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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sich auf; zur Beruhigung, was allerdings nicht funktionierte. Selbst das monotone hin und her der Scheibenwischer hatte etwas Enervierendes an sich. Spätestens als die Gegend ländlicher wurde und Christinas Wagen auf der Straße zwischen Feldern und Weiden oft für lange Zeit der einzige Hinweis auf menschliches Leben war, schwoll Unbehagen zu Nervosität an. Sie hatten die Stadt bereits verlassen und brausten über die Landstraße Richtung Harburg.
    „Wie lange fahren wir noch?“ Shit! Hätte sie doch wenigstens mal einen Blick auf die Karte geworfen, dann wüsste sie, wo es hinging.
    Christina bog von der Landstraße in einen Schotterweg ab, der direkt in den Wald führte. „Viertelstunde.“ Sie musste nun langsam fahren. Der Wagen wurde auf dem holprigen Untergrund heftig durchgeschüttelt und der Weg war unbeleuchtet.
    Fast auf die Minute genau die angekündigte Zeit später hielt Christina vor einem kleinen, mit schlammgrünen Ziegeln gedeckten Haus. Joana bekam eine Gänsehaut. Es sah unwohnlich, fast gruselig aus, wie es in vollständiger Finsternis dalag, gut versteckt zwischen Nadelbäumen und umgeben von einer mannshohen Dornröschenhecke. Sie schien nach innen zu wuchern, den schmalen Garten zu fressen, um sich irgendwann in naher Zukunft über das Häuschen herzumachen. Nur zur Vorderseite wurde das Heckenungetüm durch einen schmiedeeisernen Zaun abgelöst, der sicher zwei Meter fünfzig maß und oben in speerähnlichen Spitzen endete. Am Haus waren alle Fensterläden geschlossen und im Licht des Autoscheinwerfers erkannte Joana massig Spinnweben, die sich leicht im Wind wiegten. Sie waren so groß, dass Joana unweigerlich das Bild von pfundsschweren Kreuzspinnen durch den Kopf krabbelte.
    Oh Gott. Junggesellenbude mitten im Wald trifft auf Joana Sievers’ Putzfimmel. Wo war der Whirlpool, damit sie sich darin ersäufen könnte?
    „Lass uns reingehen“, sagte Christina.
    Der Motor erstarb, es wurde dunkel. Unbehaglich stieg Joana aus dem Wagen. Der Wald bei Nacht hatte etwas Verstörendes. Die Geräusche der Natur schienen ohrenbetäubend, auch wenn sie nicht laut waren. Das Tor quietschte, als Christina es ein Stück weit öffnete. Wie Fingernägel, die über eine Tafel kratzen. Sie quetschten sich durch einen schmalen Spalt und hielten aufs Haus zu. Christina schloss auf, wenigstens fand sie sofort den richtigen Schlüssel. Joana seufzte erleichtert, als sie den Lichtschalter betätigte und es hell wurde.
    Im Inneren war das Haus richtiggehend schön. Holzverkleidungen zierten die Wände und auf den Böden lagen dunkle Steinfliesen. Christina führte sie in eine geräumige Küche, die in ein offenes Wohnzimmer überging. Neben dem Kamin stapelten sich Holzscheite und davor stand eine abgewetzte, braune Lederkombination. Auf den dunklen Schränken lag dünn Staub und von der Hängeleuchte baumelten ein paar Spinnweben, doch im Gegensatz zur Außenansicht war das ganze Haus überraschend gepflegt und gemütlich. Er schien im Inneren nicht einmal zu rauchen. Es roch nur ein wenig seltsam. Leicht süßlich, aber dies schien eher der Muff des langen Frischluftmangels zu sein.
    Joana sah sich um und suchte nach persönlichen Hinweisen auf Nicholas. Doch es sah nicht so aus, als sei er regelmäßig hier. Es gab weder eine Musikanlage, noch Bücher oder etwas anderes, woran sie seinen Geschmack hätte ablesen können. Er schien seine Zeit hier lediglich mit dem kleinen LCD-Fernseher totzuschlagen. Im Schrank darunter fand sich außerdem noch eine DVD-Sammlung, aber die war so umfangreich, dass sie keine Vorlieben erkennen ließ. Offenbar mochte er jede Art von Filmen. Von Bud Spencer über Star Wars bis hin zu den schaurigsten Horrorfilmen war alles da. Blair Witch Project lag obenauf. Sehr passend, hier mitten im Wald.
    Wo er wohl jetzt war? Was mochte er tun? Ging es ihm gut?
    „Komm, ich zeige dir, wo es ins Obergeschoss geht“, meinte Christina. Auf dem Weg zur Treppe stieß sie eine verschlossene Holztür an. „Das hier ist sein Privatzimmer. Er erlaubt niemandem den Zutritt. Halte dich besser daran.“
    Joana schürzte die Lippen. Privatzimmer klang zu interessant, um nicht zumindest einen Blick hineinzuwerfen. Zumal Nicholas ihr ausdrücklich gesagt hatte, sie solle sich wie zu Hause fühlen. Sicher galt diese Regel nicht für sie.
    „Das gilt für jeden“, fuhr Christina fort, als hätte sie ihre Gedanken belauscht. „Komm jetzt, Bad und Schlafzimmer befinden sich oben. Du findest in den

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