O diese Rasselbande
Helmut nun an ihn.
Fips hat feuchte Hände. Hier ist kein Schrank mehr, sondern das ganze Lehrerkollegium, und was er sagt, muß Hand und Fuß haben.
„Die Jahre, die wir jetzt zubringen, sind ausgefüllt mit Schlafen, Essen und Schule. Schule vormittags, Schule nachmittags. Immer dasselbe. Unsere Eltern sagen, das müßte so sein, damit wir fürs Leben ertüchtigt würden. Die Schule ist für uns das Klassenzimmer mit seinen vier Wänden und die Bücher, und wenn wir nach Hause kommen, dann sind da wieder vier Wände und die Bücher. Und so geht das viele Jahre. Wir möchten aber mehr. Wir möchten was erleben. Selbst erleben, nicht immer nur aus Büchern alles erlesen.“
„Ja, da hast du recht, aber wie kann man in der Schule etwas erleben?“
„Mein Vorschlag ist zum Beispiel der“, fährt Fips fort, „daß wir in der englischen Stunde nicht nur die ,Schatzinsel‘ übersetzen, sondern englische Schulfreunde haben. Wir müßten Herrn Professor Oppermann bitten, an englische Schulen zu schreiben und uns einen Briefwechsel mit einer englischen Schulklasse zu vermitteln. Wir würden hören, wie englische Jungen leben, was sie freut, und wir könnten in den Ferien mit Herrn Studienrat Oertel nach England fahren.“
„Und das Geld!“ ruft Fridolin. Allmählich kommen sie ins Fahrwasser. Und nun kommen sie auf die Reisekasse zu sprechen, in die jeder zahlen soll, der seine englischen Vokabeln nicht gelernt hat.
Vaddi grinst von einem Ohr zum anderen.
Dann tragen sie ihren Wunsch vor, auch einmal nach Hamburg zu reisen, die Fabriken zu sehen und mit jungen Lehrlingen zu sprechen. Vielleicht würde es dem einen oder dem anderen unter ihnen einmal die Berufswahl erleichtern, wenn sie in Büros und Fabriken hineinschauen können. Und was können sie zusätzlich lernen auf diesen Reisen! Sie lernen sich frei und selbständig bewegen und ihre eigenen Sachen selbst in Ordnung halten. Denn, so meinen sie, um fürs Leben ertüchtigt
zu werden, muß man doch nicht eingesperrt sein, und Jule bringt den erhabenen Satz seines großen Bruders an:
„Sie sind mit Büchern vollgefüttert, aber nicht satt.“
Ihr ausgeprägter Sinn für Mätzchen bricht sich nun doch Bahn. Auch bei einer so feierlichen Angelegenheit wie der heutigen kommt ihr Übermut für einen Augenblick zum Vorschein. Warum sollen sie ihren Lehrern verschweigen, was hier und da von Vater oder Mutter mißbilligend geäußert wurde. Die Gelegenheit, alles offen aussprechen zu können, ist sowieso einmalig.
Fridolin bringt natürlich seine Stuhlgeschichte an.
„Latein kannste, aber einen einfachen Stuhl heilmachen, kannste nicht, und dafür bezahle ich das viele Schulgeld“, hat Vater gesagt.
Damit sind sie beim Handfertigkeitsunterricht angelangt. Für die, die lieber basteln als zeichnen, wäre das doch eine feine Sache.
Jule erzählt, was er alles in der Wohnung des Herrn Oberlehrer Binder gesehen hat, und wie gern sie lernen wollten, mit Bast oder Holz oder gar Schmiedeeisen umzugehen. Das rechnen sie nicht als Mehrarbeit, sie glauben, daß es ein Vergnügen sein muß, wenn man stundenlang mit dem Kopf gearbeitet hat, auch mal etwas zwischen die Finger zu bekommen. Ganz abgesehen von dem Taschengeld, das gespart werden kann, wenn sie ihre Geschenke selbst anfertigen können.
„Das Geld ist dann wieder für die Reisekasse“, wirft Helmut ein und lacht Fridolin an. Dann wendet er sich an die zuhörenden Lehrer.
„Wenn wir den Handfertigkeitsunterricht nicht als Mehrarbeit rechnen, so wissen wir doch genau, daß dieser Unterricht für Herrn Oberlehrer Binder eine ziemliche Mehrarbeit bedeutet. Der Handfertigkeitsunterricht kann also nur eine persönliche Bitte an ihn sein.“
„Mit Speck fängt man Mäuse“, denkt der Oberlehrer und lacht, denn die Kollegen sehen zu ihm hin.
Helmut tauscht einen schnellen Blick mit Vaddi, denn der Tip kam von ihm.
„Ihr müßt nicht denken, daß das alles so aus den Ärmeln zu schütteln ist, was ihr da wollt“, hatte er gesagt.
Und jetzt kommt die große Sache mit dem Landschulhaus. Helmut erzählt von seinem Vater und von dem Landschulhaus der Lübecker Schule.
„Und das wollen wir“, ruft er. „Wir wollen uns ein kleines Landschulhaus selbst bauen. Viele Schüler in unserer Schule werden freiwillig helfen wollen. Viele Väter haben uns ihre Hilfe versprochen durch Holz und Baumaterial. Herr Forstmeister Braun wüßte ein Stückchen Land am kleinen See mitten im Wald, und er würde uns helfen,
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