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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Oberschenkels hoch.
    „Dazu musst du keine Jägerin sein. An was genau hattest du gedacht? Und wann geht’s los?“
    Sie schnalzte mit der Zunge. „Du bist unmöglich!“ Ihr Blick war so warm, dass es in seinem Brustkorb zu glimmen begann. „Dann macht es dir wirklich nichts aus?“
    Er lehnte das Gesicht an ihr Knie und umfasste den dazugehörigen Knöchel mit beiden Händen. „Ganz im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich dich nicht mehr gegen deinen Willen manipulieren kann. Nicht, dass ich es vorgehabt hätte. Aber ich bin so inkonsequent“, er seufzte tief, „und auch ein klein bisschen cholerisch.
    Sie zupfte von hinten an seinen Haaren. „Nur ein bisschen. Vor allem aber bist du viel zu vertrauensselig.“
    Oh, wie sie irrte. Sie würde es in seinem Gesicht lesen können, wenn er sich jetzt umdrehte, aber er tat es nicht. Er wollte es ihr lieber sagen, auch wenn seine Stimme revoltierte und heiser wurde.
    „Ich habe noch nie jemandem wirklich vertraut, Jo. Das ist neu für mich. Wie eine unbekannte, wahnsinnig gute Droge. Ich bekomme grade nicht genug davon und wenn sie mir den Hals brechen will, dann soll sie es ruhig.“
    Es begann zu regnen. Schwere, warme Tropfen, aber sie gingen noch nicht zurück. Er wäre gerne zu ihr nach Hause gegangen, zweifelsohne. Doch sich dem Vorgeschmack noch länger hinzugeben, und sich auszumalen, was er später mit ihr tun würde, hatte einen eigenen Reiz. Das Wasser glitzerte in ihrem Haar, auf ihren Schultern und bat still darum, hinfort geküsst zu werden. Er trank den Regen, der nach ihr schmeckte. Ihr Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihren Körper. Eine glänzend dunkle, feuchte, schlüpfrige Haut. Sein eigenes Hemd klebte ebenfalls nass und durchscheinend an seiner Brust. Er genoss ihre Blicke, die vielleicht ein wenig so aussahen, wie das Spiegelbild seiner eigenen. Und die keuschen Berührungen durch den Stoff.
    Zum Henker mit ihm, dann war er eben verloren.
    Alle Dämonen der Erde waren vergessen. Später würde sich eine Lösung finden. Auch wenn es bedeuten mochte, Joana unter seiner Jacke zu verstecken, und mit ihr ans andere Ende der Welt zu verschwinden. Sollten sie doch alle zur Hölle fahren. Er spazierte geradewegs Richtung Himmel. Und den Himmel, das wusste selbst ein Höllenwesen sehr genau, den ließ man keinesfalls warten.

    Lillian blieb noch lange in der Hofeinfahrt verborgen stehen. Durch ihre Bluse spürte sie die poröse Oberfläche der Backsteinwand, an der sie lehnte. Der intensive Geruch von mit dem Schmutz der Straße vermischtem Regen drehte ihr fast den Magen um. Sie zügelte ihre Empfindungen wieder auf ein halbwegs menschliches Maß. In dieser modernen, lauten und stinkenden Welt war es nicht möglich, ständig mit den katzenscharfen Sinnen herumzulaufen, zumal diese auch den Schatten stärkten. Er fauchte in ihrem Inneren vor Zorn. Langsam verengte sie die Pupillen und blendete auch störende Nebengeräusche wieder aus.
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Die Nabeshima in ihr zu besänftigen fiel schwerer, als ihre Sinne zu zäumen. Es tat weh. Sie fragte sich, warum es so weh tat, denn schließlich hatte sie doch gewusst, dass Nicholas Verrat begehen würde. Ihr Schatten verlangte Vergeltung für ihr Leid.
    Lautlos huschte sie den Weg zu ihrem Motorrad zurück. Auf dem nassglänzenden Asphalt vermischten sich die weißen und roten Lichter der vorbeifahrenden Autos zu fließenden Farbspielen. Sie beobachtete diese, gleichzeitig in ihrem Unterbewusstsein nach einer Zukunftsvision tastend. Doch alles was sie sah, war sich selbst, in großer Höhe fliegend. Das nächtliche Firmament erstreckte sich über ihr und wenn sie nach unten blickte, machte sie die pulsierenden, blickenden und dahingleitenden Lichtquellen der Großstadt aus. Im Regen verschwimmend, weil sie höher gen Himmel stieg.
    Eine Flucht? Eine Jagd? Oder gar ein Spaß? Sie konnte es nicht sagen. Ihr Inneres verriet ihr nicht mehr. Nicht ohne das Risiko, auszubrechen, wenn sie ihm zu viel Macht überließ.
    Alexander erwartete sie in seinem Büro. Es fühlte sich seltsam an, so spät durch die abgedunkelten Flure der Geschäftsräume zu laufen, vorbei an den stillen, leeren Räumen. Lillian schlich. Sie fühlte sich unbehaglich. Gern gab sie ihre Informationen nicht preis. Doch die Jahrhunderte ihrer Existenz hatten sie gelehrt, dass es für jemanden wie sie nur einen sicheren Weg durch die Zeit in Richtung Zukunft gab. Dieser Weg lag unter den Schwingen der

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