseite ihres

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