Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
Jerusalemkreuz im Gedenken an seine Reise ins Heilige Land, und seine beiden Söhne (der Duke of Clarence und der zukünftige König George V.) ließen sich von einem japanischen Künstler tätowieren. Nachdem die königlichen Hoheiten den Anfang gemacht hatten, war es auch in den oberen Schichten durchaus akzeptabel, sich die Haut an der ein oder anderen Stelle verschönern zu lassen.
1891 konstruierte Samuel Riley die erste Tätowiermaschine, indem er Thomas Edisons Erfindung, den elektrischen Stift, der Schablonen zum Vervielfältigen von Zeichnungen und Handschriften herstellen konnte, durch einen Tintenbehälter und eine Nadel ergänzte. 1929 entwickelte Percy Waters den Stift weiter und fügte einen Ein/Aus-Schalter, einen Spritzschutz und eine Nadel, die Schablonen aus Plastik schneiden konnte, hinzu. Bei modernen Geräten lassen sich unterschiedliche Stichtiefen, der Druck und die Nadelgeschwindigkeit einstellen, was den Tätowierern eine größere Kontrolle bei der Gestaltung ihres Werks verleiht.
Außer durch einen gewissen technischen und hygienischen Fortschritt (Desinfektionsmittel, Einwegnadeln und -Tintenbehälter, Autoklaven zum Sterilisieren der Geräte) hat sich der Prozess des Tätowierens nicht wesentlich verändert. Beim Durchstechen der Dermis mit einer Nadel deponiert der Tätowierer ein Tröpfchen unvergänglicher Tinte unter der Haut. Wird dieser Vorgang vielfach wiederholt, entsteht das Tattoo. Der Schmerz wird ganz unterschiedlich beschrieben, manche vergleichen ihn mit einem Nadelstich – andere hingegen mit einem starken Sonnenbrand. Während die Haut über dem Tattoo heilt, durchläuft sie eine Art Erneuerungsprozess, bei dem sie gut gepflegt werden muss, um eine Infektion der Wunde zu vermeiden. Ist diese verheilt, so bleibt das Tattoo – abhängig von seiner Position und wie sehr es dem Sonnenlicht und anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist – seinem Träger in der Regel ein Leben lang erhalten.
Während diese Art des Körperschmuck zunächst vor allem auf bestimmte Subkulturen beschränkt war (kriminelle Banden, Biker, Matrosen, Zirkusartisten und andere unangepasste Gruppen), ist der Trend inzwischen auch auf die Entertainment-Industrie übergeschwappt (Angelina Jolie, Cher oder David Beckham – um nur einige zu nennen – tragen die Tinte unter ihrer Haut stolz zur Schau). Inzwischen ist das Tattoo im Mainstream angekommen, und daher bilden durchschnittliche Frauen der Mittelschicht der Vorstädte heute eine der am schnellsten wachsenden Zielgruppen der Tattoo-Industrie. Laut einer Umfrage des
Pew Research Center
trägt heute mehr als ein Drittel der Achtzehn- bis Zwanzigjährigen mindestens ein Tattoo. Und bei den Sechsundzwanzig- bis Vierzigjährigen sind es vierzig Prozent.
Auch wenn sich die Welt der Tattoos im Laufe der Jahre sehr gewandelt hat, so gibt es doch einige bleibende Aspekte. Durch die Jahrhunderte hindurch wurden Tätowierungen zum Schutz, zur Wahrung der Gesundheit, als Andenken an besondere Ereignisse, als Zeichen von Rang und Status, als Symbol sozialer Zugehörigkeit oder als Glaubensbekenntnis eingesetzt.
Womit wir bei ihrer Rolle im H OUSE OF N IGHT wären.
Die Haut als Leinwand
Was treibt eine Tattoo-Künstlerin dazu, sick menschliche Haut als Bildträger auszusuchen? Jenny „Bunny“ Bunns, die auf ihrer Website
TheInkBunnyDiaries.com
einen Blog über ihr Leben als Tätowiererin schreibt, sagt dazu: „Von gestalterischer Seite betrachtet, fasziniert es mich, dass Kunst auf lebendiger Haut entsteht und nicht auf zweidimensionalem Papier oder einer Leinwand. Ich arbeite an jemandem, der atmet, redet, schwitzt, stinkt (oder gut riecht), sich bewegt usw. Das ist an sich schon eine Herausforderung.“ Und sie fügt hinzu: „Meine Kunst wird Teil eines lebenden, denkenden und fühlenden Wesens, das sein eigenes Leben führt. Vielleicht entsteht dabei auf einer spirituellen Ebene eine gewisse Bindung zwischen Kunde und Künstler.“ Nyx würde hier sicher zustimmen!
TATTOOS IN DER VAMPYRWELT
Anders als Zoey und ihre Vampyrfreunde treffen wir die bewusste Entscheidung, uns tätowieren zu lassen – auch wenn diese Entscheidung oft unter dem Einfluss vergorener Getränke getroffen wird. Wir suchen uns ein Motiv und die Platzierung des Tattoos aus und legen fest, wann und wo wir es anfertigen lassen wollen. In manch anderer Hinsicht jedoch sind die Vampyr-Tattoos der H OUSE OF N IGHT -Reihe den unseren sehr ähnlich, und sie erfüllen viele der
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