Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)
da der
Schleier
zwischen der
Welt der Sterblichen
37 und den unergründlichen, wunderbaren Gefilden der Göttin dünner wird als jemals sonst.“ 38 Die Begriffe „Schleier“ und „
mundane
“ tauchen auch häufig in den Äußerungen wirklicher Vampi(y)re auf. Hier steht „Schleier“ in der Regel verkürzt für den „Schwarzen Schleier“, der eine Art ethischen Verhaltenskodex für Vampi(y)re darstellt, der sich in der Gemeinschaft etabliert hat. Das Wort „
mundane
“ ist jedoch in der Vampi(y)r-Community ein Begriff, der der Abgrenzung dient. 39 Er bezieht sich auf alle „Nicht-Vamps“ oder, nach der Definition der Psycho-Vampirin und Autorin Michelle Belanger: „Menschen, die ganz auf die materielle Welt ausgerichtet sind und alles Spirituelle ausklammern.“ 40
Darüber hinaus stellt Neferets Rede zwei wichtige Themen heraus, die die Romanreihe und die tatsächliche Vampi(y)r-Community verbinden: das Ritual und die Magie. Um die Bedeutung dieser beiden Begriffe darzulegen, muss ich wieder auf meinen akkurat arbeitenden Kollegen Joseph Laycock und seine Grundlagenforschung zurückgreifen. Laycock legt dar, dass „Vampirismus [zwar] im Ganzen keine Religion ist“, es aber dennoch „eine Reihe von Gruppen innerhalb der [Vampi(y)r]-Community gibt, die ein starkes Interesse an Religion, Metaphysik und Magie haben, welches sie zu [neuen religiösen Bewegungen] macht.“ 41 Spiritualität ist für diejenigen Mitglieder der Vampi(y)r-Community, die ich befragt habe, eine nahezu ausschließlich private Angelegenheit. Spirituelle Praxis findet unabhängig von der Gemeinschaft statt, ist aber gleichzeitig mit der Vampi(y)r-Erfahrung der einzelnen Mitglieder der Community eng verbunden.
Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass im Rahmen von Frage 155 des
„Vampir & Energy Work Research Survey
“ (VEWRS) – einer Umfrage der
Atlanta Vampire Alliance
(AVA), die sich mit Fragen und Anliegen zu den Erfahrungen der Vampi(y)r-Community auseinandersetzte -, eine Liste von 51 Religionen sowie heidnischer und esoterischer Traditionen vorgestellt wurde. In der Umfrage wurden die teilnehmenden Mitglieder der Vampi(y)r-Community gebeten, diejenigen Glaubensrichtungen anzukreuzen, mit denen sie sich identifizieren. Es ist bemerkenswert, welche der Kategorien am häufigsten von den Befragten genannt wurden: Magie, Wicca, Neopaganismus, Okkultismus, Christentum und Schamanismus. Diese Umfrageergebnisse zeigen eine tiefe spirituelle Verbindung zwischen der tatsächlichen Vampi(y)r-Community und der Vampyrgesellschaft des H OUSE OF N IGHT , wo Magie und Wicca ebenfalls wichtige Elemente der Identität als Vampyr sind.
Kommen wir nun von spirituellen Angelegenheiten zu eher körperlichen. Auch die „Ernte“ menschlichen Bluts durch die Vampyre des H OUSE OF N IGHT ist hier von besonderem Interesse. Das besondere Ritual, das Vampyr und Spender vollziehen, und das nur am Rande der Handlung der H OUSE OF N IGHT -Reihe erwähnt wird – wir erfahren beispielsweise nicht, wie der überwiegende Teil der Vampyrgesellschaft sich mit Blut versorgt – ist ebenso für die tatsächliche Vampi(y)r-Community von besonderer Bedeutung. Ganz wie im H OUSE OF N IGHT geschieht hier alles im Verborgenen. Im Rahmen meiner Recherchen habe ich mit Psycho-Vampi(y)ren, Blut trinkenden Vampi(y)ren und Hybriden gesprochen, die alle ihre eigenen Methoden pflegen, an Blut beziehungsweise Energie zu gelangen und zu konsumieren (oder zu absorbieren). In einigen Fällen wurde Blut in ähnlich stilisierter Form aufbewahrt, wie wir es beim Ritual der Töchter der Dunkelheit unter der Führung von Aphrodite in
Gezeichnet
mitverfolgen können.
Im Falle von Blut trinkenden Vampi(y)ren im Besonderen konnte ich ein Blutmahl im direkten Körperkontakt (so wie es in der H OUSE OF N IGHT -Reihe unter anderem zwischen Zoey und Heath geschieht), ebenso dokumentieren wie auch das Auffangen menschlichen Bluts in einem Gefäß (ähnlich dem Weinkelch, der beim Ritual in
Gezeichnet
zum Einsatz kommt), oder auch den Rückgriff auf eingefrorenes Blut zum Genuss in kleinen Mengen. Vor einiger Zeit bot mir einmal einer der Teilnehmer meines Seminars einen Schluck eines eigenen „Gebräus“ an, das er gelegentlich für sich selbst anfertigte und trank, wenn frisches menschliches Blut nicht zur Verfügung stand. Natürlich erfuhr ich erst,
nachdem
ich den Tee probiert hatte, von der
weiteren
Zutat – fast wie bei Zoeys Wein, den sie während ihres ersten Rituals
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