O diese Rasselbande
Angriffsplan aus und Silke sieht die Waffen nach. Es müssen eine ganze Menge Pfeile ersetzt werden. Genug Farbe für die Kriegsbemalung muß beschafft werden, und sie brauchen noch viele bunte Federn für den Kopfschmuck der tapferen Krieger. Silke setzt sich auf den Söller und beginnt neue Federn bunt zu färben, während Helmut mit seinem Plan beschäftigt ist. Gegen Abend fahren beide hinunter und pirschen sich vorsichtig in den Obstgarten, um einen Wäschepfahl zu entführen. Hühnchen darf das nicht merken, damit sie kein Gezeter anstimmt. Es ist gar nicht so leicht, das lange Ding in dem kleinen Wagen unterzubringen. Es ragt viel zu weit heraus. Man muß den Pfahl aufstellen und Helmut muß ihn im Stehen im Wagen festhalten. Silke fährt ganz langsam wieder den Berg hinauf. Dann bringen sie den Pfahl im Hof unter. Am Abend kommt der Vater von seiner Reise zurück, und Silke ißt hastig ihr Abendbrot und verabschiedet sich mit einem schnellen Kuß. Es ist zu schwer, den Mund halten zu müssen.
An diesem verdammten Sonnabend schleichen die Stunden nur so dahin. Es ist zum Auswachsen. Aber schließlich hat jede Qual einmal ein Ende und die Rasselbande stürmt aus der Schule. Die einen zur Bahn, die anderen in die Stadt zum Essen. Zu Hause nimmt man sich mächtig zusammen. Man weiß ja, wie das ist. Ausgerechnet an einem so wichtigen Tag wie heute kann leicht etwas dazwischenkommen. Deshalb verduftet jeder so schnell er kann. Je eher man oben ist, desto eher kann es losgehen. Man stopft das Essen in die Tasche, das Mutter für das Wochenende bereitgestellt hat, und dann nichts wie ab!
Helmut ist für heute bei Forstmeister Braun zum Mittagessen eingeladen. Die beiden Kinder fahren zusammen.
Nach dem Essen packt Silke eine Wäscheleine und eine Wolldecke in den Wagen und dann schlendert sie noch einmal in die Küche.
„Hühnchen“, sagt sie möglichst harmlos, „wo hast du eigentlich Petroleum?“
Hühnchen sieht von ihren Kochtöpfen auf.
„Petroleum?“ fragt sie erstaunt, „wozu brauchst du sowas?“
„Och, ich brauche nur ein ganz klein bißchen für unser Lagerfeuer.“
„Lagerfeuer!“ empört sich Hühnchen, „was für ein Larifari! Seit diese Jungens hier herumlungern, bist du gar nicht mehr mein Küken, sondern eine wilde Hummel geworden.“
„Och, Hühnchen, und du bist gar nicht mehr mein Hühnchen, sondern ein oller Brummbär.“
Hühnchen muß lächeln.
„Sag’ schon“, bettelt Silke.
„In der Besenkammer“, brummt Hühnchen.
Silke flitzt in die Besenkammer und greift sich die Petroleumflasche. Raus ist sie wieder.
So, nun noch schnell den Flickkorb. Hastig sucht sie sich einen Arm voll alter Flicken heraus und macht sich davon. Kaum ist sie im Wagen, fährt Helmut an. Beide atmen auf. Sie haben, was sie brauchen.
Im Turmzimmer angekommen, beginnt Helmut mit Umkleiden. Er schlüpft in den Indianeranzug und reibt das Gesicht mit brauner Farbe ein. Auf den blonden Kopf drückt er den hohen Federschmuck, der ihm weit den Rücken herunterhängt. Nun ist aus Helmut Winnetou, der große Apachenhäuptling, geworden. Sein Gesicht ist ernst bei allem, was er tut. Seine Gedanken sind bei dem, was nun kommen wird.
Einzeln kommen die Jungen aus den Nachbardörfern, und endlich erscheint auch die Stadtgruppe, wie immer geschlossen. Alle beginnen sich in Indianer umzuwandeln. Helmut steckt seinen kleinen Tomahawk ein und begibt sich in den Innenhof. Hier, bei dem großen Häuptlingsstein, wird die Beratende Versammlung zusammentreten. Auch Silke ist fertig. Sie hat den breiträndrigen Cowboyhut auf, den beschlagenen Gürtel um die schlanke Taille gegürtet und ein rotes Tuch um den Hals. Sie ist die weiße Squaw unter ihren roten Brüdern. Ein Indianer nach dem anderen tritt zu ihnen. Alle haben sie einen hohen Federschmuck auf, und man muß sich wundern, wie sie die ganze Verkleidung so schnell zusammengebracht haben. Helmut läßt sich auf dem Häuptlingsstein nieder und beginnt mit einer echten Indianerrede.
„Meine roten Brüder haben gehört, welch ungeheuere Tat geschehen ist. Unser Wigwam ist von frevelnder Hand abgebrochen und entführt worden. Der rote Fuchs und seine feigen Hunde haben es entweiht und Manitu, der Gott aller roten Krieger, wird sie bestrafen.
Meine Brüder mögen nun ihr Kriegsbeil ausgraben und sich auf den Kriegspfad begeben. Wir müssen den Rotfuchs fangen und hierherbringen, damit er gesteht, wo er unser Zelt versteckt hält. Meine roten Brüder mögen
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