O diese Rasselbande
knirscht Fridolin, „aus dem machen wir Hackfleisch.“
„Davon haben wir das Zelt noch nicht wieder“, wirft Helmut ein.
Und wieder übermannt alle die Aufregung.
Das Zelt! Ihr schönes Zelt, auf das alle so stolz waren. So eine Frechheit, so eine bodenlose Gemeinheit. Das ist Diebstahl! Aber natürlich, zu mehr sind die ja auch nicht fähig. „Wir müssen es anzeigen“, schlägt Timm vor.
Silke schlägt sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
„Du meine Güte, dann kommt der Schlicke, als einziger Feldgendarm in der Umgebung, und macht ein langes Protokoll, und heraus kommt nichts - rein gar nichts! Der Rotfuchs wird ihm die Hucke vollügen. Ihr wißt doch, wie das bei der Polizei geht, mit Beweisen und so. Was können wir denn beweisen! - Nichts! -
Man wird sagen, es kann auch ein Landstreicher gewesen sein. Und auf dem Gericht dauert es immer ewig. Da haben sie alle wundervoll Zeit, sich auszudenken was sie sagen wollen und sie werden unser Zelt verstecken, daß niemand es wiederfindet.“
„Wenn sie es nicht überhaupt verbrennen“, prophezeit Jule düster.
Diese Möglichkeit ruft tiefes Schweigen hervor. Es ist eine zu große Ungeheuerlichkeit.
„Sind keine Spuren zu finden?“ fragt Bodo endlich.
Silke schüttelt traurig den Kopf.
„Nichts, ich habe alles abgesucht, die ganze Übungswiese und den Waldrand. Ich hatte auch die Hoffnung, einer hätte vielleicht etwas liegen gelassen, dann hätte ich Bella auf ihre Spur setzen können. Es lag nur das verkohlte Holz von unserem Lagerfeuer umher.“
Helmut hat die ganze Zeit überlegt, jetzt sagt er:
„Wir müssen das Zelt wiederhaben, aber wir müssen uns selbst helfen. Wenn die Großen eingreifen, ist alles verloren. Es ist auch besser, wenn du deinem Vater nichts sagst, Silke.“
„Was willst du denn machen?“ fragt sie.
„Wir werden ihn fangen, und dann werden wir ihn zwingen zi sagen, wo das Zelt liegt.“
„Als ob der das sagen würde!“
„Wir werden ihn eben so lange gefangenhalten, bis er es sagt. Wenn er merkt, daß wir es ernst meinen, wird er schon Angst kriegen.“
„Er kriegt gar keine Angst“, fällt Onkel ein, „weil er ganz genau weiß, daß das Dorf ihn suchen wird, wenn er verschwunden ist.“
„Wir werden uns als Indianer verkleiden, aber ganz echt, genau nach Karl May. Dann werden wir ihn an den Marterpfahl binden und solange prügeln, bis er es sagt“, schreit plötzlich Fips und fuchtelt mit den Armen. Seine Augen funkeln vor Rachgier.
»Wir werden ihm ordentlich Angst machen. Wir legen Kriegsbemalung an und machen ein Fest daraus mit einem Indianertanz.“
Fips sieht plötzlich ganz ungeahnte Möglichkeiten, seinen Indianertanz voll zur Geltung zu bringen.
Das ist eine Idee! Das ist überhaupt die richtige Idee!
Sie werden einen richtigen Gefangenen haben und ein großes Fest feiern. Sie werden ihn an den Marterpfahl binden und solange versohlen, bis dieser freche Dieb das Zelt wieder herausrückt.
„Meinst du, ich sollte es wirklich nicht Vater sagen?“ wendet sich Silke nun doch etwas bedenklich an Helmut.
„Nein“, sagt Helmut fest, „wenn doch noch Polizei dazwischen kommt, soll kein Erwachsener etwas davon gewußt haben. Das ist eine Angelegenheit der Rasselbande und es ist unser Zelt. Dein Vater hat es uns geschenkt, also müssen wir uns selbst helfen.“
„Aber wir werden einen ganzen Tag Zeit verlieren“, meint sie. „Heute ist erst Donnerstag und vor Sonnabend können wir nichts unternehmen.“
„Das macht nichts, das Zelt haben sie längst versteckt, und wenn vorläufig alles ruhig bleibt, werden sie sich um so sicherer fühlen. Ich komme heute heraus und wir legen den Plan fest und beginnen mit den Vorbereitungen.“
Die Schulglocke beendet diese Beratung.
Heute haben die Lehrer zum ersten Mal wieder Gelegenheit zur Unzufriedenheit. Niemand paßt recht auf. Alle sind mit ihren Gedanken bei dem verschwundenen Zelt und dem frechen Dieb, und jeder denkt darüber nach, wie man es ihm am sichersten wieder abjagen kann.
Fips verbessert in Gedanken seinen Indianertanz. Er will eine Menge groteske Sprünge hineinbringen, um das Entsetzen des Gefangenen zu steigern. Es soll ein ganz großes Fest werden, und fast ist er nicht mehr böse, daß das Zelt weg ist.
Am Nachmittag holt Silke Helmut von der Bahn ab und sie fahren gleich hinauf zur Burg. Helmut will sich alles erst einmal ansehen und einen Plan zurechtlegen.
Später sitzen sie dann im Turmzimmer. Helmut arbeitet den
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