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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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schon aufgesaugt vom unbehandelten Holz. Es besudelte den Tisch, und den einfachen Stuhl. In der Ecke lag eine Matratze. Vollgesogen. Auf dem Tisch ein Messer. Dreißig Zentimeter lang. Sauber. Es glänzte hämisch inmitten all des Schmutzes und spiegelte das Licht unschuldig wieder. Gebettet lag es auf einem Stapel Zeitungen. Joana konnte die oberste Headline erkennen, denn sie war rotbraun nachgemalt worden.
    Der Hamburger Ripper.
    Sie stürzte herum, stolperte ein paar Treppenstufen nach oben. Dann fiel sie auf die Knie und übergab sich. Sie würgte, weinte, wischte sich das Gesicht am T-Shirt ab und erbrach erneut, bis ihr Magen nichts mehr hergab.
    Mühsam rappelte sie sich auf, schwankte und ließ sich kraftlos zurück auf die Stufen sinken. Sie musste hier fort. In diesem Raum waren Menschen auf bestialische Art getötet worden. Als sie sich umsah, stand Christina im Flur, ein Handtuch in der rechten und eine Wasserflasche in der linken Hand.
    „Oh Joana, es tut mir so leid“, stammelte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ich wollte das nicht. Es tut mir leid, dich hergebracht zu haben, doch er hat es mir befohlen. Ich kann seinen Befehlen nicht widersprechen. Aber ich wusste bis heute nicht, was er mit dir vorhat. Ich dachte, bei dir wäre es tatsächlich anders. Oh, dieser verfluchte Lügner!“
    Joana war unfähig, sich zu bewegen. Sie blieb auf der Treppe hocken und atmete einfach nur. Ein und aus, ein und aus, ungeachtet des Gestanks.
    „Nicholas hat das nicht getan“, quetschte sie schließlich hervor.
    Christina berührte ihren eigenen Arm. „Doch, das hat er. Er lässt niemanden wieder gehen. Er will das Blut. Er ist kein Mensch, Joana. Er kann nicht anders, er ist ein Monster.“
    „Das ist nicht wahr“, wisperten Joanas Lippen. Der Rest von ihr war von Gedanken gefesselt, die diese Aussage eine Dummheit schimpften. Aber es konnte einfach nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein.
    All seine Worte echoten in ihrem Schädel.
    Ich habe getötet
.
Werde es wieder tun
.
    Die Kratzer auf ihren Schulterblättern brannten.
    Der Dämon ist unkontrolliert und zügellos
.
Ich hätte dich umbringen können
.
    Sie würgte erneut, bei der Erinnerung an seinen Mund auf diesen Wunden.
    Ich will mehr von dir
.
    War es nur ein Vorgeschmack gewesen?
    Ich sage dir immer die Wahrheit
.
Nur nicht die ganze
.
    Der Traum – ihr aufgeschlitzter Arm!
    Genug. Sie unterdrückte die Erinnerungen, die auf sie einprasselten wie scharfkantige Hagelbrocken.
    Sie atmete. Ein und aus, ein und aus.
    „Es tut mir so leid, Joana.“ Christina kam näher, setzte sich zu ihr auf die Treppe und reichte ihr die Flasche Mineralwasser an. „Ich wollte die Polizei rufen. Aber was sollen die schon ausrichten? Er würde sie töten, oder einfach einen neuen Menschen befallen. Ich kann ihn nicht aufhalten. Er würde uns überall finden. Glaube mir, ich würde mit dir fliehen, wenn ich könnte, denn ich soll die Nächste sein.“ Sie vergrub das Gesicht hinter den Händen und schluchzte. „Oh, wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, diese Bestie zu stoppen.“
    Dämonenjäger, lautete diese Möglichkeit. Die Clerica würden ihn aufhalten. Einsperren würden sie ihn – bannen. Nur ein einziges Mal hatte sie mit ihm darüber gesprochen und wahre Furcht in seinen Augen gesehen. Vermutlich musste sie deshalb sterben. Sie hatte doch nicht ernsthaft geglaubt, er würde die Gefahr, die sie für ihn darstellte, einfach so hinnehmen?
    Doch, das hatte sie sehr wohl.
    Alles verschwamm um Joana. Da war nur noch Leere. Nicht einmal die Angst konnte diese Leere füllen. Sie sah an sich herab, konnte ihre Hände nur noch schemenhaft erkennen. Sie hörte Christina nicht mehr, roch den Gestank nicht länger. Alles was sie wahrnahm, war ihr Atem und das Pochen von dem eiskalten Klumpen in ihrer Brust, der eben noch ihr Herz gewesen war. Warum schlug es überhaupt noch?
    Christinas Weinen drang durch die Stille. „Ich weiß nicht, was wir tun sollen“, wiederholte sie immer wieder, wie ein Mantra. Ihre Stimme war so undeutlich, als würde sie durch Wasser an Joanas Ohren gelangen.
    „Aber ich weiß es.“ Das Zittern hatte aufgehört. Ein dumpfer Schmerz drückte ihr gegen die Innenseite der Stirn und raubte alle bewussten Gedanken.
    Schock, erklärte sie sich selbst. Es war ein surreales Gefühl, als würde sie sich selbst zusehen, ohne eingreifen zu können. Ihr Körper hatte die Kontrolle übernommen, mit monotonen Bewegungen fingerte er das

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