Nyx - House of Night: Das Begleitbuch (German Edition)

Ursprung, einen Anfang und bei den meisten Spezies dieser Erde ist es das weibliche Geschlecht, das die Gabe hat, gebären zu können. Nyx und Maria haben diese Gabe, und sie steht bei ihnen unter besonderen Vorzeichen.
    Die Jungfrau Maria ist das einzige Kind eines alten Ehepaares, das glaubte, keine Kinder mehr bekommen zu können. Marias Geburt ist ein Wunder, und zum Dank stellen ihre Eltern sie in den Dienst Gottes. Bereits als junges Mädchen verloben sie es mit dem Schreiner Joseph, doch der Engel Gabriel erscheint Maria und verkündet, dass sie den Sohn Gottes unbefleckt empfangen und austragen soll. Da sie Gott ergeben ist, nimmt Maria diese Aufgabe freimütig an.
    Die folgende unbefleckte Empfängnis und die Geburt des Retters der Menschheit machen Maria zu eine der Figuren, denen im Christentum die höchste Verehrung zuteil wird, besonders in der griechisch-orthodoxen Kirche. Ich habe noch nie eine griechisch-orthodoxe Kirche besucht – sei es in den USA oder im Ausland – in der es keine Ikone der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind an prominenter Stelle zur Verehrung gab. Am 15. August, Maria Himmelfahrt, wird der Todestag der Jungfrau und ihre Aufnahme in den Himmel als Hochfest mit großem Pomp gefeiert – ähnlich wie Weihnachten (die Geburt ihres Sohnes) und Ostern (die Feier der Auferstehung ihres Sohnes von den Toten).
    Wie Maria ist auch die griechische Göttin Nyx dafür bekannt, dass sie aus sich selbst heraus Nachkommen hervorgebracht hat. Sie könnte eine der ersten Frauen sein, die sich fragte: „Wer braucht eigentlich Männer?“ Auch wenn berichtet wird, dass sie mit ihrem Gefährten Erebos gemeinsame Kinder hatte, so hat sie doch den größten Teil ihres Nachwuchses alleine zur Welt gebracht. Hypnos (der Schlaf), Oneira (die Träume), Charon (der Fährmann der Toten), die Schicksalsgöttinnen (die Moiren und die Keren), die Hesperiden, Nemesis (die Vergeltung), Apate (der Betrug), Philotes (die Freundschaft), Geras (das Alter) und Eris (der Konflikt) wurden alle ohne männliches Zutun geboren. Ein frühes Beispiel für „Sisters are doing it for themselves.“
VEREHRUNG DER WEIBLICHKEIT
    Das Wunder der Fruchtbarkeit, das auch Nyx und Maria auszeichnet, bildet die Grundlage für die Verehrung der weiblichen Gottheit in den meisten ihrer Ausprägungen. Mit der Fruchtbarkeit steht auch die Natur, das Herdfeuer und das Heim in enger Verbindung. So herrschen die meisten der bekannten Göttinnen in den polytheistischen und monotheistischen Religionen in der Antike wie auch in unserer Zeit – etwa Gaia, Isis oder Kali – sowohl über die Erde als auch über das Heim, die Fruchtbarkeit, die Liebe und die innere Energie. Dies sind die Göttinnen, denen sich die Menschen schon immer zugewandt haben, wenn sie für die Familie, geliebte Menschen und ihre Heimat beten wollten.
    In der H OUSE OF N IGHT -Reihe zeichnet sich die Verehrung der Weiblichkeit vor allem durch Mitgefühl, Instinkt und eine tiefe Verbundenheit mit den Elementen Luft, Feuer, Wasser, Erde und Geist aus. Doch all dies ist durchdrungen von dem vielleicht stärksten Element von allen: von der allumfassenden Liebe und dem Schutz der weiblichen Gottheit.
    Die weibliche Gottheit wacht über ihre Kinder – und gleichzeitig können alle ihre Kinder darauf vertrauen, dass ihnen ihre Göttin zu Hilfe kommen wird, wenn sie sie im Gebet und im Ritual rufen. Gleich mehrfach erleben wir, wie Zoey Nyx anruft und um Hilfe bittet, und Nyx erwidert ihren Ruf häufig durch das schützende Element Geist. Zoey glaubt nicht nur, dass Nyx selbst sie beschützt, sondern auch, dass ihre eigene Macht über die Elemente, eine Gabe der Nyx, ihr bei Gefahr zur Seite steht. Und ihr Kreis teilt diesen Glauben mit ihr. Außerdem erleben wir, dass Zoeys Anhänger, selbst wenn sie sich zum Teil der dunklen Seite zugewandt haben, immer von Nyx die Gelegenheit erhalten, zum Licht zurückzukehren.
    Zoeys Vertrauen und ihr Glaube an Nyx sind dem Glauben nicht unähnlich, den Christen der Mutter aller Heiligen, Maria, entgegenbringen. Das vertraute Bild der Jungfrau, die ihr Kind Jesus im Arm hält, ist nicht nur ein Symbol für die Mutter, die ihr Kind beschützt, sondern steht für den Archetyp der Großen Mutter, die all ihre Kinder behütet. In der griechisch-orthodoxen Kirche kann man jeden Heiligen um Schutz oder Beistand bitten, doch in Zeiten der Angst wird die Jungfrau Maria am häufigsten angerufen. Auf Griechisch lautet ihr häufigster Name
Panaghia