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O diese Rasselbande

O diese Rasselbande

Titel: O diese Rasselbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Ditter
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sie euch endlich mal ordentlich erwischt!“
    Die Klasse flammt auf.
    Fips vergißt vor Wut, daß sein rechter Arm steif ist und wischt damit über den lästigen Turban.
    „Wie!“ schreit er, „wir haben sie erwischt!“
    Vaddi hält mit Lachen inne.
    „Ääh“, macht er schadenfroh, „genau so siehst du aus, Fips, als hätten die anderen Prügel bekommen und du hättest nur zugesehen.“
    „Von wegen“, schreit Fips zurück, „bei den anderen nützen schon keine Umschläge mehr; die sind eines schnellen und qualvollen Todes gestorben.“
    Und weil er in seinem Zorn viel zu viel herumhampelt, rutscht ihm der ganze Verband über die Augen. Fluchend beginnt er an ihm herumzuziehen, um den Anfang zu finden und die ganze Vermummung abzuwickeln. Aber je mehr er wickelt, um so mehr verhaspelt er sich in die immer länger werdende Binde. Vaddi ist in seinen Stuhl gefallen und die Tränen laufen ihm über die Backen vor Lachen.
    Zum ersten Mal läßt die Klasse einen Kameraden im Stich. Auch sie liegen über den Bänken und lachen - lachen über Fips und seine Verwicklungen.
    Wütend reißt er sich den letzten Verband herunter und steht mit heilem Kopf da.
    »Ich habe es satt mit euch“, schreit er zornrot, „ich gehe ins Bett“, packt seine Schultasche und verläßt, das geschiente Bein nachziehend, hinkend die Klasse. Die Tür fällt mit solcher Wucht ins Schloß, daß man erwarten müßte, daß der Kalk von der Wand fällt. -
    Von nun an lebt die Rasselbande immer in gewisser Spannung, wenn sie sich in ihren Jagdgründen aufhält. Von nun an schaukeln immer einige Beobachter in den Wipfeln der Bäume, die Burg und Spielwiese bewachen. Aber der Rotfuchs und seine Horde scheinen von den Prügeln genug zu haben. - Es geschieht nichts mehr.

VII

    An einem schönen Nachmittag steht Silke wieder einmal allein am Rand der Wiese, um ein paar stille Stunden in ihrem Turmgemach zu verbringen. Sie stutzt. - Warum sieht die Wese heute so anders aus? In der ersten Sekunde ist es ihr nicht gleich klar. Doch dann lähmt sie der Schreck. -Das Zelt ist fort, leer ist der Platz, an dem es gestanden hat. Das Zelt, der Stolz der Rasselbande, ist weg. Silke wischt sich über die Augen, dann eilt sie zu der Stelle, wo des Abends das Lagerfeuer brennt. Am liebsten möchte sie rufen, möchte schreien, aber ach, es würde nichts nützen. Niemand ist in der Nähe, und sie wird das Furchtbare eine ganze Nacht allein mit sich herumtragen müssen; denn der Vater ist verreist und kann keine Hilfe bringen.
    Am anderen Morgen hastet Silke vom Bahnhof in die Schule. Sie kann gar nichts anderes denken als:
    „Das Zelt ist weg!“
    Mit Absicht ist sie ganz hinten in den letzten Wagen eingestiegen, um nicht mit den Kameraden zusammen fahren zu müssen. Im Zug hätten sie doch nicht miteinander darüber reden können, da immer noch Schüler aus anderen Klassen mit
    im Abteil sind. Die Rasselbande macht ihre Angelegenheiten immer nur unter sich ab.
    Sie saust die Treppe hinauf. Im dritten Stock muß sie im Gang erst einen Augenblick stehen bleiben und Luft holen. Die Aufregung hat sie wieder ganz und gar übermannt. Sie hat fast nicht geschlafen heute nacht. Ausgerechnet jetzt, wo der Vater verreist ist, wird das Zelt gestohlen. Sie saust in die Klasse und stürzt sich gleich auf Helmut, packt ihn am Arm und zieht ihn zum Katheder.
    „Pfeif“, schnauft sie, „pfeif!“ Helmuts Alarmpfiff ertönt und die Jungen werden aufmerksam.
    „Es ist etwas Schreckliches geschehen!“ ruft Silke. „Das Zelt ist weg!“
    Die Rasselbande versteht nicht gleich.
    „Wieso, das Zelt ist weg!“
    „Es ist weg, es ist gestohlen“, schreit Silke ganz verzweifelt über so viel Schwerfälligkeit der Jungen. Da bricht der Tumult los. Sie stürmen das Katheder, als wollten sie das Mädel umrennen, und alles schreit durcheinander. Silke versteht kein Wort und hält sich die Ohren zu. Onkel packt sie fest beim Arm.
    „Das ist doch ganz und gar unmöglich“, schreit er dicht an ihrem Ohr. „Wer soll denn d as Zelt da oben weggenommen haben, wo niemand hinkommt!“
    Silke reißt sich los und reibt den schmerzenden Arm.
    »Das ist doch ganz klar“, sagt sie, „das war der Rotfuchs mit seinen dreckigen Wegelagerern. Das haben sie aus Rache gemacht, weil wir sie so verbläut haben. Und ausgerechnet jetzt muß mein Vater verreist sein.“
    Bei dem Namen Rotfuchs ist es ruhiger geworden. Natürlich, der Rotfuchs war es, das ist so klar wie etwas.
    „Na warte“,

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